Architekturwettbewerb am SchauspielhausAm Pfauen soll ein Theaterrestaurant entstehen
Die Stadt sucht Architekten, die die Bühne im Schauspielhaus am Heimplatz modernisieren, ohne sie optisch gross zu verändern.
- Stadtpräsidentin Corine Mauch eröffnete den Architekturwettbewerb für das Schauspielhaus am Pfauen.
- Der Stadtrat plante ursprünglich einen Neubau, der Gemeinderat stimmte jedoch dagegen.
- Die Sanierungskosten werden etwa 120 Millionen Franken betragen, ohne Provisoriumskosten.
- Das Bauprojekt umfasst eine Modernisierung der Bühne und eine Vergrösserung des Foyers.
Die Künstlerinnen und die Verantwortlichen am Schauspielhaus haben seit zweieinhalb Jahren auf diesen Tag gewartet.
Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) eröffnete am Mittwoch den Architekturwettbewerb für die sanfte Modernisierung des Schauspielhauses am Pfauen.
Der Stadtrat hatte sich eigentlich für einen kompletten Neubau der Bühne ausgesprochen. Doch der Gemeinderat war dagegen. Im März 2022 sprach er sich mit 75 zu 39 Stimmen für eine «Sanierung mit kleinen Eingriffen» aus, bei der der heutige Charakter des traditionsreichen Theatersaals erhalten bleibt.
Mauch sagte deshalb am Mittwoch vor den Medien: «Am Pfauen müssen wir das Rad nicht neu erfinden.» Gleichwohl werde dieser Umbau eine Investition in die Zukunft des bedeutendsten Sprechtheaters der Schweiz sein. Das Schauspielhaus am Heimplatz habe eine internationale Bedeutung und könne seinem Ruf in der gegenwärtigen Infrastruktur nicht mehr gerecht werden, sagte Mauch.
Auch die Bausubstanz habe nach der letzten grossen Erneuerung im Jahr 1977 dringend eine Auffrischung nötig. «Wir versuchen für alle das Bestmögliche herauszuholen», versprach die Stadtpräsidentin.
Kostenschätzung nicht seriös möglich
Bauvorsteher André Odermatt (SP) sprach von der grossen Komplexität des Vorhabens. Es sei anspruchsvoller als ein Neubau auf der grünen Wiese. Was das Ganze kosten werde, könne er noch nicht seriös schätzen.
In der Gemeinderatsdebatte war der Stadtrat von Baukosten von 126 Millionen Franken ausgegangen, in der Bauausschreibung ist von geschätzten Erstellungskosten von 120 Millionen Franken die Rede.
Odermatt begründete die Differenz hauptsächlich mit ursprünglich eingeplanten Kosten für den Zukauf von benachbarten Liegenschaften, die inzwischen weggefallen sind. An der Ecke Rämistrasse/Hottingerstrasse sind heute ein Spar, ein Café und in den oberen Stockwerken Wohnungen untergebracht. Sie gehören privaten Eigentümerinnen. Die Übernahme dieser Gebäudeteile sei «leider» nicht zustande gekommen, sagte Corine Mauch.
Auf der anderen Seite habe die Teuerung das Projekt seit der Gemeinderatsdebatte auch verteuert, so Odermatt.
Provisorium beim Schiffbau?
Bei der Sanierung des Pfauensaals wird es aber nicht bei den reinen Erstellungskosten bleiben. Zusätzlich ins Geld gehen wird das Provisorium, in dem während der dreijährigen Bauzeit gespielt werden soll.
Es sei existenziell, dass die Pfauenbühne, als wichtigste Einnahmequelle des Schauspielhauses, nicht drei Jahre lang ausfalle, sagte Beate Eckhardt, Co-Präsidentin der Schauspielhaus Zürich AG. Sie sprach von einem «Schiffbau-Plus». Ob das Provisorium in die Nachbarschaft der zweiten Schauspielhausbühne beim Schiffbau in Zürich-West zu stehen kommt, wollte Eckhardt allerdings nicht bestätigen. Man sei derzeit intensiv auf Standortsuche.
Kosten werden auch der Wettbewerb und das Vorprojekt verursachen. Der Gemeinderat hat dafür bereits 14 Millionen Franken bewilligt.
Bühne wird abgesenkt, Foyer vergrössert
Angesichts der schwierigen Aufgabe wird das Bauprojekt im selektiven Verfahren ausgeschrieben. Von den Architekturbüros, die sich bewerben, wählt die 13-köpfige Jury zwölf geeignete Büros aus. Diese können dann innert drei Monaten ihre Lösungsvorschläge einreichen.
Ziel wird es sein, die Akustik und die Sicht für die Zuschauenden im Saal zu verbessern. Insgesamt bleibt der Theatersaal erhalten. Die Bühne und das Orchester sollen allerdings rund 80 Zentimeter abgesenkt und die Sitzreihen steiler angelegt werden. Weiter soll die Beleuchtung in die Balustrade integriert sein. Heute liegen die Scheinwerfer offen auf einem Absatz des Balkons.
Ein zentraler Teil ist die Neugestaltung des Foyers. Es soll deutlich grösser werden, indem die Flächen des heutigen Restaurants Teatro dem Schauspielhaus zugeschlagen werden, und es soll einen direkten Zugang zu einem Theaterrestaurant geben. Odermatt sprach von einem Begegnungsraum für Theaterfans auch ausserhalb der Spielzeiten.
Bis in der zweiten Jahreshälfte 2025 will die Jury das siegreiche Team auswählen, Ende 2028 stimmt das Volk über einen Baukredit ab, und zwischen 2030 und 2033 soll gebaut werden.
Ausverkaufte Aufführungen
An der Pfauenbühne geht am Donnerstag der Alltag unter dem neuen interimistischen Intendanten Ulrich Khuon weiter. Die neue Spielzeit wird eröffnet mit der Uraufführung «Frau Yamamoto ist noch da». Am Freitag ist sogleich die Premiere von Franz Kafkas «Die Verwandlung».
Nach der enttäuschenden letzten Spielzeit, in der die Aufführungen am Pfauen nicht einmal ganz zur Hälfte ausgelastet waren, konnte Beate Eckhardt erfreut verkünden, der Saal sei sowohl am Donnerstag als auch am Freitag ausverkauft.
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