Not im Schweizer NationalteamHilfe! Dringend neue Kräfte für Murat Yakin gesucht
Die Partien gegen Serbien und Spanien in der Nations League sind wegweisend – und für Spieler wie Dereck Kutesa, Miro Muheim oder Noah Okafor die Chance, sich zu präsentieren.
- Die Schweiz kämpft in der Nations League gegen Serbien (am Freitag) und Spanien (am Montag) gegen den Abstieg.
- Mehrere wichtige Spieler sind verletzt oder gesperrt, was Nationaltrainer Murat Yakin zu Umstellungen zwingt.
- Doch die Einsatzzeiten der Spieler aus der zweiten Reihe sind verschieden.
In den letzten Länderspielen des Jahres geht es für die Schweiz darum, den Abstieg aus der Gruppe A der Nations League zu verhindern. Gegen Serbien zählt am Freitag nur ein Sieg, sonst steht der Abstieg bereits vor der letzten Runde fest. Doch ausgerechnet jetzt fehlen Murat Yakin etliche Spieler.
Manuel Akanji, Denis Zakaria, Dan Ndoye, Michel Aebischer, Ruben Vargas, Nico Elvedi und Becir Omeragic sind nicht mit dabei, was Yakin zu Wechseln zwingt. Diese Situation könnte für Spieler aus der zweiten Reihe zur Chance werden – eine Auswahl:
Noah Okafor: Not macht nachsichtig
Man kann sich ungefähr vorstellen, wie frustrierend das für Noah Okafor gewesen sein muss. Bei der AC Milan hatte er in der Vorsaison 36 Spiele bestritten. Meistens als Einwechselspieler und selten über 90 Minuten, aber wie viele Schweizer Spieler können sonst von sich behaupten, regelmässig für einen Club wie Milan zu spielen?
Natürlich hätte Okafor sich gewünscht, bei der EM in Deutschland zu spielen. Doch als einer von vier Schweizer Feldspielern absolvierte er keine einzige EM-Minute. «Die Intensität, die Bereitschaft, zu zeigen, dass er spielen möchte, habe ich bei ihm vermisst», sagte Yakin nach dem Turnier.
Zu hören ist, dass Okafor sich im Sommer nicht immer professionell verhalten habe. Er sei unzufrieden gewesen über seine Reservistenrolle. Das habe wiederum dazu geführt, dass der 24-Jährige zuletzt gar nicht mehr berufen worden sei – und es erinnert an sein Ende in Basel.
Im Winter 2020 verliess Okafor die Basler und wechselte zu RB Salzburg. Sein Vater schrieb damals in einem sozialen Netzwerk: «Unter Koller hat er nicht mehr gespielt. Immer Bank.» Auch damals war es die Unzufriedenheit über zu wenig Einsatzzeiten.
Im aktuellen Aufgebot ist der 24-Jährige nun wieder dabei, zum ersten Mal seit der EM. «Menschen machen Fehler», sagt Yakin. Der Trainer hätte aber wohl kaum einen so raschen Sinneswandel vollzogen, wäre Ruben Vargas nicht ausgefallen. Not macht eben nachsichtig.
Dereck Kutesa: Taten statt Worte
Murat Yakin ist kein Fan davon, wenn Aufgebote – und besonders Nicht-Aufgebote! – öffentlich diskutiert werden. «Mit Worten hat man bei mir selten etwas erreicht», sagt der Nationaltrainer, «ich bin ein Fan von Leistungen auf dem Platz.» Er meint damit: Dereck Kutesa.
Über die Leistungen des 26-Jährigen in dieser Saison muss man nicht diskutieren: Kutesa hat für Servette neun Tore geschossen, die mit Abstand meisten in der Super League. Er hat auch die meisten Schüsse aller Spieler abgegeben, er hatte die meisten Ballkontakte im gegnerischen Strafraum und die meisten Eins-gegen-eins-Duelle bestritten.
Auch darum war der Servette-Spieler enttäuscht, als er im Oktober nicht aufgeboten wurde. «Vielleicht spiele ich für Angola», sagte er. Worte, die ein paar Wochen später ganz anders klingen: «Ich bin Schweizer. Deshalb stand ein Wechsel zu Angola am Anfang eigentlich nie zur Diskussion.»
Kutesa dürfte seine Chance kriegen. Und dann wäre auch klar, dass er künftig nur noch für die Schweiz spielen kann.
Miro Muheim: Das Casting hinten links
Eine schöne Geschichte ist es schon mal. Als Miro Muheim am Montag zum Nationalteam einrückt, tut er das mit ganz vielen Kindheitserinnerungen. Er wuchs in Zürich auf, mit sechs trat er in den FCZ ein. Nun könnte er im Letzigrund zu seiner Länderspielpremiere kommen.
Für Muheim hat Yakin eines seiner ungeschriebenen Gesetze gelockert: Er werde keine Spieler aus zweiten Ligen aufbieten, hat der Nationaltrainer auch schon gesagt. Muheim spielt seit zwei Jahren für den Hamburger SV, mit sieben Assists ist der Linksverteidiger aktuell der beste Vorbereiter in der 2. Bundesliga. Da kann man schon mal seine Meinung ändern.
Zumal auf kaum einer Position das Casting so dringend ist wie hinten links. Über ein Jahrzehnt lang war das nicht nötig, da reiste Ricardo Rodriguez an, erbrachte seine Leistung und reiste wieder ab. Aber dieser Rodriguez ist 32, bei Betis Sevilla macht er eine schwierige Phase durch. Und wegen der Not im Abwehrzentrum wird er womöglich als Innenverteidiger gebraucht.
Höchste Zeit also, Nachfolger aufzubauen. Mit Ulisses Garcia hat Yakin eine On-off-Beziehung, trotz des guten Länderspiels zuletzt nominierte er den Genfer nach vielen Absagen erst nach. Und Basels Captain Dominik Schmid musste für den Zusammenzug im September verletzungsbedingt absagen, jetzt steht er nicht einmal im Kader – trotz des FCB-Höhenflugs.
Das ist womöglich die Chance für Muheim. Packt er sie, könnte Zürich auch zum Beginn seiner Karriere im Nationalteam werden.
Aurèle Amenda: Drängt er in die Lücke im Abwehrzentrum?
Einen Moment lang gerät Murat Yakin ins Stocken. Bei der Medienkonferenz vor dem Match gegen Serbien geht es am Donnerstag um die Neulinge. Der Trainer beginnt aufzuzählen und fragt dann: «Habe ich einen vergessen?»
Zwei der vier neuen Gesichter gehören Aurèle Amenda und Albian Hajdari, sie sind aus der U-21 nachgerückt. «Grosses Selbstvertrauen» hat Yakin bei ihnen erkannt und bezeichnet sie als «interessante Spieler». Aber natürlich sind die 21-Jährigen nur da, weil im Abwehrzentrum nicht nur wegen des Fehlens von Manuel Akanji (verletzt) und Nico Elvedi (gesperrt) eine grosse Lücke klafft. Amenda hat aus Frankfurt kaum Spielpraxis vorzuweisen, Hajdari ist in der Super League kein überragender Verteidiger. Für sie sprechen vorab ihr Alter und die Aussicht, dass sie dereinst zu ernsthaften Alternativen werden.
«Kreativ» will Yakin sein, um seine Abwehrprobleme zu lösen. Das könnte auch bedeuten, dass er in der Innenverteidigung Eray Cömert an die Seite von Rodriguez stellt, obwohl der frühere Basler in Valladolid inzwischen im Mittelfeld spielt. Bei der EM stand der 26-Jährige nicht im Kader.
Ardon Jashari: Was, wenn Granit Xhaka nicht mehr da ist?
Im Gegensatz zu Abwehr oder Sturm muss man sich um das Schweizer Zentrum aktuell keine Sorgen machen: Granit Xhaka ist eben erst zu einem der besten Spieler in Europa gekürt worden und denkt nicht daran, alt zu werden. Remo Freuler, sein ruhiger Begleiter, ist ebenfalls gesetzt.
Und trotzdem: Irgendwann wird der Tag kommen, an dem sich die Schweiz von dem Duo trennen wird. Wer übernimmt dann? Nun, Ardon Jashari gehört ganz sicher zum Kreis der Kandidaten.
Wer mit 22 Jahren über 100 Profispiele bestritten, sich beim FC Luzern als Captain bewährt und den Sprung ins Ausland geschafft hat, der muss Qualität haben. Beim FC Brügge hat Jashari sich etabliert und kommt auch in der Champions League zum Einsatz. Das sind gute Voraussetzungen für eine grössere Rolle im Nationalteam. Allerdings noch nicht bei diesem Zusammenzug.
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