Super Tuesday der RepublikanerTrump siegt – Haley schweigt
Donald Trump gewinnt die Präsidentschaftsvorwahlen seiner Partei am Super Tuesday klar. Doch Herausforderin Nikki Haley macht es spannend.
Eine Überraschung gab es dann doch an dem Abend des Super Tuesday, der ansonsten genau so verlief, wie es zu erwarten war. Favorit Donald Trump gewann die Vorwahlen der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur deutlich vor Nikki Haley, der früheren UNO-Botschafterin und Gouverneurin von South Carolina. In 14 der 15 Gliedstaaten holte Trump eine klare Mehrheit der Stimmen gemäss den Auszählungen und Hochrechnungen, die am späten Dienstagabend Ortszeit vorlagen. Doch der Zwergstaat Vermont, ganz im Nordosten, vermasselte ihm einen Sieg auf der ganzen Linie.
Den grössten und reichsten konservativen Staat, Texas, entschied Trump für sich, ja den ganzen strenggläubigen Bible Belt, über Oklahoma und Arkansas bis hinauf nach Virginia an der Atlantikküste. Auch in dem Swing State North Carolina wird er sich mit rund drei Vierteln der Stimmen klar durchsetzen, ebenso im Norden der USA, in Alaska, Minnesota, Massachusetts und Maine sowie im Westen in Colorado, Utah und Kalifornien.
Vermont in Neuengland machte es spannend. Im Nachbarstaat New Hampshire hatte Nikki Haley ganz am Anfang der Vorwahlsaison einen Achtungserfolg erzielt, als sie zwar verlor, aber deutlich stärker abschnitt als zuvor in den Umfragen. Am Dienstag lieferte sie sich nun in Vermont ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Trump, das laut den Hochrechnungen der grossen Medienhäuser am späten Dienstagabend zugunsten von Haley ausging. Sie siegte mit rund 50 Prozent der Stimmen, während Trump 46 Prozent auf sich vereinen konnte. Wie viele Delegierte Haley damit gewinnt, ist bis zum Vorliegen des Endresultats offen.
Haley konnte damit bisher nur zwei Vorwahlen für sich entscheiden: Die eine in der Hauptstadt Washington und die andere nun in Vermont, wo bei der Primary der Republikaner nicht nur Parteigänger, sondern auch Demokraten ihre Stimme einlegen durften.
Warten auf Nikki Haley
Klar ist hingegen, dass Donald Trump am Super Tuesday genug Delegiertenstimmen für den Parteitag von Mitte Juli sammeln konnte, um seine Konkurrentin entscheidend abzuhängen: Trump wird über 550 Stimmen auf sicher haben. Haley liegt bei nicht einmal einem Zehntel davon, sie hat nun ziemlich definitiv keine Chance mehr, dem starken Mann in der Partei gefährlich zu werden. Bereits in zwei Wochen dürfte Trump das Mehr von 1215 Stimmen erreichen, um Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahl zu werden.
Die Spannung war darum gross, wie Haley die Resultate kommentieren würde. Trump hatte sie längst aufgefordert, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, und sie seit Wochen mit üblen Spitznamen bedacht. Haley gelobte jedoch, mindestens bis zum Super Tuesday im Rennen zu bleiben. Als die Resultate dann nach und nach eintrafen, herrschte jedoch Funkstille, selbst bei der Nachricht über den Sieg in Vermont.
Erst zu später Stunde liess ihre Kampagne durchsickern, Haley werde nicht mehr am selben Abend Stellung nehmen. Vieles spricht dafür, dass die 52-Jährige nun bald das Feld räumen wird, nachdem sie am Dienstagabend keine Durchhalteparolen mehr verkündet hat und ihr leerer Terminkalender keine weiteren Wahlkampfauftritte in den nächsten Wochen aufweist.
Trump schien Haleys Ausscheiden in seiner Rede in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach vorwegzunehmen. Er erwähnte seine Rivalin nicht namentlich, sagte aber: «Wir wollen eine Einheit sein, und wir werden eine Einheit sein, und das wird sehr schnell geschehen.» Damit gestand der wahrscheinliche Präsidentschaftskandidat indirekt ein, dass er Mühe bekundet, die ganze Partei hinter sich zu versammeln. Haley holte am Super Tuesday auch in den meisten Gliedstaaten, in denen sie unterlag, zwischen einem Fünftel und einem Drittel der Stimmen. Das ist für Trump gefährlich, falls diese Wähler am 5. November zu Hause bleiben oder sich gar Joe Biden zuwenden sollten.
Ob Haley sich hinter Trump stellen, sich neutral verhalten oder ihn bekämpfen wird, ist offen. In einer Stellungnahme teilte ihre Kampagne kurz vor Mitternacht mit: «Man schafft keine Einheit, indem man einfach sagt, eine Einheit zu sein.» Ein grosser Teil der Republikaner hätte «grundlegende Bedenken über Donald Trump» zum Ausdruck gebracht. Die Partei müsse darauf eine Antwort geben.
Ein erbitterter Streit in Texas
Wie tief die Risse in der Partei sind, zeigte sich am Dienstag in Texas. Dort versuchte Justizminister Ken Paxton Rache zu nehmen für ein Amtsenthebungsverfahren wegen Korruption, das die Mehrheit der Republikaner im vergangenen Jahr gegen ihn eingeleitet hatten. Mit Rückendeckung von Donald Trump unterstützte er am Dienstag eine Reihe von neuen Kandidaten gegen altgediente Abgeordnete wie Speaker Dade Phelan, was zu einem erbitterten Wahlkampf führte. Phelan verpasste die Nominierung am Dienstag, im Mai muss er zur Stichwahl antreten. Wie der Machtkampf bei den texanischen Republikanern ausgehen wird, ist vorerst offen.
Klar setzte sich der Trump-Flügel in North Carolina durch. Kandidat der Republikaner für das Gouverneursamt wird Mark Robinson, bisher stellvertretender Gouverneur. Der Afroamerikaner ist eine polarisierende Figur, der mit antisemitischen Äusserungen, Hitler-Zitaten und scharfer Rhetorik gegen LGBTQ-Anliegen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er dürfte allerdings nicht nur die eigenen Wähler mobilisieren, sondern auch die Demokraten, was North Carolina zu einem für die Präsidentschaftswahl wichtigen Swing State werden lassen könnte.
Trump hofft auf Hilfe von Elon Musk
Mitten in den Super-Wahltag platzte die Nachricht, dass Trump am Sonntag eine auserlesene Gruppe von möglichen Geldgebern in Mar-a-Lago empfangen hatte – darunter Elon Musk, den Eigentümer des sozialen Netzwerks X, wie die «New York Times» berichtet. Musk verband lange eine Art Hassliebe zu Trump. Unter anderem schaltete er dessen Konto wieder frei, das nach dem Staatsstreich vom 6. Januar 2021 von der Firma mit dem damaligen Namen Twitter gesperrt worden war. Zwischenzeitlich gerieten die beiden öffentlich aneinander, in den vergangenen Monaten aber ist Musk stark nach rechts abgedriftet.
In Nachrichten auf seinem Netzwerk verbreitet Musk die Verschwörungsthese, die Demokraten holten Migranten ins Land, um ihre Wählerbasis auszudehnen, bekannt als «Great Replacement Theory». Laut Insidern neigt er deshalb dazu, Trump zu unterstützen. Würde sich der rund 200 Milliarden Dollar schwere Unternehmer hinter Tesla, Spacex und Starlink als Trumps Sponsor hergeben, wäre der Republikaner möglicherweise seine Geldsorgen los: Seine Wahlkampfkassen sind weniger üppig gefüllt als jene von Joe Biden, zudem werden sie belastet durch Trumps hohe Ausgaben für Anwaltskosten wegen seiner zahlreichen Rechtshändel und Strafverfahren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.