Das bleibt von der Credit-Suisse-GVRohners Sorry und Horta-Osórios Mahnung
Der Knall kam schon vor dem Anlass. CS-Verwaltungsrat Andreas Gottschling trat schon vor der GV ab. Für die anderen Top-Shots gab es einen Denkzettel. Rohners Nachfolger verspricht einen Kulturwandel.
Es ist ein bitterer Abschied. CS-Präsident Urs Rohner tritt nach zehn Jahren ab, dies mitten in einer der grössten Krisen der Bank. Die beiden Finanzskandale um die Greensill-Fonds und den Hedgefonds Archegos haben die CS schwer getroffen. Den Ärger darüber haben wohl auch die wichtigsten Aktionäre kundgetan: Wie konnte es sein, dass das Risikokomitee des Verwaltungsrats so eine schlechte Figur machte und die Pleiten nicht kommen sah?
Schon in den letzten Tagen hatte sich abgezeichnet, dass deshalb die Luft für Andreas Gottschling, Chef des Risikokomitees, dünn werden könnte. Nun wurde er schon vor der GV aus dem Rennen genommen. Seine Wiederwahl war damit eines von mehreren Traktanden, das ausfiel oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde – wie etwa auch die Decharge für den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung.
Die Chancen der anderen Verwaltungsräte schienen hingegen intakt, also konnten sie antreten. Die weiteren Mitglieder des Risikokomitees erhielten einen Denkzettel der Aktionäre, wurden aber alle wiedergewählt. Dazu gehören Shan Li, Seraina Macia, Richard Meddings und Severin Schwan. Das schlechteste Ergebnis (72 Prozent der Aktionärsstimmen) erzielte die brasilianische Medienmanagerin Ana Paula Pessoa, sie ist zwar nicht Mitglied des Risikokomitees, aber des Conduct and Financial Crime Control Committee.
«Ich habe schon viele Krisen gesehen, aber das ist kein Vergleich zu dem, was die CS zuletzt erlebt hat.»
Klar gewählt wurde indessen Rohners Nachfolger António Horta-Osório. Es liegt nun an ihm, die Bank in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Sein erster Auftritt lässt zumindest darauf schliessen, dass er einen Kulturwandel bei der Bank anstreben will. «Ich habe schon viele Krisen gesehen, aber das ist kein Vergleich zu dem, was die CS zuletzt erlebt hat», so der Portugiese gegenüber den CS-Aktionären.
Jeder CS-Mitarbeiter soll zum Risikomanager werden. Zudem werde die Strategie der Bank eingehend geprüft. «Wir müssen überlegen, was zu den Problemen geführt hat, vor denen wir heute stehen», so Horta-Osório. Wie er das angehen will, bleibt vorerst offen. Sicher ist: Er sprach CS-Chef Thomas Gottstein das Vertrauen aus. Gottstein galt nach den jüngsten Skandalen als angezählt.
An der GV waren wie im Vorjahr keine Voten von Aktionären zugelassen. Die Chropfläärete der früheren Jahre entfiel. Vizepräsident Severin Schwan richtete einige Abschiedsworte an Urs Rohner. Der Abgang erfolge nun zu einem ungünstigen Zeitpunkt: «Wir hätten dir einen anderen Abschied gegönnt», so Schwan.
«Wir haben Kunden und Aktionäre enttäuscht, und dies nicht zum ersten Mal – dafür entschuldige ich mich.»
Rohner blieb das letzte Wort: «Die dramatischen, nicht entschuldbaren Verluste haben alle anderen erfreulichen Entwicklungen der letzten Jahre in den Hintergrund treten lassen», so Rohner. «Wir haben Kunden und Aktionäre enttäuscht, und dies nicht zum ersten Mal – dafür entschuldige ich mich», sagte Rohner. Die Skandale der letzten Monate wird nun sein Nachfolger aufarbeiten müssen.
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