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Meinung

Analyse zur Forderung der SP
Eine Verstaatlichung von Sandoz wäre gar nicht so absurd – aber falsch

Abstimmung am Parteitag der SP Schweiz, am Sonntag, 27. Oktober 2024, in Davos. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Wer zuverlässig an Biskuits kommen will, muss nicht gleich die ganze Bäckerei kaufen. Das gilt umso mehr für Arzneimittel. Dennoch fordert die SP vom Bund, Sandoz als weltweit grösste Herstellerin von patentabgelaufenen Medikamenten für 15 Milliarden Franken (ihren Börsenwert) zu übernehmen. Mit den notorisch gewordenen Engpässen an Grippemitteln und Antibiotika soll es so ein Ende haben.

Für eine sichere Versorgung mit Basismedikamenten braucht es aber keine Verstaatlichung. Sondern funktionierende Lieferketten – dort kann der Staat effizienter eingreifen.

Dies zeigt Österreich: Sandoz betreibt die letzte voll integrierte Produktion von Antibiotika in Europa – vom Wirkstoff bis zur Verpackung. In Österreich gehalten werden konnte die Penicillin-Herstellung nur, weil die Bundesregierung und das Land Tirol die Modernisierung der Anlage in Kundl mit 50 Millionen Euro subventionierten.

Frankreich investiert in Paracetamol

Oder zum Beispiel Frankreich: Das Schmerz- und Fiebermittel Dafalgan soll ab 2026 zu 100 Prozent in Frankreich hergestellt werden. Die Herstellerin UPSA erhält dafür Investitionshilfen vom französischen Staat. Ziel ist, nicht nur die Tabletten selbst, sondern auch den Wirkstoff Paracetamol vollständig in Frankreich herzustellen. Dies ist zwar teurer, als ihn aus China zu importieren. Aber für die Liefersicherheit entscheidend.

Auch das in der Schweiz verkaufte Dafalgan kommt aus der mit Staatsgeld aufgebauten französischen Produktion. Die Firma garantiert für die bevorstehende Erkältungssaison 2024/25 wie auch für alle kommenden Winter Liefersicherheit.

Beim Fieber- und Entzündungsmittel Algifor ist das anders: Hier zeigt sich die zur Galenica-Gruppe zählende Herstellerin Verfora «zuversichtlich», diesen Winter zuverlässig liefern zu können. Im Winter 2022/23 war es knapp geworden – vor allem Kindersirup war ausgegangen. Für eine normale Grippesaison ist Algifor – auch für Kinder – «bereits mehrheitlich für die ganze Saison am Lager», so Galenica.

China könnte mit Blockade dem Westen schaden

Garantierte Liefersicherheit kostet. Nicht unbedingt sind dafür Staatsbeihilfen an Investitionen für eine Produktion in Europa nötig. Auch ein Medikamentenaufpreis kann helfen. Oder eine vom Staat bezahlte Lagerhaltung.

Neben der Versorgungssicherheit gibt es einen zweiten, geopolitischen Grund, warum der Staat verstärkt nach der Pharmaindustrie und ihren Lieferketten schauen sollte: Will China den Westen ernsthaft schädigen, braucht es bloss Exporte von Medikamentenwirkstoffen zu blockieren.

In den USA ist ein von Demokraten wie Republikanern unterstütztes Gesetz auf dem Weg, das die Zusammenarbeit mit bestimmten chinesischen Biotechunternehmen für Pharmafirmen verbietet, wenn sie weiterhin von den staatlichen Krankenkassen akzeptiert werden wollen. Dies wird mit dem nationalen Sicherheitsinteresse begründet. Beim Biosecure Act geht es nicht allein um die Wirkstoffproduktion, sondern auch um das mögliche Sammeln genomischer Daten durch China, das verhindert werden soll.

Pharmakonzerne wie Novartis durchforsten derzeit ihre Lieferketten, um dem möglichen neuen US-Gesetz genügen zu können.

Angesichts der zunehmenden Eingriffe in die Pharmaproduktion ist die SP-Forderung zur Verstaatlichung von Sandoz nicht absurd. Aber viel zu wenig zielgerichtet – und zu teuer.

Sandoz Spin off an der SIX