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Neues Sammelsystem
Dank diesem Sack soll kein Plastik mehr im Abfall landen

Mit den neuen Recybags sollen die Schweizer Haushalte Plastikabfälle sammeln.
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In Kürze:
  • Recypac zielt auf ein schweizweites System für Plastikrecycling mit einheitlichen Säcken.
  • Haushalte sollen Plastikverpackungen und Getränkekartons in speziellen Recybags sammeln.
  • Erste Sammelstellen befinden sich in Migros- und Coop-Filialen in einzelnen Gemeinden.
  • Umweltschützer kritisieren, dass Plastikrecycling wenig ökologischen Nutzen habe.

Es werde ein wichtiger Meilenstein für die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz erreicht und eine grosse Lücke in der Schweizer Separatsammlung geschlossen: Die Vertreter von Recypac geizten nicht mit Superlativen, als sie gestern an einer Medienkonferenz in Bern ihr neues System zum Rezyklieren von Plastik vorstellten. Tatsächlich haben diese Woche allerdings erst eine Handvoll Gemeinden das Sammelsystem für Plastikverpackungen und Getränkekartons eingeführt.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Plastikrecycling.

Was ist Recypac?

Die Branchenorganisation Recypac ist ein Verein, der 2021 gegründet wurde. Recypac will ein schweizweites System einführen, um Plastik zu rezyklieren, mit einheitlichem Sammelsack und einheitlichen Sammelstellen. Mitglieder sind Konsumgüter- und Verpackungshersteller, Detailhändler, Gemeinden und Recyclingunternehmen.

Verschiedene Verpackungen und Getränkekartons auf lilafarbenem und grünem Untergrund angeordnet.

Wie funktioniert das Plastikrecycling für die Konsumenten?

Künftig sollen die Konsumentinnen und Konsumenten bei den Detailhändlern einen Plastiksammelsack kaufen können, analog zu den Gebührensäcken für den Hauskehricht. Ein 35-Liter-Sack soll beispielsweise 1.60 Franken kosten. Im Recybag sollen die Haushalte alle Getränkekartons, Plastikflaschen, Plastikverpackungen und Plastiktüten sammeln. 

Die Säcke werden an Sammelstellen abgegeben, von denen es zunächst knapp 100 gibt. Sie befinden sich allesamt in Filialen der Migros und von Coop. Auf ihrer Website führt Recypac eine Karte mit allen Sammelstellen.

Wo liegen die bestehenden Sammelstellen?

In der Stadt Bern und den Gemeinden Dietikon, Greifensee, Oetwil an der Limmat und Schlieren im Kanton Zürich.

Bis wann soll Recypac schweizweit umgesetzt sein?

Recypac braucht von jeder Gemeinde eine Konzession, um das Plastikrecycling einzuführen. Der Verein will nun nach und nach weitere Gemeinden ins Boot holen, bis ein flächendeckendes Angebot fürs Rezyklieren von Plastik besteht. Wann es so weit sein wird, ist unklar. 

Was ist mit den Recyclingangeboten, die es heute schon gibt?

In verschiedenen Gemeinden gibt es bestehende Angebote von Privaten, um Plastik zu sammeln und zu rezyklieren. In ausgewählten Filialen von Migros und Coop konnten die Konsumentinnen und Konsumenten ebenfalls bereits Plastikabfall abgeben. Doch mit den regionalen Lösungen konnten die Grossverteiler keine genügend hohe Recyclingquote erreichen und entschieden sich deshalb, Recypac beizutreten. Recypac macht die bisherigen Angebote obsolet.

Welches Interesse haben die Unternehmen, Mitglied von Recypac zu sein?

Vertreter von Nestlé Suisse, L’Oréal oder Migros erklärten an der Medienkonferenz, dass Recypac ihnen helfe, ihre Klimaziele zu erreichen.

Eine Gruppe von acht Menschen steht lächelnd zusammen, einige halten Müllsäcke in den Händen. Hintergrund mit unscharfen Einrichtungen.

Wie viel Plastik will Recypac rezyklieren?

Recypac hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 55 Prozent aller Plastikverpackungen und 70 Prozent aller Getränkekartons zu rezyklieren – und übernimmt damit die Zielvorgaben der EU. Stand heute werden nur 3 Prozent des Plastiks in der Schweiz rezykliert.

Was passiert mit dem Plastik, das bei den Sammelstellen abgegeben wird?

Das Plastik wird zunächst sortiert – vorerst im Ausland, weil es in der Schweiz keine entsprechende Anlage gibt. Das sogenannte Monoplastik wird danach zu Granulat und in einem weiteren Schritt zum Beispiel zu Röhren für die Baubranche verarbeitet. Mischplastik oder Karton- und Aluverpackungen mit Plastikbeschichtungen wandern von der Sortieranlage in die Kehrichtverbrennung. 

Was gibt es für Kritik am neuen System?

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert, dass aus dem rezyklierten Plastik keine neuen Verpackungen hergestellt werden, sondern nur gröbere Plastikprodukte. Die NGO zweifelt generell an der Nützlichkeit von Plastikrecycling. Wenn eine Person in der Schweiz ein Jahr lang Plastikabfall separat sammle, entstehe ein ökologischer Nutzen, der gerade einmal dem Verzicht auf ein Rindsentrecote entspreche. «Im Hinblick auf unsere Klimaziele wäre es viel wichtiger, das Problem an der Quelle anzugehen und dafür zu sorgen, dass weniger Plastik in Umlauf gebracht wird», sagt Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace.

Philippe Aeschlimann, der Schweizer Vertreter des Lebensmittelkonzerns Danone, entgegnet: «Dass es gar keine Verpackungen aus Plastik mehr gibt, ist unrealistisch.» Solange es Einwegverpackungen gebe, müssten diese rezykliert werden. Es brauche verschiedene Herangehensweisen, um die Probleme bei den Verpackungen anzugehen, so auch Eugenio Simioni, CEO von Nestlé Suisse: «Als Unternehmen sind wir bestrebt, die Menge an Verpackungen zu verringern und sie rezyklierbar zu machen. Recypac wird künftig ermöglichen, sie zu rezyklieren.»