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Zuerst Sturm, dann Minusgrade
Schneefallgrenze fährt Achterbahn – aber ein Wintermärchen gibts wohl nicht

Eine Sitzbank steht im Schneegestoeber, am Samstag, 25. November 2023, in Thierachern. Eine Kaltfront beschert dem Mittelland Schnefaelle bis ins Flachland. (KEYSTONE/Peter Schneider)
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In Kürze:
  • Am zweiten Adventswochenende sorgt stürmisches Wetter für Einschränkungen bei Weihnachtsaktivitäten.
  • Zwei atlantische Sturmtiefs beeinflussen die Wetterlage in der Schweiz.
  • Die Schneefallgrenze schwankt stark, Schnee gibt es vor allem in den Bergen.
  • Unter Einfluss eines Höhentrogs sind ab Sonntag Schneeschauer bis ins Flachland möglich. Danach wird es kälter.

Das zweite Adventswochenende steht vor der Tür. Das bedeutet: Die Vorweihnachtszeit wird fast überall mit Weihnachtsmärkten, Chlauseinzügen oder Sonntagsverkäufen zelebriert.

Das Wetter will allerdings nicht so recht mitmachen bei der besinnlichen Stimmung. Pünktlich auf das Wochenende hin kommt nämlich ordentlich Bewegung in die Atmosphäre – so sehr, dass der Glühweingenuss am Marktstand wohl nur mit Einschränkungen stattfinden wird.

Aber der Reihe nach. Die atmosphärischen «Unruhestifter», die uns in den kommenden Tagen beschäftigen werden, sind wie fast immer zu dieser Jahreszeit atlantische Tiefdruckgebiete. Bereits am Mittwoch hatte das Frontensystem eines allerdings eher schwach ausgeprägten Tiefs über Nordeuropa den Alpenraum erreicht. Dieses hatte noch Mühe, sich gegen die eher antizyklonale, also hochdruckdominierte Strömung über der Schweiz zu behaupten.

Mit solchen Mühen ist es nun aber definitiv vorbei. Im Verlauf des Donnerstags weicht die Zunge des Zwischenhochs, das zuvor noch Einfluss auf unser Wetter hatte, Richtung Spanien zurück. Damit wird das Einfallstor für atlantische Sturmtiefs nach Mitteleuropa weit aufgestossen. Und diese lassen sich nicht zweimal bitten.

Die Animation zeigt die Druckverhältnisse (auf Meereshöhe) und die Windgeschwindigkeit (Farben) auf 1500 Metern über Europa zwischen Donnerstagabend und Sonntagabend. Zwei Sturmtiefs ziehen in rascher Folge über den Kontinent. Das zweite Tief mutiert am Sonntag über dem Alpenraum schliesslich zu einem Höhentrog.

Ein erstes Sturmtief erreicht den europäischen Kontinent in der Nacht auf Freitag. Es zieht mit seinem Kern von Schottland über Norddeutschland Richtung Tschechien. Dieses Tief schaufelt zunächst feuchte und relativ milde Luftmassen vor sich her. Es regnet teils kräftig, wobei die Schneefallgrenze anfangs bis gegen 2000 Meter steigt.

Vor allem in der Höhe weht ein kräftiger Südwestwind. Auf den Jurahöhen muss mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Im Flachland der Alpennordseite wird der Wind vor allem im Verlauf des Freitagvormittags spürbar, wenn der Druck hinter dem abziehenden Tiefkern wieder ansteigt. «Wir rechnen dann mit Böen zwischen 60 und 80 km/h», sagt Yves Karrer von Meteo Schweiz.

Voraussichtlich am Freitagmorgen erreicht die Kaltfront des Tiefs die Alpennordseite. Diese ist jedoch eher zahm. Zwar dreht der Wind hinter der Front kurzzeitig auf Richtung Nordwest, und es wird kältere Luft herangeführt. Ein richtiges «Anzapfen» von Luftmassen polaren Ursprungs, die einen Wintereinbruch bis ins Flachland verursachen könnten, findet aber nicht statt.

Schneefallgrenze fährt Achterbahn

Das liegt daran, dass dem ersten Tief vom Freitag ein zweites atlantisches Sturmtief dicht auf den Fersen ist. Dieses ist etwas stärker und verdrängt die kühleren Luftmassen seines Vorgängers sofort wieder, indem es seinen eigenen Warmsektor zum Alpenraum schiebt und so wieder mildere Luft heranführt.

Die Schneefallgrenze im Alpenraum vollführt wegen dieser Verfolgungsjagd der Sturmtiefs zwischen Freitag und Samstag eine regelrechte Achterbahnfahrt: Bis am Samstagvormittag steigt sie mit milden West- bis Südwestwinden von etwa 1000 Metern rasch wieder bis gegen 2000 Meter an.

Im Verlauf des Samstagnachmittags überquert dann die nächste Kaltfront das Land von Nordwesten her. Es kommt also zum zweiten Kaltfrontdurchgang innerhalb von knapp 24 Stunden.

Höhentrog macht sich über den Alpen breit

Nun muss aber betont werden, dass die Wettervorhersagemodelle bei der Berechnung der Zugbahn dieses zweiten Tiefdruckgebiets grosse Mühe bekunden. In den letzten Tagen wurden teils sehr unterschiedliche, ja spektakuläre Varianten aufgetischt. So sah es noch vor kurzem danach aus, als würde es in Mitteleuropa und damit auch auf der Schweizer Alpennordseite am Samstag zu einem starken Sturm kommen, gefolgt von einem markanten Einschub von polaren Luftmassen. Dies hätte spätestens im Verlauf des Sonntags auch im Flachland für eine Schneedecke und somit winterliche Verhältnisse gesorgt.

«Dieses Szenario ist mittlerweile unwahrscheinlich», sagt Yves Karrer. So wie es jetzt aussieht, wird das Sturmtief am Samstag irgendwo über Westeuropa stecken bleiben. Gemäss dem europäischen Modell ECMWF, das erfahrungsgemäss die besten Leistungen im Mittelfristbereich liefert, wird sich der Kern des Tiefs dort auffüllen (abschwächen) und Richtung Süden direkt über die Schweiz ziehen. Gleichzeitig wölbt sich über dem Atlantik ein riesiges Hochdruckgebiet auf, das sich im Verlauf des Sonntags von den Azoren her bis nach Island erstreckt.

Die Karte zeigt den Druck (Linien) auf 5500 Metern und die Temperatur (Farbe) auf 1500 Metern über Europa am kommenden Montag (9. Dezember). Ins Auge stechen die Aufwölbung des Azorenhochs bis nach Skandinavien und der umfangreiche Höhentrog mit Kern über Norditalien/Südfrankreich.

Das führt dazu, dass dem Sturmtief über Europa regelrecht der Stecker gezogen wird. Das Hoch über dem Atlantik schnürt es von der Polarzirkulation und somit auch vom Nachschub an kalten Luftmassen ab.

Das ehemalige Sturmtief mutiert dadurch über Mitteleuropa zu einem umfangreichen Höhentrog – also einem Gebilde, das am Boden zwar keine nennenswerten Druckunterschiede (Isobarendrängung) mehr bieten kann, dafür aber mit relativ kalten Luftmassen in den höheren atmosphärischen Schichten angefüllt ist. Die Strömung dreht über der Schweiz zunächst auf nördliche, dann auf östliche Richtung. Zu Beginn der kommenden Woche stellt sich also eine Bisenlage ein.

Schnee bleibt im Flachland wohl eher Mangelware

Was bedeutet das nun konkret für das Wetter und einen möglichen Wintereinbruch in der Schweiz? Klar ist, dass sich eine Schneelage wie jene vom 21. November in den kommenden Tagen mit Sicherheit nicht wiederholen wird. Am Freitag und Samstag fällt zwar ordentlich Niederschlag, es ist aber zu mild für Schnee bis ins Flachland.

Ab Samstagabend sinkt die Schneefallgrenze gegen 600 Meter. Ab Sonntag wird es dann unter dem Einfluss des Höhentrogs schrittweise kälter. «Dann sind durchaus auch einzelne Schneeschauer bis ins Flachland möglich», sagt dazu Yves Karrer. Weil die Strömung aber auf Ost dreht, fehlt in der Folge mehr und mehr die Feuchtigkeit, die für ergiebige Schneefälle nötig wäre.

Prognostizierte Schneehöhe über Europa am Mittwoch (11. Dezember). Auch wenn die Vorhersage in diesem erweiterten Zeitraum unsicher ist, lässt sich doch eines sagen: Bei einer grossen Schneelage würde diese Karte anders aussehen …

So hält der Winter in der nächsten Woche zwar durchaus Einzug. Dies geschieht aber zumindest im Flachland vorderhand nicht in Form eines Schnee-Wintermärchens. Die kalte Jahreszeit dürfte sich eher in Form von Frostnächten mit deutlichen Minusgraden bemerkbar machen.

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