Gewalt in BelarusWeissrussisches Regime nimmt Vater von Sasha Filipenko in Geiselhaft
Lukaschenkos Polizei verwüstet die elterliche Wohnung des in der Schweiz lebenden Schriftstellers und nimmt den Vater in Haft. Die Repression richtet sich gegen den regimekritischen Sohn im Exil.
Das sei ein neuer Tiefpunkt der Repression. Das sagt der in der Schweiz lebende weissrussische Schriftsteller Sasha Filipenko: Das Regime des Diktators Alexander Lukaschenko gehe nun nicht nur gegen seine Kritiker vor: «Sie nehmen auch die Eltern als Geisel.»
Filipenko selbst macht gerade diese bittere Erfahrung. Am Donnerstag gegen 8 Uhr morgens stürmte die weissrussische Polizei die Wohnung von Filipenkos Eltern. Acht Mann in Kampfuniformen. Filipenko schildert dem «Tages-Anzeiger», was dann geschah, so wie er es von seiner Mutter geschildert bekam: «Sie stürmten die Wohnung, warfen meine Eltern zu Boden. Meine Mutter ist 60, mein Vater 62 Jahre alt. Meinem Vater legten sie Handschellen an. So, als wäre er ein Schwerverbrecher.» Danach hätten die Polizisten die gesamte Wohnung durchsucht und verwüstet. Computer und Mobiltelefone nahmen sie mit. Ebenso den Vater.
Der Sohn wird beschuldigt
Zurück liessen Lukaschenkos Schergen nur eine eindeutige Botschaft. Der Mutter sagten sie zum Abschied: «Dafür könnt ihr euch bei eurem Sohn bedanken.» Der 39-jährige Filipenko hatte das Regime Lukaschenko und die Wahlfälschung wiederholt massiv kritisiert und war auch gemeinsam mit der oppositionellen Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja aufgetreten. 2021 hielt er sich mit einem Stipendium in der Schweiz auf und kehrte danach nicht mehr nach Belarus zurück, da auch ihm eine lange Haftstrafe drohte.
Wo der Vater sich jetzt befindet, weiss Filipenko nicht. Das sei nun das Wichtigste, sagt er dem «Tages-Anzeiger»: «Wir müssen herausfinden, wo er festgehalten wird.»
Seit den Protesten gegen die offensichtlich gefälschten Präsidentenwahlen 2020 liess das Regime Tausende Kritikerinnen und Kritiker verhaften, misshandeln und zu jahrelangen Gefängnisstrafen verurteilen. Unter ihnen ist auch die bekannte Bürgerrechtlerin Maria Kolesnikowa. Auch die Schweizerin Natallia Hersche nahm an den Protesten teil, wurde zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt, nach 17 Monaten aber vorzeitig freigelassen.
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