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Sabrina Carpenter in Zürich
Die Popprinzessin begeistert mit viel Energie und einer schlüpfrigen Hommage an die Schweiz

Sängerin Sabrina Carpenter in rotem Kostüm bei den BRIT Awards 2025 in der O2 Arena, London, während einer Live-Performance.
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In Kürze:
  • Das ausverkaufte Hallenstadion verwandelte sich für Carpenters Show in ein glamouröses Retro-Puppenhaus.
  • Die Grammy-Gewinnerin begeisterte mit provokanten Tanzeinlagen sowie selbstbewussten Songtexten.
  • Mit einer speziellen Ski-Choreografie zollte die Künstlerin auch der Schweiz humorvoll Tribut.
  • Während neunzig Minuten lieferte Carpenter eine energiegeladene Performance ab.

Sabrina Carpenter hat die Zeit vergessen. Sie nimmt lächelnd und entspannt ein Schaumbad, als ihr Blick sich plötzlich mit Panik füllt und sie aus dem Bild rennt.

Und auf einmal steht sie auf der Bühne, diese nur 1,52 Meter grosse Erscheinung mit wallender, platinblonder Mähne, den Körper bloss mit einem Handtuch bedeckt. Als sie es öffnet und darunter einen glitzerndes, fuchsiapinkes Babydoll-Dessous entblösst, geht ein ohrenbetäubendes Gekreische durch das ausverkaufte Hallenstadion. Schliesslich haben die sogenannten «Carpenters» lange gewartet auf den Star, der sich zurzeit auf seiner «Short n’ Sweet»-Tournee befindet und innert kürzester Zeit zu einem der weltweit grössten Popstars herangereift ist.

Sabrina Carpenter tritt während der Short N’ Sweet Tour im Madison Square Garden auf, New York City, 29. September 2024.

Hierzulande schaut die breite Bevölkerung zwar noch etwas ratlos, wenn man von Carpenter spricht. Doch spätestens wenn man die Hits der US-Sängerin aufzählt – allen voran den Song «Espresso», der im Sommer im Radio rauf und runter lief und Suchtfaktor hat –, nicken die meisten wissend.

Was für einen Namen Sabrina Carpenter mittlerweile hat, zeigt sich bereits vor dem Hallenstadion. Fans haben sich ganz nach der Ästhetik ihres hyperfeministischen Idols gekleidet, das optisch eine Mischung aus Betty Boop, Bratz-Puppe und Pin-up-Model ist. Das Meer aus Carpenter-Doppelgängern mit Schleifen im Haar, pastellfarbenen Negligés und weissen Plateau-Stiefeln erinnert stark an den Hype, den Taylor Swift vor gut einem Jahr ausgelöst hat. Das will etwas heissen.

Draussen frieren die leicht bekleideten Fans noch, doch im Stadion transportiert die Sängerin das Publikum sogleich in ein XXL-Puppenhaus, das einem gemütlichen Penthouse im 60er-Jahre-Stil gleicht. Die Stimmung: romantisch. Im hängenden Kamin lodert ein Feuer, Carpenter räkelt sich davor auf einem Fellteppich.

Als Erstes stimmt sie das Lied «Taste» an, einen ihrer grössten Hits, der wie die meisten der heute vorgeführten Songs aus ihrem neusten Album «Short n’ Sweet» stammt. Es ist bereits das sechste Album der erst 25-Jährigen – und jenes, mit dem sie sich endgültig in die Pop-Stratosphäre katapultiert hat: Jeder einzelne Song landete in den Billboard-Charts, zudem wurde Carpenter im Februar mit zwei Grammys ausgezeichnet.

Eltern schauen beschämt aufs Handy

Doch entgegen dem, was das Barbie-ähnliche Bühnenbild und Sabrina Carpenters zuckersüsser Püppchen-Look vermuten lassen würden, sind ihre Songs keine klassischen Herzschmerzballaden.

In «Taste» adressiert die Sängerin nicht etwa ihren Lover, sondern dessen neue Freundin. «Every time you close your eyes/And feel his lips, you're feelin’ mine», singt Carpenter selbstbewusst. In ihren Songs nimmt die Sängerin das Leben gerne nicht allzu ernst – und die Männer noch lieber aufs Korn.

So trällert sie in «Slim Pickins»: «Jesus, what's a girl to do?/This boy doesn't even know the difference between there, their, and they are/Yet he's naked in my room.» Wie dem lauten Gesang der Fans zu entnehmen ist, spricht Carpenter ihnen mit solchen ehrlichen Hymnen – gespickt mit trockenem Humor und Fluchwörtern – aus der Seele.

Plötzlich ist das Penthouse in rotes Licht getaucht. Zu «Bed Chem», eins von Sabrina Carpenters schlüpfrigsten Liedern, turnt sie in Unterwäsche auf einem herzförmigen Bett herum und flirtet mit dem Kameramann. Der Vorhang fällt – was die zwei dahinter genau machen, lässt sich nur anhand ihrer Silhouetten erahnen.

Frau in rotem Kostüm singt auf pinker Bühne, umgeben von Tänzerinnen in Dessous in provokanten Posen.

Für ihre sexuell aufgeladenen Shows wird die 25-Jährige immer wieder kritisiert, auch als «vulgär» oder «unangemessen» bezeichnet, zumal Carpenter als Disney-Star durchstartete und viele ihrer Fans im Teenie-Alter sind. Die Sängerin scheint es mit Humor zu nehmen. Das lässt jedenfalls die Warnung «Parental discretion is advised» vermuten, die vor «Bed Chem» eingeblendet wird.

Auch die Fans stören sich nicht an den schlüpfrigen Witzen ihres Idols – sie feiern Sabrina Carpenter dafür, wie furchtlos und offen sie mit weiblicher Sexualität umgeht. Nur die Eltern schauen während des Konzerts teilweise etwas beschämt auf ihr Handy.

Ski-Choreografie für die Schweiz

Doch es gibt kein Entfliehen vor der Show, die von ziemlich eindeutig zweideutigen Songtexten und provokanten, lasziven Tanzeinlagen durchzogen ist. Selbst die Bühne, die aus einem Steg und einem grossen Herz an der Spitze besteht, hat eine phallische Form.

Mit besonders grosser Spannung erwarten die Fans in Zürich denn auch Carpenters berühmte «Juno»-Pose, ein weiteres Tiktok-Phänomen, bei dem die Sängerin während des gleichnamigen Songs eine Sexstellung simuliert, während sie «Wanna try out some freaky positions? Have you ever tried this one?» ins Mikrofon haucht. Dabei lässt sich Carpenter in jeder Stadt eine neue Position einfallen – heute bückt sie sich nach vorn und macht mit Armen und Hüfte Ski-Bewegungen nach. Die Fans schreien entzückt ob der schlüpfrigen Hommage an die Schweiz.

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Die Sängerin, die bereits am Broadway aufgetreten ist, ist eine geborene Performerin: Sie trifft jeden Ton, jeden Schritt und hält das Publikum mit ihrer ansteckenden Energie bis zum Schluss in ihrem Bann. Das liegt sicher auch daran, dass das 90-minütige Spektakel auf das Gen-Z-Publikum massgeschneidert ist. Das Konzert ist nicht nur wie eine Retro-Unterhaltungsshow aufgebaut, sondern enthält spielerische Elemente wie einen Ansager aus dem Off und Werbepausen im Vintage-Look.

Zum Schluss gibt es einen Espresso-Rausch

Selbst Carpenter ist erstaunt, wie enthusiastisch das Publikum in Zürich ist. Als sie einen Schwatz mit ihren Fans halten will, wird sie von minutenlangem Gekreische und Trommeln mit den Füssen übertönt. «Ihr seid so laut!», ruft die Sängerin ungläubig. Irgendwann schafft sie es dann doch noch, ein Kompliment an die Schweiz machen: «Die Fahrt hierher war eine der schönsten, die ich je erlebt habe.» Und: «Ich wollte schon immer an diesen Ort kommen und jetzt habt ihr mir einen Grund gegeben, zurückzukommen!»

Sabrina Carpenter singt auf der Bühne der 67. Grammy Awards im Crypto.com Arena in Los Angeles, Februar 2025.

Für das grosse Finale hat sich Sabrina Carpenter ihren bekanntesten Hit «Espresso» aufgespart. «Say you can’t sleep, baby, I know/That’s that me, espresso» – diese eingängigen Zeilen kriegt man kaum wieder aus dem Kopf, und das Publikum, das sich in einem Rausch-ähnlichen Zustand befindet und noch nicht ans Schlafen denken will, gibt nochmals alles. Dann verschwindet Carpenter im Konfettiregen. Es war short and sweet.