Riesenslalom von SchladmingOdermatt auf dem Podest – doch wurde er von einem Norweger provoziert?
Alexander Steen Olsen gewinnt vor Henrik Kristoffersen. Der Nidwaldner wird Dritter – trotz missglücktem erstem Lauf. Bitter: Der Halbzeit-Führende Loïc Meillard verpasst das Podest knapp.
Glück und Pech liegen manchmal nur ein paar Zentimeter nebeneinander. Da ist also Alexander Steen Olsen, der vor lauter Freude auf die Werbebanden springt und das dort liegende Wasser spritzen lässt wie ein kleiner Junge, der gerade in eine Pfütze gehüpft ist. Und da ist auch Loïc Meillard, der mit seinem Stock in den Schnee schlägt, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen.
Nun, der Romand hat guten Grund, gefrustet zu sein. Als Führender des ersten Laufs tritt er zu dieser Entscheidung an. Er kam mit den widrigen Bedingungen am frühen Abend – Regen und Nebel beeinträchtigten die Sicht merklich – am besten zurecht. Und dann kommt Meillard auch im zweiten Durchgang immer besser in Schwung – bis zu diesem vermaledeiten blauen Tor im Zielhang, das schon anderen Fahrern vor ihm zum Verhängnis wurde. Meillard rutscht weg, er wird Vierter. Wie schnell er ohne diesen Patzer gewesen wäre, zeigt der Umstand, dass ihm lediglich eine Hundertstelsekunde auf Rang 3 und Marco Odermatt fehlt.
Und so jubelt in Schladming Steen Olsen Arm in Arm mit seinem norwegischen Copain Henrik Kristoffersen, der Zweiter wird. Beim Abschwingen brüllt dieser übrigens in die Kamera: «This is my house!» Genau jenen Spruch, den Odermatt nach seinem Sieg in der Lauberhornabfahrt in die Menge schrie. Ein Schelm, wer sich dabei Böses denkt.
Nur fast ein Déjà-vu
Steen Olsen triumphierte schon zum Auftakt in Sölden vor Kristoffersen, Atle Lie McGrath sorgte damals für einen norwegischen Dreifachsieg. Doch die Antwort der Schweizer folgte prompt und deutlich: Erst reüssierte Thomas Tumler in Beaver Creek erstmals im Weltcup, dann gewann Odermatt dreimal in Folge. Der Nidwaldner ist in seiner Paradedisziplin längst wieder eine Klasse für sich. Selbst wenn es ihm wie nun in Schladming nicht hundertprozentig läuft, schafft er es doch auf das Podest.
Zur Halbzeit dürfte so mancher Zuschauer im verregneten Zielraum oder vor dem TV ein Déjà-vu haben. Denn da liegt Odermatt nur an zwölfter Stelle. «Ich habe es unterschätzt und dachte, es kommt mehr vom Ski zurück. Aber der Ski machte nicht, was ich wollte», hält er später im SRF-Interview fest. Vor einem Jahr war er auf der Planai nach einem grossen Fehler im ersten Lauf ebenfalls nur Elfter gewesen, ehe er dann mit einer fulminanten Fahrt sämtliche Konkurrenten hinter sich liess. Dieses Mal geht dies nur fast auf.
Odermatt sagt: «Es war eine gute Aufholjagd. Auch bedingt durch einen Materialwechsel und die entsprechende Einstellung im Kopf ist mir der zweite Lauf besser gelungen.» Dann verweist der Gesamtweltcupsieger der letzten drei Jahre auf die letzten Wochen, in denen er in Wengen und Kitzbühel ausschliesslich auf langen Ski unterwegs war. «Das ist die Schwierigkeit als Allrounder. Du kannst nicht erwarten, dass jeder Lauf perfekt ist, wenn du dich innerhalb eines Tages wieder umstellen musst. Ich dachte nicht, dass es so weit nach vorne reichen würde. Deshalb nehme ich diesen Podestplatz sehr gerne.»
Janutin nutzt die Chance nicht
Thomas Tumler, der nach dem ersten Lauf an sechster Stelle lag, kommt in der Entscheidung derweil überhaupt nicht auf Touren, er wird letztlich 19. Auch der in diesem Winter im Riesenslalom so solide Luca Aerni bekundet Mühe, für ihn resultiert Platz 22.
Derweil es für Odermatt am Wochenende mit der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen weitergeht, wird Meillard auf der Planai am Mittwoch im Slalom noch eine zweite Chance bekommen. Dann geht es für den Skitross bereits Richtung Saalbach, wo am kommenden Dienstag die WM beginnt.
Apropos WM: Den Schweizern stehen im Riesenslalom dank Titelverteidiger Odermatt fünf Startplätze zur Verfügung, neben ihm haben Meillard, Tumler und Aerni die Selektionsnorm erfüllt. Die letzte Chance nicht genutzt hat Fadri Janutin, der nach diversen Fehlern in Schladming den zweiten Lauf verpasst.
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Der Liveticker zum Nachlesen
Auf Wiedersehen
Damit beenden wir den Liveticker zum Riesenslalom von Schladming. Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen Ihnen einen schönen Abend.
1 – Loïc Meillard
Fünfmal war Meillard schon Erster zur Halbzeit – einmal brachte er es dann als Sieger ins Ziel. Vor zwei Jahren in Schladming. Nun handelt er sich zunächst einen Rückstand ein. Dann fängt sich Meillard, nur rutscht er kurz vor dem Ziel weg – und verpasst damit gar das Podest. Wegen dieses einen Fehlers wird er Vierter – mit einer Hundertstelsekunde Rückstand auf Kollege Odermatt.
2 – Alexander Steen Olsen
Der Sieger des Riesenslalom-Auftakts in Sölden ist auch in der Steiermark schnell. Sehr schnell sogar – mit 39 Hundertsteln Vorsprung setzt sich der Norweger an die Spitze.
3 – Henrik Kristoffersen
Zuweilen mahnt der Norweger mit seinen Gefühlsausbrüchen an «Rumpelstilzchen». Aber er ist eben auch ein sehr guter Skifahrer – und das beweist er jetzt. «This is my house», brüllt Kristoffersen – in Anlehnung an Odermatt, der das bei seinem Sieg in der Lauberhornabfahrt getan hatte? Jedenfalls ist Kristoffersen mit 21 Hundertsteln Vorsprung neuer Leader.
4 – Zan Kranjec
Vor Jahresfrist wurde er beim Odermatt-Spektakel auf der Planai Dritter. Doch nun sind die Bedingungen andere, ist die Piste bereits gezeichnet. Und wenn sich dann noch der eine oder andere Fehler einschleicht, kostet das Zeit. Auch wenn Kranjec den Schaden mit 15 Hundertsteln in Grenzen hält – es ist am Ende «nur» Zwischenrang 3.
5 – Stefan Brennsteiner
Dritter wurde der Österreicher in Val-d’Isère, hinter Copain Patrick Feurstein und Odermatt. Und nun? Brennsteiner fällt auch in Schladming hinter den Schweizer zurück, mit neun Hundertsteln. Damit befindet sich Odermatt bereits in den Top 5.
6 – Thomas Tumler
Der Sieger von Beaver Creek kämpft mit der Planai. Wobei es eher ein Krampf ist. Tumler verliert fast acht Zehntel, er fällt auf Rang 14 zurück.
7 – Atle Lie McGrath
Der Sieger des Slaloms von Wengen. Er ist sehr nahe dran an Odermatt, aber auch McGrath verliert zwei Zehntel auf den Nidwaldner.
8 – Timon Haugan
Der Norweger verliert jedenfalls eine halbe Sekunde auf Odermatt – womit er auf Zwischenrang 10 liegt.
Odermatt im TV-Interview
Wir erinnern uns: Vor einem Jahr triumphierte Odermatt, nachdem er zur Halbtzeit nur an 11. Stelle lag. Nun führt der Nidwaldner als Zwölfter des ersten Laufs wieder. Aber er ist skeptisch: «Es war sicher eine Steigerung, was die Angriffslust betrifft, leider fuhr ich nicht fehlerfrei, der Zielhang könnte noch weh tun», hält er im Interview mit SRF fest. «Es war nicht «wow», aber besser. Es wird paar Punkte geben, das ist tipptopp.»
9 – Patrick Feurstein
Es ist ein Kampf für den Österreicher. Letztlich verliert auch er 79 Hundertstel auf Odermatt. Derweil hat der Schweizer auf dem Leaderthron Platz genommen.
10 – Manuel Feller
Vor Jahresfrist wurde er als Halbzeit-Führender Zweiter hinter Odermatt. Nun gibt es vor Heimpublikum einen Rückschlag: 77 Hundertstel Rückstand auf Odermatt. Und die Frage stellt sich: Wie viel gibt die gesalzene Piste noch her?
11 – Luca de Aliprandini
Bei ihm geht es nur Vollgas. Aber immer auf tutti, heisst nicht automatisch schnell. De Aliprandini flucht im Ziel, er handelt sich 38 Hundertstel Rückstand ein – und ist damit nur Achter im Zwischenklassement.
12 – Thibaut Favrot
Der Franzose war im ersten Lauf gleich schnell wie Odermatt. Nun aber reiht er sich mit 16 Hundertsteln Rückstand hinter dem Schweizer ein.
12 – Marco Odermatt
Achtung, fertig, los! Im ersten Lauf kam der Dominator so gar nicht auf Touren. Aber nun ist das wieder viel mehr «Odermatt-like». Odermatt führt – aber nur mit zwölf Hundersteln Vorsprung. Wie viel wert ist das?
14 – Leo Anguenot
Zweiter wurde der Franzose in Alta Badia. Anguenot riskiert viel, aber das zahlt sich nicht aus – auch er verliert 38 Hunderstel auf Verdu.
15 – Luca Aerni
Er fühlt sich in dieser Saison im Riesenslalom so wohl wie noch nie. Aber Aerni kommt früh in den Neuschnee hinaus, das kostet viel Zeit. Letztlich sind es 68 Hundertstel Rückstand.
16 – Raphael Haaser
Der Österreicher nimmt Verdu im letzten Sektor vier Zehntel ab – und verliert gleichwohl sechs Zehntel. Zwischenrang 7 für Haaser.
17 – Lucas Pinheiro Braathen
Die positive Nachricht: Der Nebel verzieht sich allmählich. Allerdings kann Pinheiro Braathen dies nicht zu seinen Gunsten nutzen. Auch der Brasilianer verliert 24 Hundertstel auf Verdu.
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