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Russland und Nordkorea
Da haben sich zwei gefunden

ARCHIVBILD - NICHT AKTUELL!!!
epa10926878 A handout photo made available by the Russian Foreign Ministry press service shows Russian Foreign Minister Sergei Lavrov (L) shaking hands with North Korean Foreign Minister Choe Son Hui during their meeting in Pyongyang, North Korea, 19 October 2023. Sergei Lavrov is on a two-day visit to North Korea. The Russian foreign minister said that Moscow plans to develop equal strategic cooperation with the DPRK, despite sanctions from the UN Security Council against Pyongyang.  EPA/RUSSIAN FOREIGN MINISTRY PRESS SERVICE HANDOUT   HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
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Nordkoreas Aussenministerin Choe Son-hui ist jetzt in Moskau, und die freiheitliche Welt schaut etwas nervös dabei zu. Von Montag bis Mittwoch ist Choes Besuch auf Einladung ihres russischen Amtskollegen Sergei Lawrow anberaumt – das ist genug Zeit, um über einiges zu sprechen. Aber worüber? Über Waffengeschäfte? Über einen Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Pyongyang, nachdem Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un im vergangenen September in Russland gewesen ist?

Maria Sacharowa, die Sprecherin des Aussenministeriums in Moskau, liess vor Choes Ankunft immerhin durchblicken, dass Verhandlungen Teil der Tagesordnung seien. Choe Son-hui und Sergei Lawrow werden wohl dort anknüpfen, wo sie im Oktober aufgehört haben, als Lawrow Pyongyang besuchte. Staatsmedien berichteten damals, die beiden hätten über «westlichen Imperialismus» und die Wichtigkeit «brüderlicher Verbindungen» gesprochen.

Fest steht jedenfalls, dass das komplizierte Verhältnis zwischen Russland und Nordkorea eine neue Dynamik bekommen hat. Und das wiederum wirft sorgenvolle Fragen auf bei allen, die den beiden autoritären Staaten nicht vertrauen.

Waffen für den Ukraine-Krieg gekauft

Die vielen Raketentests, mit denen Nordkorea regelmässig seine Fortschritte beim Aufrüsten demonstriert, sind für die USA, Südkorea und Japan fast schon zur Gewohnheit geworden. Auch jene Hyperschallrakete mit Feststoffantrieb und mittlerer Reichweite, die Kim Jong-uns Regime nach eigenen Angaben am Sonntag ins Ostmeer feuerte, war im Grunde wieder nur ein weiterer Beweis dafür, dass Nordkorea nicht nachlässt im Bemühen, sein nukleares Arsenal mit flexiblen, schwer abfangbaren Waffen zu modernisieren.

Aber der rege Austausch mit Russland ist neu. Das erste klare Zeichen für die vertieften Beziehungen gab es im Juli 2023: Putins Verteidigungsminister Sergei Schoigu besuchte damals Pyongyang und besichtigte dort eine Waffenausstellung mit Raketen, die Nordkorea nach internationalen Regeln gar nicht haben dürfte. Kim Jong-uns Russlandreise im September erhärtete den Verdacht, dass die Russen nordkoreanische Waffen für ihren Angriffskrieg in der Ukraine kaufen wollten. Und das machten sie dann nach amerikanischen Erkenntnissen auch.

Schon im Oktober hatte Washington gemeldet, dass Nordkorea mehr als tausend Container mit militärischer Ausrüstung und Munition an Russland geliefert habe. Anfang Januar berichtete das Weisse Haus, dass seit Ende Dezember mehrere Dutzend ballistische Raketen aus Nordkorea gegen die Ukraine eingesetzt worden seien.

Hilft Moskau bei der Munitionsproduktion?

Pyongyang und Moskau dementieren Waffendeals, mit denen sie ja gegen die Sanktionen der UNO verstossen würden. Im Sicherheitsrat sagte vergangene Woche der russische UNO-Botschafter Wassili Nebensja: «Die USA scheinen Informationen zu verbreiten, die falsch sind, ohne sich die Mühe zu machen, sie vorher zu überprüfen.» Aussenministeriumssprecherin Sacharowa verwies auf «die Tatsache, dass wir ständig erklären, das internationale Recht zu respektieren».

Aber Nordkorea-Experten glauben, dass gerade der militärische Aspekt die Nähe zu Russland für Kim Jong-un so interessant macht. China, Pyongyangs wichtigster Wirtschaftspartner, hält nicht viel von Nordkoreas Aufrüstung, weil es aus eigenem Interesse Stabilität in der Region haben möchte. Gleichzeitig fühlt sich Nordkorea bedrängt, weil die USA, Südkorea und Japan wegen der vielen Raketentests ihr Militärbündnis gestärkt haben.

Moskau interessiert an starken Gegnern der USA

Russland hingegen braucht selbst Waffen und hat ein Interesse an starken Gegnern der USA – das macht Putin zum perfekten Partner für Kim Jong-un. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Artjom Lukin von der Far Eastern Federal University in Wladiwostok: «Russland ist derzeit die einzige Macht, die dazu beitragen kann, die militärisch-strategische Sicherheit Pyongyangs zu verbessern.»

Victor Cha, Korea-Chef am Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS), befürchtet eine fruchtbare Waffenfreundschaft. Russland wolle die Ukraine mit Ausdauer niederringen, aber Nordkorea könne nicht ewig Waffennachschub liefern. «Das wirft die Frage der Koproduktion auf – ob die Russen Nordkorea tatsächlich dabei helfen, mehr Munition zu produzieren», sagte Cha vergangene Woche in einem Onlineforum des CSIS. «Das wiederum würde Nordkorea die Möglichkeit geben, bessere Munition auf der koreanischen Halbinsel zu haben als den Mist, den sie jetzt teilweise haben.»

Choe Son-hui und Sergei Lawrow werden bei ihrem Treffen jedenfalls keine Langeweile haben. Sie müssen ausloten, wie sich ihre isolierten Staaten gegenseitig aufrichten können. Gut möglich, dass es dabei nicht nur um Waffen geht. Zuletzt berichtete das Seouler Portal «NK-News» von einem Tourismusprojekt, das die russische Region Primorje und ein Reiseanbieter in Absprache mit nordkoreanischen Behörden für Februar planen. Das Angebot umfasst eine fünftägige Pauschaltour nach Pyongyang und zum Skigebiet Masik-Ryong. Eine Traumreise ist das wahrscheinlich nicht. Aber die Teilnehmer wären immerhin die ersten Touristen in Nordkorea, seit sich die Parteidiktatur Anfang 2020 wegen der Pandemie abschottete.