Youtube-Held und Aktivist der WorteRezo stellt die Kanzlerkandidaten an den Pranger
«Inkompetenz», «Klima-Katastrophe» und «Korruption»: Drei neue Rezo-Videos, die Deutschlands Politiker ins Visier nehmen, sorgen für Furore.
Millionen Menschen kennen Rezo und seine Videos – seinen wahren Namen allerdings nur wenige. Mit seinem Alter spielt er, unter 30 ist er, so viel gibt er preis. Lieber redet Rezo über andere und anderes: Karaoke, Transparenzregeln bei Parteispenden, Masturbation, Korruption in der Politik.
Mit seinen drei jüngsten Anprangervideos löst Rezo erneut Schlagzeilen aus. Darin kritisiert er die Maskendeals von Unionspolitikern, beschreibt, was SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit dem Cum-Ex-Steuerskandal zu tun hat, regt sich über CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, die in einem Video den Lebensmittelkonzern Nestlé für dessen (angebliche) Zuckerreduzierung lobt.
Auch die Grünen bekommen ihr Fett weg, weil sie in einem Wahlvideo die Männer am Bildrand entfernt haben, um frauenfreundlicher zu wirken. Die drei Videos «Inkompetenz», «Klima-Katastrophe» und «Korruption» sind bislang mehr als zwölf Millionen Mal angeklickt worden.
Rezo hat Macht. Aber er missbraucht sie nicht.
Berühmt geworden ist Rezo 2019 mit seinem Video über «Die Zerstörung der CDU», in dem er das Versagen der Volksparteien in der Klimapolitik angeprangert hatte. Sein Video hat vermutlich auch dazu beigetragen, die Grünen zum Gewinner der Europawahl in Deutschland zu machen. Bis heute ist es mehr als 19 Millionen Mal angeklickt worden. Rezo hat Macht. Aber er missbraucht sie nicht.
Er lebt in Aachen und stammt aus einem Theologenhaushalt. Er ist Veganer, schaut kein Fernsehen, sondern Netflix und hin und wieder Übertragungen der Medienkonferenz der deutschen Regierung, weil diese, wie er dem «Spiegel» sagte, «etwas Menschliches hat: Du siehst dort sofort, wenn dich jemand verarscht». Er sei kein Aktivist, der auf Bäume klettere, sagt er. Stattdessen betreibt Rezo zwei Youtube-Kanäle.
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Nach seinem Informatikstudium ist das sein Beruf geworden: reden, anprangern, Musik und Videoclips machen. Rezo, der eigentlich stottert, ist ein Aktivist der Worte geworden. Seine Sprache ist gespickt mit Anglizismen und einem «ey» nach dem anderen, sie ist Lichtjahre entfernt vom üblichen Politiker-Duktus.
Sein Markenzeichen ist die blaue Haartolle, vor der Kamera gestikuliert er wie ein Rapper, er sagt, in den vergangenen zehn Jahren habe er nur einmal Ferien gemacht. «Aufklären» möchte er, sagt er. Tatsächlich deckt er keine Skandale auf, sondern trägt und fasst zusammen, was Medien an Skandalen aufgedeckt haben. Er bedankt sich sogar explizit bei ihnen für ihre Recherchen, jedes Video enthält Quellennachweise zuhauf.
Armin Laschet verweigerte das Gespräch mit Rezo
Zur Aufklärung gehört aus Rezos Sicht auch, mit denen zu reden, die er so kritisiert. Er habe sich bemüht, sagt er, die beiden Kanzlerkandidaten und die -kandidatin für ein gemeinsames Gespräch zu gewinnen – doch das fand nicht statt, da nur Annalena Baerbock und Olaf Scholz zugesagt hatten, nicht aber Armin Laschet. Den Korb kommentierte Rezo mit den Worten, es sei «ein schlechtes Zeichen», wenn man sich für die junge Generation «nicht mal einen Abend freinimmt im ganzen Wahlkampf». (Lesen Sie zum deutschen Wahlkampf den Leitartikel «Für mehr Wandel fehlt der Mut».)
Um sich Gehör zu verschaffen, braucht die junge Generation heute weder Fernsehen noch Parteipolitik – sondern Zugang zu Youtube, der grössten Videoplattform der Welt. Es ist eine Generation, die ein Triell im Livestream auf Instagram schauen würde; wenn es das denn gäbe. Zu den Galionsfiguren dieser Youtube-Jugend gehören Greta Thunberg und die Mitinitiatorin der deutschen «Fridays for Future»-Demos, Luisa Neubauer – und Rezo, der auf Youtube politische Bildung betreibt.
Er und seine Mitstreiterinnen haben den Klimaschutz zur Existenzfrage erklärt, sie prangern Missstände an und dass die ältere Generation ihnen die Zukunft versperre. Was ihn antreibe, wurde Rezo kürzlich gefragt. Vielleicht, sagte er, «habe ich der jüngeren Generation geholfen, ernst genommen zu werden».
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