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Salathé zu den RKI-Files
RKI-Files: Covid-Protokolle sorgen in Deutschland für Wirbel

Marcel Salathe, EPFL, Praesident Leitungsgruppe NFP 78, spricht an der Abschlussmedienkonferenz des Nationalen Forschungsprogramms "Covid-19" (NFP 78) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), am Dienstag, 14. November 2023, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
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Während sich in der Schweiz die neue Variante Flirt ausbreitet, streitet Deutschland über die sogenannten RKI-Files. Eine Journalistin hat kürzlich Protokolle des Robert-Koch-Instituts zur Corona-Pandemie in einer ungeschwärzten Version veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sich die Experten während der Krise immer wieder nach der Politik richteten – und nicht umgekehrt. Das RKI ist die zentrale Stelle der deutschen Regierung bei der Überwachung von Krankheiten.

So hat ein RKI-Mitarbeiter im November 2021 etwa zu Protokoll gegeben: «In den Medien wird von einer Pandemie der Ungeimpften gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt, Gesamtbevölkerung trägt bei. Soll das in Kommunikation aufgegriffen werden?» Ein Vorgesetzter erwiderte: «Sagt Minister bei jeder Pressekonferenz, vermutlich bewusst, kann eher nicht korrigiert werden.» Gemeint ist der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn.

Schweizer Taskforce wählte anderen Weg

Oder im Februar 2022: Während die Schweiz und Dänemark fast alle Corona-Massnahmen aufhoben, wurde der Vorschlag des RKI, in Deutschland das Risiko von sehr hoch auf hoch zu senken, vom Gesundheitsministerium abgelehnt. In der Folge passte das RKI seine Bewertung textlich so an, dass die höhere Risikoeinstufung nach wie vor Sinn machte.

«Es ist interessant, die Aufarbeitung in Deutschland zu beobachten», sagt Marcel Salathé, Epidemiologe und Mitglied der einstigen Schweizer Covid-Taskforce. Er betont, dass man hierzulande anders vorging. «In der Taskforce haben wir uns von Anfang an für Transparenz entschieden und dementsprechend offen kommuniziert.»

Das kam damals nicht überall gut an. Den Experten wurde vorgeworfen, sie hätten jeweils die Politik via Öffentlichkeit beeinflusst. «Aber jetzt sieht man, dass es die richtige Entscheidung war», sagt Salathé. «Geheimniskrämerei und demokratische Krisenbewältigung passen nicht zusammen.»

Deutschland war Meister der strengen Massnahmen

In der Schweiz bezog man sich während der Pandemie zuweilen auch auf das Robert-Koch-Institut. War das in Anbetracht der Befunde in den RKI-Files ein Fehler? Salathé verneint dies. «Man hat immer versucht, zu verstehen, was die diversen nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden tun und aufgrund welcher Daten. Das scheint mir vernünftig.» Am Ende sei die Schweiz dann aber doch immer ihren eigenen Weg gegangen.

Gerade die deutschen Behörden verfolgten im Gegensatz zur Schweiz einen sehr direktiven Kurs. Deutschland gilt sogar als «Meister der strengen Massnahmen». Deshalb dürfte die Aufarbeitung nun auch viel heftiger ausfallen als in der Schweiz, wo die Stimmberechtigten den Kurs des Bundesrats in drei Volksabstimmungen bestätigt haben und die bisher veröffentlichten Berichte keine Aufregung verursacht haben.