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Neue Funktion auf Google Earth
Satellitenbilder im Zeitraffer: So stark hat der Mensch die Natur verändert

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Unser Planet ist in ständigem Wandel. Während natürliche Entwicklungen aber meist langsam vonstattengehen, hat der Mensch durch seine Eingriffe vielerorts weit schnellere, drastischere Veränderungen verursacht. Jetzt sind diese Veränderungen erstmals auch in Google Earth sichtbar und lassen sich interaktiv abrufen. Die neue Timelapse-Funktion ermöglicht einen Zeitraffer über die letzten 37 Jahre.

Um die 24 Millionen Satellitenbilder seit 1984 aufzubereiten, benötigten Tausende Rechner der Google Cloud mehr als zwei Millionen Stunden. Die Bilder entstammen den Satelliten der US-Raumfahrtbehörde Nasa, der Europäischen Weltraumorganisation ESA und dem US-Geological Survey. Sie zeigen den enormen Einfluss der Menschen auf die Natur. Hier ein paar eindrückliche Beispiele:

Städte werden aus dem Boden gestampft

Die Menschheit wächst und breitet sich aus, überall auf der Welt wird gebaut. Kleine Ortschaften sind in den letzten Jahrzehnten teilweise zu Mega-Citys angewachsen. Ein krasses Beispiel ist Hefei, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Anhui. Seit 1985 ist hier grüne Natur grauem Beton und Millionen von Menschen gewichen.

Das rasante Wachstum der chinesischen Stadt Hefei in den letzten 35 Jahren.

Im selben Zeitraum hat sich die Bevölkerung von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten fast verachtfacht. Dank eines jahrzehntelangen Baubooms ist aus dem einstigen Fischerdorf am Persischen Golf ein globales Handelszentrum mit 2,9 Millionen Einwohnern geworden. Wo früher nur Wüstensand war, stehen heute unzählige Häuser.

Die Aufschüttung künstlicher Inseln vor der Küste Dubais zeigt den menschlichen Eingriff in die Natur besonders deutlich.

Inzwischen gehört Dubai zu den meistbesuchten Städten überhaupt. Angelockt werden die Touristen unter anderem dank der weltweit höchsten Anzahl Wolkenkratzer mit über 300 Metern Höhe und dem höchsten Gebäude der Welt (Burj Khalifa, 828 Meter). Eine weitere Attraktion zeigt den menschlichen Eingriff in die Natur besonders deutlich: die Aufschüttung von Inseln wie Palm Jumeirah vor der Küste.

Aber nicht nur in Dubai, sondern überall auf der Welt schiessen künstliche Inseln aus dem Meer. Es ist ein Versuch der Menschen, dem selbst verursachten Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimaerwärmung entgegenzuwirken. Dieser hat schon zahlreiche natürliche Inseln verschwinden lassen, etwa in Mikronesien. Auch das kann man im Zeitraffer erkennen.

Gletscher schmelzen in rasantem Tempo

Hauptgrund für den steigenden Meeresspiegel ist das Abschmelzen von Gletschereis. Der Klimawandel lässt die Gletscher weltweit immer schneller auftauen, auch in der Schweiz. Besonders stark betroffen sind aber die Polarregionen. Grönland etwa, das zu 80 Prozent von einem permanenten Eisschild bedeckt ist, verliert siebenmal schneller Eis als noch in den 1990er-Jahren. Offensichtlich wird das bei diesen Satellitenaufnahmen aus dem Norden des Landes.

Die Gletscher in Grönland tauen wegen der Klimaerwärmung immer schneller auf.

Je schneller die Gletscher schmelzen, desto schneller schwillt der Meeresspiegel an. Im 20. Jahrhundert ist er durchschnittlich um 1,5 Millimeter pro Jahr gestiegen. Inzwischen sind es gemäss dem Weltklimarat IPCC schon 3,6 Millimeter. Das klingt nach wenig. Doch die Folgen sind dramatisch: In naher Zukunft könnte es vermehrt zu Flutkatastrophen kommen. Inseln wie die Malediven oder die Seychellen sind in ihrer Existenz bedroht. Weltweit sind Hunderte Millionen Menschen vom Schmelzen der Gletscher und dem Anstieg des Meeresspiegels betroffen.

Seen trocknen wegen Misswirtschaft aus

Der Aralsee in Zentralasien hatte bis Anfang der 1960er-Jahre eineinhalb mal die Fläche der Schweiz und war damit der viertgrösste Binnensee der Erde. Dann entschied das Sowjetregime, in der kargen Region Baumwollfelder anzulegen, die viel Wasser brauchten. Ein neues Bewässerungssystem wurde gebaut, das die Zuflüsse des Sees auf die Felder umleitete. Nach und nach trocknete der Aralsee aus, heute ist er fast ganz verschwunden.

Die Austrocknung des Aralsees gilt als eine der grössten menschengemachten Umweltkatastrophen.

Durch die lang andauernde Austrocknung zerfiel der See mittlerweile in mehrere erheblich kleinere Teile. Der ehemalige Seeboden ist heute eine Salzwüste. Stürme verteilen das Salz über Hunderte von Kilometern. Das schädigt Mensch und Umwelt. UNO-Generalsekretär António Guterres nannte es «die wohl grösste Umweltkatastrophe, die der Mensch in neuerer Zeit verursacht hat».

Auf fast allen Kontinenten leiden Seen unter der Kombination aus Übernutzung und extremer werdenden Dürren, wie «National Geographic» schreibt. Der Klimawandel erwärmt viele Seen schneller als die Meere und die Luft. Zusammen mit menschlicher Misswirtschaft führt die beschleunigte Verdunstung zu verstärkter Wasserknappheit – mit verheerenden Folgen für Tiere und Pflanzen. Beispiele sind der afrikanische Tschadsee und der Urmiasee im Iran.

Rohstoffabbau verdrängt die Natur

Auf der Suche nach Energiequellen hat der Mensch vielerorts keine Rücksicht auf die Natur genommen. So auch beim Braunkohleabbau in Deutschland. Der grösste und bekannteste Tagebau ist derjenige in Hambach in Nordrhein-Westfalen. Hier wird seit 1984 Braunkohle gefördert mit den grössten Baggern der Welt: 220 Meter lang, 96 Meter hoch und 13’500 Tonnen schwer.

Die deutschen Tagebaue Hambach (Mitte) und Inden (links) haben sich auf Kosten der Natur immer weiter ausgebreitet.

Im Zeitraffer sieht man, wie das Abbaufeld seit 1985 die Natur zurückgedrängt hat. Mittlerweile wird auf 43 Quadratkilometern Braunkohle gefördert – eine Fläche grösser als der Kanton Basel-Stadt. Dafür mussten bereits 2650 Menschen aus vier Gemeinden umsiedeln. Zudem wurde ein Grossteil des 12’000 Jahre alten Hambacher Forsts gerodet. Der Wald wurde mehrmals von Umweltaktivisten besetzt und gilt als Symbol des Widerstands der Anti-Kohlekraft-Bewegung.

Ein Viertel des weltweiten Strombedarfs wird durch Kohlekraftwerke gedeckt. Diese sind für 40 Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen verantwortlich und tragen damit wesentlich zum Klimawandel bei. Deutschland will im Zuge der Energiewende bis zum Jahr 2038 komplett aus der Kohleenergie aussteigen. Tagebaue wie in Hambach sollen dann renaturiert werden.

Abholzung zerstört den Regenwald

Wenn es ein Symbol für die Zerstörung der Natur durch die Menschen gibt, dann ist es der Amazonas-Regenwald, der grosse Teile Südamerikas bedeckt. Der weltweit grösste tropische Regenwald gilt als «grüne Lunge» der Erde und ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Seine Bäume speichern grosse Mengen CO₂. Wenn sie jedoch abbrennen, absterben oder abgeholzt werden, gelangt das Treibhausgas wieder in die Atmosphäre.

Genau das passiert seit Jahrzehnten, vor allem in Brasilien. Als Zentrum von Abholzungen und Brandrodungen gilt die Region Mato Grosso, was ironischerweise so viel bedeutet wie «grosse Wildnis». Von dieser ist immer weniger übrig. Die Satellitenbilder zeigen, wie viel grüner Regenwald seit 1985 Farm- und Weideland weichen musste.

Grüner Wald muss in der brasilianischen Region Mato Grosso immer mehr braunen Weideflächen weichen.

Vor allem für die Rindfleischproduktion und den Anbau von Soja, Mais und Weizen wird Wald gerodet. Im vergangenen Jahr verschwanden etwa 4300 Fussballfelder pro Tag – also drei pro Minute. Seit dem Amtsantritt von Jair Bolsonaro hat sich die Lage des Regenwalds weiter verschlechtert. Brasiliens Präsident will noch mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschliessen.

Kürzlich hat Bolsonaro zwar ein Ende der illegalen Abholzung des Regenwaldes bis 2030 in Aussicht gestellt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ihm das Ausland eine Milliarde Dollar zur Verfügung stellt. Am 22. und 23. April nimmt der brasilianische Präsident an einem von den USA organisierten virtuellen Klimagipfel teil, zu dem vierzig Staats- und Regierungschefs aus aller Welt eingeladen wurden.

Karges Land wird nutzbar gemacht

Dass die Natur nicht zwingend zerstört werden muss, sondern umgenutzt werden kann, zeigt das Beispiel des Solarparks Longyangxia im Nordosten Chinas. Karges Land wurde hier durch eine nachhaltige Technologie brauchbar gemacht. In nur wenigen Jahren ist eine riesige Anlage entstanden, deren Panels auch aus dem Orbit deutlich zu sehen sind. Und der Park wird weiter ausgebaut.

Im Nordosten Chinas wird in kurzer Zeit einer der grössten Solarparks der Welt gebaut.

Mit einer Leistung von 850 Millionen Watt war Longyangxia einst die grösste Fotovoltaikanlage der Welt, wurde inzwischen aber überholt, unter anderem von weiteren Parks im Land. China investiert schon länger in erneuerbare Energien und erzeugt am meisten Solarstrom weltweit, vor den USA, Japan und Deutschland.

Hoffnung machen auf den ersten Blick auch die Satellitenbilder der Provinz Al-Jawf im Norden Saudiarabiens. Hier wurde öde Wüste innert weniger Jahre in grünes, fruchtbares Land verwandelt. Dank einem der grössten unterirdischen Wasserreservoirs der Welt konnten riesige Felder mit Getreide, Obst und Gemüse bestellt werden. Aufgrund der Art der Bewässerung sind sie kreisförmig.

Mitten in der Wüste Saudiarabiens entstehen dank Bewässerung riesige Landwirtschaftsfelder.

Doch wie die meisten menschlichen Eingriffe in die Natur hatte auch das Abpumpen des Grundwassers Folgen, die Reserven wurden immer knapper. 2016 zog Riad die Notbremse und stellte die Produktion von Weizen ein, der seither importiert wird. Laut dem US-Forschungszentrum World Resources Institute gehört Saudiarabien heute zu 17 Ländern, in denen fliessendes Wasser extrem knapp ist und bald nicht mehr verfügbar sein wird.

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