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Schäden an Umwelt und Gesundheit kosten 1 Milliarde mehr

Alleine 9,5 der 11,8 Milliarden Franken gehen auf das Konto des Strassenverkehrs. Foto: Urs Jaudas
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Die Schäden, die der Verkehr der Umwelt und der Gesundheit der Bevölkerung zufügt, steigen rasant: Innert nur fünf Jahren sind die Kosten um 1 Milliarde Franken gestiegen und beliefen sich 2015 auf 11,8 Milliarden. Das geht aus einer Erhebung hervor, die das Bundesamt für Statistik gestern den Medien vorstellte. Bezahlt werden die sogenannt externen Kosten nicht von den Verursachern, sondern von Dritten oder der Allgemeinheit. Sie ergeben sich etwa aus Gebäudeschäden oder aus gesundheitlichen Problemen wie Asthma, hervorgerufen durch die Luftverschmutzung.

Die mit Abstand höchsten Umwelt- und Gesundheitskosten verursacht der Strassenverkehr: Alleine 9,5 der 11,8 Milliarden Franken gehen auf sein Konto. Die Kosten, die der Luftverkehr (1,2 Milliarden) und der Schienenverkehr (1 Milliarde) verursachen, sind ungleich tiefer. Allerdings ist auch das Verkehrsvolumen auf der Strasse deutlich grösser als jenes auf der Schiene; 70 Prozent aller Wege im Inland legten die Schweizerinnen und Schweizer mit Autos, Motorrädern, Bussen oder Trams zurück.

Zugfahrer zahlen mehr

Die Nutzer des motorisierten Privatverkehrs zahlten allerdings auch einen grossen Teil der gesamten Kosten selber, nämlich 86 Prozent. Zu den Gesamtkosten zählen neben den externen Kosten auch jene für das Fahrzeug, für die Infrastruktur und für Unfälle. Auch im Luftverkehr ist dieser Anteil hoch (81 Prozent). Aber obwohl die Passagiere auch für eine lärm- und emissionsabhängige Landegebühr aufkommen müssen, bleiben der Allgemeinheit noch Kosten von 1,1 Milliarden Franken.

Im öffentlichen Verkehr zahlen die Fahrgäste lediglich knapp 50 Prozent der Kosten selber, was politisch gewollt ist; die Bevölkerung soll mehr die öffentlichen Verkehrsmittel und weniger Auto oder Motorrad nutzen. Allerdings mussten auch sie sich 2015 stärker an den Kosten beteiligen als in den Jahren zuvor: Die öffentliche Hand hatte viel Geld in die Infrastruktur investiert, zum Beispiel in die Neat, und ein Teil der Ausgaben wurde auf die Fahrgäste überwälzt.

10 Millionen mehr Flugpassagiere

Die Schweizerinnen und Schweizer lassen sich die Mobilität viel kosten: 89,7 Milliarden Franken gaben sie 2015 für den motorisierten Verkehr aus – mehr noch als für das Gesundheitswesen (77,6 Milliarden). Dies entspricht einer Zunahme um 4 Prozent.

Seit 2010 haben sich die Kosten der verschiedenen Verkehrsmittel allerdings sehr unterschiedlich entwickelt, wie Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamts für Statistik, vor den Medien sagte. Am stärksten gestiegen, nämlich um 14 Prozent, sind die Kosten in der Luftfahrt. Sie beliefen sich 2015 auf 6,4 Milliarden Franken. In jenem Jahr landeten oder starteten 49,4 Millionen Passagiere auf einem Schweizer Flughafen – 10 Millionen mehr als noch fünf Jahre zuvor. Damit stiegen die Kosten aber weniger stark als die Zahl der Passagiere; die Fluggesellschaften, angetrieben durch die Billiganbieter, konnten die Effizienz steigern. Sie setzten grössere Flugzeuge ein, lasteten die Flugzeuge selber besser aus und strichen unrentable Flüge.

150 Franken gehen im Stau verloren

Eher überraschend sind die Kosten im Strassenverkehr zwischen 2012 und 2015 auf 72 Milliarden Franken gesunken. Ein Kilometer, in einem Personenwagen zurückgelegt, kostete nur noch 79 Rappen statt wie 2010 85 Rappen. Grund dafür ist alleine die sinkende Zahl der Unfälle. Alle anderen Kosten, etwa für Infrastruktur, Fahrzeug und Umwelt, blieben stabil.

Wenn es in der politischen Debatte darum geht, ob das Strassennetz weiter ausgebaut werden soll, monieren die Befürworter jeweils, dass im Stau viel Zeit verloren geht. Die sogenannten Stauzeitkosten sind allerdings nicht hoch: Die Erhebung weist lediglich 150 Franken pro Person aus.

Nutzer sollen mehr bezahlen

Das Verkehrsvolumen werde auch in den kommenden Jahren stark steigen, sagte Ulrich Seewer, Vizedirektor des Bundesamts für Raumentwicklung. Falls keine Massnahmen ergriffen werden, prognostiziert das Bundesamt für den öffentlichen Verkehr eine Zunahme um 50 Prozent innert der nächsten 20 Jahre. Um dem entgegenzuwirken, könnte etwa die Infrastruktur besser ausgenutzt werden, sagte Seewer. Man müsse aber auch darüber diskutieren, ob sich die Nutzerinnen und Nutzer über höhere Billettpreise oder über eine höhere Mineralölsteuer stärker an den Kosten beteiligen sollen.