Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Panzer bleiben im Matsch stecken
Schlammschlacht in der Ukraine

Schlammiger Boden wird im März ein Vorankommen erschweren: Ein parkierter russischer Panzer in der Region Rostov im Süden Russlands am 25. Februar 2022.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Russische Panzer, die in der Ukraine im Schlamm feststecken: Schon jetzt kursieren im Internet solche Bilder. Dabei hat die Rasputiza noch gar nicht begonnen. Der russische Begriff bedeutet «Zeit der Wegelosigkeit» und meint jene Wochen, in denen heftige Regenfälle im Herbst beziehungsweise das Tauwetter im Frühling die Erde in tiefen Matsch verwandeln.

Aufgrund der besonderen Geografie ist die Rasputiza in den fruchtbaren Schwarzerdegebieten in der Ukraine, Belarus und Russland ein altbekanntes Phänomen. Für den weiteren Verlauf des russischen Angriffskrieges könnte es eine entscheidende Rolle spielen.

«Es gab bereits viele Situationen, in denen russische Panzer und andere Fahrzeuge über die Felder fuhren und stecken blieben. Die Soldaten waren gezwungen, sie zurückzulassen und zu Fuss weiterzugehen», sagt der ukrainische Militäranalyst Mykola Beleskow. «Dieses Problem wird sich noch verschärfen.»

«Der Frühlingsanfang ist ein schlechter Zeitpunkt, um in die Ukraine einzumarschieren.»

Spencer Meredith, Politikwissenschaftler

In diesem Jahr wird die Rasputiza voraussichtlich Mitte März beginnen. Wenn steigende Temperaturen und Regen den Boden schlammig machen, müssen «die Operationen auf den Asphalt der Strassen und Wege verlagert werden», schreibt der Militärhistoriker Michel Goya in der französischen Zeitschrift «Le Grand Continent». Die Truppen müssen dann in Kolonnen auf den Verkehrsachsen voranrücken, wo sie leichter angegriffen werden können.

Schon Napoleon und Hitler steckten fest

«Der Frühlingsanfang ist ein schlechter Zeitpunkt, um in die Ukraine einzumarschieren», schrieb der Politikwissenschaftler Spencer Meredith bereits wenige Tage vor Kriegsbeginn in einem Artikel für das Modern War Institute der US-Militärakademie West Point. Der Faktor Klima sei einer der grössten Trümpfe der Ukraine gegenüber der militärischen Überlegenheit Russlands, ist auch der US-Politikwissenschaftler Jason Lyall von der Dartmouth University überzeugt.

Wie die Rasputiza militärische Pläne durchkreuzen kann, zeigt die Geschichte. Napoleons Truppen hielt der Matsch im Herbst 1812 bei ihrem Rückzug aus Russland so lange auf, dass sie vom strengen Winter eingeholt wurden. Auch der Vormarsch der deutschen Wehrmacht Richtung Osten im Zweiten Weltkrieg wurde von der Schlammperiode gebremst. In umgekehrter Richtung verlangsamte die Rasputiza die sowjetische Gegenoffensive 1943.

Ein im Schlamm eingesunkener Lastwagen der Waffen-SS wird im Januar 1944 an einem Abschnitt der Ostfront entladen, um ihn später mit einem der drei deutschen Kampfpanzer (im Hintergrund) herauszuziehen. 

Knietiefer Matsch ist auch für die heutigen Militärfahrzeuge unüberwindbar. Die Invasion des russischen Präsidenten Wladimir Putin werde durch die Rasputiza ins Stocken geraten, sind sich Militärexperten einig. «Das Wetter spielt nicht für Putin», schreibt der Militärhistoriker Cédric Mas auf Twitter. Und der Ukrainer Beleskow prophezeit: Die russischen Truppen «werden am Boden festkleben».

AFP/sep