Skitouren-Dominator Rémi BonnetDieser Schweizer könnte auf Ski Olympiagold holen, hat aber keine Lust
Rémi Bonnet hat jedes einzelne Rennen gewonnen. Jetzt wird sein Sport olympisch. Aber er will sich nicht aufgeben.

- Rémi Bonnet hat im Skitouren-Weltcup jedes Rennen gewonnen, an dem er teilgenommen hat.
- Der Freiburger trainiert fast täglich und bewältigt jährlich 500’000 Höhenmeter.
- Trotz Weltmeistertitel verzichtet er auf Olympia 2026.
Noch ein Rennwochenende steht Rémi Bonnet bevor, noch zweimal schnallt er seine Tourenski an die Füsse, noch zweimal rennt er den Berg hoch und fährt wieder hinab. Den Gesamtweltcup im Skibergsteigen kann der Schweizer Mitte April im norwegischen Tromsø nicht gewinnen, weil er nur zwei Disziplinen fährt. Aber in diesen zwei Disziplinen, eine davon ist die absolute Königsdisziplin, hat Bonnet in diesem Winter jedes Rennen gewonnen. Jedes. Sowohl im Weltcup als auch an den Weltmeisterschaften in Morgins, Kanton Wallis, wo er zweimal Gold holte.
Bonnet, 29 Jahre alt und aus dem Kanton Freiburg, ist auf Tourenski der Beste der Welt. Auch weil er trainiert wie ein Getriebener: im Winter auf Ski, im Sommer als Trailrunner, eine halbe Million Höhenmeter absolviert er pro Jahr. Genauer gesagt: in 359 Tagen. An rund 6 Tagen trainiert er nicht. Seine Freundin sagt, dass man ihn an diesen Tagen kaum aushalte.
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Die Sportart Skibergsteigen nennen alle nur «Skimo», eine Abkürzung der englischen Bezeichnung Ski Mountaineering. Das Ziel ist, auf Ski am Berg so schnell wie möglich zu sein, hoch und runter. Es gibt fünf Disziplinen: Bonnet fährt Vertical, wo es nur bergauf geht, und Individual, die Königsdisziplin, «la discipline reine», wie der Romand sagt. Die Athleten absolvieren dabei mehrere Aufstiege und Abfahrten, dazwischen gibt es Passagen, bei denen sie die Ski tragen müssen.
Skibergsteigen wird 2026 olympisch
Bergsportarten wie Klettern sind Teil des olympischen Programms, Freeride könnte bald auch dazustossen, und 2026 wird Skimo erstmals an den Olympischen Spielen dabei sein. Aber Bonnet, der im Weltcup gerade alles gewinnt und zweifacher Weltmeister ist, wird fehlen. Weil das Internationale Olympische Komitee (IOK) entschieden hat, dass der Sprint die einzige Einzeldisziplin im Programm ist. Einer der Gründe dafür: Das IOK glaubt, dass diese Disziplin am TV am besten zu vermarkten ist. Beim Sprint dauern die Rennen rund drei Minuten. In seiner Disziplin ist Bonnet über eine Stunde unterwegs.
Er sagt: «Ich habe mit dem Skimo angefangen, weil ich es liebe, auf die Gipfel zu kommen. Und jetzt sehe ich, wie sich der Sport entwickelt, wie man versucht, ihn für das Fernsehen zu verändern, und den Athleten und ihrer Leidenschaft nicht mehr gerecht wird. Das demotiviert mich total. Und daran möchte ich mich nicht beteiligen.»
Aber natürlich haben die Spiele eine Wirkung auf Bonnet. Als das IOK 2021 verkündete, Skimo ins Programm aufzunehmen, liess er sich davon wie alle anderen euphorisieren: «Wir hatten alle Gänsehaut. Da schien sich ein Traum zu erfüllen, Skibergsteigen an den Olympischen Spielen, wir an den Olympischen Spielen.» Ein Jahr später wurden die Disziplinen verkündet, und Gänsehaut wich Ernüchterung. Bonnet sagt: «Ich bin in diesem Winter zweifacher Weltmeister und gehe nicht an die Olympischen Spiele. Das ist schwer zu verstehen.»
Bonnet hätte sein Training umstellen können, damit er auch im Sprint zu den Besten gehört: Muskelmasse aufbauen, um an Explosivität zuzulegen. Aber das ist nicht er, nicht Bonnet, der die langen Touren liebt. Er sagt: «Ich will mich nicht aufgeben, nicht für ein einziges Rennen, nicht für eine einzige Medaille. Am Tag, an dem ich für den Sport etwas tun muss, was mir keinen Spass macht, höre ich auf.»
Rémi Bonnet gehört auch als Trailrunner zu den Besten der Welt
Bonnet finanziert sich über Sponsoren, Preisgelder sind vernachlässigbar in seinem Geschäftsmodell. Heute lebt er so gut von seinem Sport, dass er sich ein Haus gekauft hat. Als er noch Metallbauer war, sagt er, hätte er das nie gekonnt.
Allerdings lebt er vor allem von seinem Sport im Sommer. Denn auch als Trailrunner gehört er zu den Besten der Welt. Die International Trail Running Association errechnet für ihn einen Leistungswert von 952 Punkten. 1000 sind das Maximum. Nur der Marokkaner Elhousine Elazzaoui hat noch einen Punkt mehr; Kilian Jornet, der spanische Trailrunning-Mythos, liegt hinter Bonnet (950).

Wenn im Februar 2026 die Goldmedaille im Skimo-Sprint vergeben wird, wird Bonnet auf dem Gletscher stehen. Mit Freunden. Weil er sich auf die Patrouille des Glaciers vorbereiten will, das Wimbledon der Skibergsteiger. Er sagt: «Das Olympiarennen schaue ich dann auf dem Handy. Es sind ja gute Kollegen, die dort starten werden.»
Vier Jahre später, bei den Spielen in Frankreich, wird Bonnet knapp 35 Jahre alt sein. Wenn sich das olympische Programm beim Skibergsteigen bis dahin ändert, holt er seine Goldmedaille halt dann.
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