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Desinformation über die Schweiz
Russische Journalistin sieht sich als Opfer russischer Propaganda

Die in Lausanne lebende Russin Victoria Petrowa hält sich für ein Opfer der russischen Kriegspropaganda gegen den Westen.
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Die Schweiz bereite sich auf einen «Hungerwinter» vor. Das Land könnte bald während Tagen ohne fliessendes Wasser und Strom und funktionierenden ÖV sein. Dies und einiges mehr sagt die in Lausanne lebende Russin Victoria Petrowa in einem Video, das auf dem russischen Nachrichten-Portal «Life» erschienen ist. Das Video wurde zusammen mit einem Artikel publiziert, in dem die Situation der Schweiz mitunter mit dem Fehlen von russischem Gas in Verbindung gebracht wird.

Als Beweis für ihre Darstellung hält Petrowa im Video die Informationsbroschüre «Kluger Rat – Notvorrat» in die Höhe. Diese sei von der Schweizer Regierung gerade an die Bevölkerung verschickt worden, sagt sie. Die Broschüre hat jedoch nichts mit dem nächsten Winter zu tun, wie das Bundesamt für Landesversorgung (BWL) auf Anfrage bestätigt. Sie wurde schon vor Jahren publiziert und weder aktiv beworben noch an die gesamte Bevölkerung verschickt.

Diese Redaktion hat am Dienstag ein erstes Mal über das Video berichtet. In den Tagen davor hat Petrowa, die als Beruf Journalistin und Fernsehproduzentin angibt, nicht auf Anfragen dazu reagiert. Nach Erscheinen des Artikels hat sie sich nun gemeldet: In einer ausführlichen Stellungnahme bezeichnet sie den in ihrer Heimat erschienenen Artikel zu ihrem Video «Albtraum». Sie bestreitet, eine russische Desinformations­kampagne zu unterstützen, sondern sieht sich vielmehr selbst als Opfer der Kriegspropaganda ihres Landes. 

Abschied aus Russland  

Petrowa schreibt: «Zuletzt arbeitete ich für den russischen Staatssender NTV, habe ihn und die Hauptstadt Moskau aber im November 2021 verlassen und bin nach Grossbritannien gezogen, weil ich im Medien­unternehmen fast verrückt geworden bin. Ich arbeitete als Produzentin auf der Nachrichtenabteilung, aber habe dort nie politische Berichte gemacht.» 

Doch wie kam es zum im Lausanne produzierten Beitrag über die angebliche Hungerkrise in der Schweiz?

«Ich wusste nicht, dass das Video je veröffentlicht wird.»

Victoria Petrowa, Journalistin

Gemäss der Darstellung von Victoria Petrowa hat ein ehemaliger Arbeitskollege aus Russland sie auf die BWL-Broschüre aufmerksam gemacht. Der Kollege habe die Broschüre in der Folge direkt beim BWL in Bern bestellt und an ihre Schweizer Adresse schicken lassen. Beim Medienportal «Life» habe man sie dann gebeten, das Dokument zu lesen und in einem Video über den Inhalt zu sprechen. 

Sie habe nicht gewusst, dass das Newsportal das Video je publizieren würde. Ein Produzent habe sich mittlerweile auch bei ihr entschuldigt, sagt Petrowa. Ihren Aufforderungen, das Video zu kürzen und vor allem das Ende rauszuschneiden, sei man dennoch nicht nachgekommen. Sowieso sei das Video «eine Konversation unter Freunden». Für die Betrachter wirkt es jedoch wie eine Präsentation harter Fakten. 

Sie sei glücklich, in der Schweiz zu sein, und glaube nicht, «dass wir alle frieren und hungern werden», schreibt Victoria Petrowa. Vom russischen Informationskrieg gegen den Westen distanziert sie sich. Zur Ukraine hat sie gemäss ihrer Darstellung enge Verbindungen. Sie habe an einer Universität in Kiew studiert.