Kandidatin für Swiss OlympicEx-Bundesrätin Ruth Metzler soll Winterspiele in die Schweiz holen
Sie war die jüngste Magistratin, die das Land je hatte. Nun soll sie die erste Frau an der Spitze des Schweizer Sports werden.
Die Kandidatur kommt überraschend. Die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler möchte Präsidentin des Sportdachverbands Swiss Olympic werden. Sie sei «die richtige Person, um die Begeisterung für den Sport ins ganze Land zu tragen», heisst es beim Leichtathletik-Verband, der die Nominierung Metzlers eingebracht hat. Dies, weil die Amtszeit von Jürg Stahl als Swiss-Olympic-Präsident bald endet.
Wenn Metzler im kommenden Winter gewählt wird, hat sie einiges vor sich. «Sie soll die European Championships in die Schweiz holen», sagt Swiss-Athletics-Präsident Christoph Seiler. Diese könnten später als «Initialzündung für die Olympischen Winterspiele 2038 nützlich sein», wie Seiler sagt. Für den Leichtathletik-Verband kommt die Kandidatur Metzlers sehr gelegen, denn «wir wollten endlich wieder eine Vertretung im Exekutivrat von Swiss Olympic haben.» Metzler engagierte sich als Trainerin der Leichtathletik-Mädchen im Verein und ist mehrfache Marathon-Finisherin und Halbmarathon-Läuferin.
Der grosse Sportdachverband mit seinen 81 nationalen Verbandsmitgliedern treibt jedenfalls seine Pläne für die Winterspiele im Jahr 2038 forsch voran – die Kandidatur einer breit vernetzten ehemaligen Bundesrätin, die sowohl eine nationale Ausstrahlung hat und sich auch auf dem internationalen Parkett bewegen kann, passt gut in die Strategie von Swiss Olympic.
Von der Politik in die Wirtschaft
Doch Ruth Metzler verbinden die wenigsten mit dem Schweizer Sport. Sie wurde 1999 mit 34 Jahren als jüngste Bundesrätin in die Landesregierung gewählt und stand dem Justiz- und Polizeidepartement vor. Davor war sie Regierungsrätin des Halbkantons Appenzell Innerrhoden. Politisch positionierte sie sich auf dem rechten Flügel der damaligen CVP. Am 10. Dezember 2003 wurde sie zugunsten von SVP-Politiker Christoph Blocher abgewählt. Es war das erste Mal nach 131 Jahren, dass ein Mitglied des Bundesrats abgewählt wurde.
Danach war sie als Dozentin an der Universität St. Gallen sowie in verschiedenen Positionen für Novartis tätig. Sie ist Inhaberin einer Beratungsfirma und Mitglied des Verwaltungsrats der AXA Winterthur, des Technologiekonzerns Bühler sowie des Universitätsrates der Universität St. Gallen.
Guten Chancen für eine Wahl
Seit 2018 ist sie ausserdem Präsidentin der Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde und wird auf der Website der Asylbetreuungsorganisation ORS als Mitglied des «Advisory Boards» genannt. Von 2005 bis 2008 war sie Präsidentin der Stiftung Schweizer Sporthilfe. «Das Amt als Präsidentin von Swiss Olympic würde mir ermöglichen, meine Erfahrungen und Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport für die Allgemeinheit einzusetzen und auch als Brückenbauerin zu wirken», wird Metzler in der Medienmitteilung zu ihrer Nomination zitiert.
Die 59-jährige Juristin und diplomierte Wirtschaftsprüferin wäre die erste Frau an der Spitze von Swiss Olympic. Ihre Chancen stehen gut: Bislang haben erst Exekutivmitglied Daniel Bareiss, der amtierende Präsident von Swiss Unihockey, sowie Ski-Boss Urs Lehmann ihr Interesse bekundet. Anmeldeschluss für weitere Kandidaturen ist Ende September, die Wahl findet am 22. November statt.
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