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Rekord bei Zürcher Wohnbevölkerung
Die Einwohnerzahl ist so hoch wie nie, viele Paare sind kinderlos

Gedränge in den VBZ-Trams während den Stosszeiten. 
Bahnhofstrasse Zürich
Zürich, 1.3.2013
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Die Statistikabteilung der Stadt Zürich hat am Dienstag gleich drei Rekorde bekannt gegeben: höchste Bevölkerungszahl, Höchstwert bei den ausländischen Bewohnerinnen und Bewohnern und ein deutlicher Rückgang bei den Erstgeborenen. Es gibt also weniger Familiengründungen.

Letzteres ist für Klemens Rosin von Statistik Stadt Zürich die grösste Überraschung. Er konstatiert zudem, dass die Corona-Jahre bei vielen Stadtzürcher Bevölkerungszahlen keine bleibende Wirkung hinterlassen hätten. «Es ist vieles wieder wie vor 2020», sagt er.

Doch der Reihe nach:

Die Bevölkerungszahl

Im letzten Jahr ist die Bevölkerung der Stadt Zürich um 4045 auf 447’082 Personen gestiegen. Das ist neuer Rekord. Laut Rosin knüpfen die Zahlen punkto Wachstum, Zu- und Wegzügen sowie Todesfällen wieder dort an, wo sie vor Corona standen.

Im vergangenen Jahr gab es 4475 Geburten, 3106 Todesfälle, 41’661 Zuzüge und 38’985 Wegzüge. Das Bevölkerungswachstum ist damit zu zwei Dritteln auf den Unterschied zwischen Zu- und Wegzügen zurückzuführen.

Dieser Wanderungssaldo unterscheidet sich stark bei Menschen mit und ohne Schweizer Pass: Bei den Ausländerinnen und Ausländern ist er positiv, nämlich plus 5202 Personen, bei den Schweizerinnen und Schweizern negativ, minus 2526.

Der Ausländeranteil

Ende 2023 lebten in der Stadt Zürich 150’211 Menschen ohne Schweizer Pass. Auch das ist neuer Höchststand. Damit liegt der Ausländeranteil bei 33,6 Prozent. Dieser war allerdings im Jahr 1912 mit 34,2 Prozent noch leicht höher.

Die Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung aber ist komplett anders, wie Rosin bestätigt. 1912 kamen zwei Drittel der ausländischen Wohnbevölkerung aus Deutschland. Damals führte die Industrialisierung zur Landflucht. Die Menschen strömten also in die Stadt und die Zürcher Vororte.

Der Zustrom ausländischer Arbeitskräfte wurde durch die beiden Weltkriege gebremst, setzte dann aber ab 1950 im Zuge der boomenden Wirtschaft wieder ein. Damals entstanden in der Stadt Zürich die multikulturellen Arbeiterquartiere im Kreis 4 oder in manchen Aussenquartieren wie Schwamendingen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es Wellen von Einwanderungen aus spezifischen Ländern: Ab 1950 kamen vor allem Menschen aus Italien nach Zürich, ab den 1980er-Jahren und in den 1990er-Jahren waren es Familien aus Sri Lanka und dem damaligen Jugoslawien, die vor Bürgerkriegen flüchteten.

Das hat sich nun geändert. «Die Zunahme der Ausländerinnen und Ausländer in der Stadt Zürich ist heute nicht mehr auf eine, sondern auf verschiedene Nationen zurückzuführen», sagt Klemens Rosin. Auch gab es hier während Corona kaum einen Knick; der Anteil stieg kontinuierlich an.

Ausser bei den Menschen aus Deutschland. Doch kehrte dort der Trend bereits vor Corona. Ihre Zahl nahm vor allem zwischen 2017 bis 2021 ab. Eine Abnahme ist auch bei Personen aus Portugal zu verzeichnen.

Die Menschen, die aus der Ukraine in die Stadt Zürich kamen – es sind rund 3100 – spielen anzahlmässig keine grosse Rolle. Sie belegen lediglich Rang 13 unter den ausländischen Nationalitäten.

Der Geburtenrückgang

2022 gab es in der Stadt Zürich einen markanten Geburtenrückgang. Der hielt im letzten Jahr an. Im Jahr 2023 kamen noch weniger Kinder zur Welt als im Jahr zuvor: 2022 waren es 4538, 2023 nur noch 4475 Neugeborene.

Schaut man etwas weiter zurück, zeigt sich, dass das kein statistischer Ausreisser ist: 2023 kamen 13 Prozent weniger Babys zur Welt als 2019. Die Abnahme ist unabhängig von Altersklasse, Nationalitätengruppen oder Stadtkreis.

Die eigentliche Überraschung für Klemens Rosin und sein Team ergab die Auswertung der Geburtenzahl bei Erstgeborenen. «Diese ist deutlich rückläufig», sagt Rosin. Nämlich um 17 Prozent. Bei Zweitgeborenenen ist die Abnahme mit 13 Prozent weniger ausgeprägt, beim dritten Kind sind es nur noch minus 5 Prozent.

Was Rosin besonders erstaunt: Die Abnahme bei den Erstgeborenen in der Stadt Zürich steht im Gegensatz zum landesweiten Trend. Dort ist der Geburtenrückgang beim ersten Kind ähnlich wie beim zweiten.

Über die Ursache, weshalb in der Stadt Zürich sich immer weniger Paare für ein erstes Kind entscheiden, gibt es keine Daten. So kann auch Rosin im Moment nur mutmassen.

Liegt es am Wohnraum? Lieber Beruf statt Familie? Andere Lebensentwürfe und Prioritäten? Klar ist: In der Stadt Zürich hat die Anzahl Ein- und Zweipersonenhaushalte in den letzten Jahren zugenommen.