Kommentar zum IPCC-BerichtRaus aus dem bequemen Bekenntnismodus!
Das Beklemmende am neuen Klimabericht des Weltklimarats ist, dass dasselbe Gremium bereits vor 30 Jahren die aktuelle Klimakrise vorausgesagt hat.
Der 6. Bericht des Weltklimarats (IPCC) zum Klimazustand der Erde kann uns nicht mehr erschüttern, weil er nichts grundlegend Neues erzählt. Die Emissionen steigen immer noch, die CO2-Konzentration wächst weiter in der Atmosphäre, der Treibhauseffekt wird durch den Menschen noch mehr verstärkt. Extreme Hitzeereignisse wie in Kanada, extreme Überschwemmungen wie in Deutschland, extreme Feuer wie in der Türkei werden häufiger – überall auf der Erde.
Das Beklemmende am neuen Bericht ist aber, dass der IPCC bereits vor gut 30 Jahren in seinem ersten Bericht vor dieser Entwicklung warnte. Was er – zwar noch mit einigen grossen Unsicherheiten – voraussagte, ist trotzdem in etwa eingetroffen.
Nun zeichnet der IPCC wieder die Klimazukunft vor. Diesmal aber durch zuverlässige Klimamodelle, mit einem besseren Verständnis der physikalischen Prozesse und mit Beobachtungen, die weit zurückreichen. Die neuen Zahlen geben uns im Gegensatz zu den früheren Daten nicht mehr viel Zeit, um weit unter der für viele Ökosysteme gefährlichen Erderwärmung von 2 Grad zu bleiben.
Milliarden fliessen nach wie vor in die Verbilligung fossiler Energie.
Wie reagieren wir diesmal darauf? Es ist nicht so, dass die Welt nicht begriffen hätte, was uns die Klimaforscher sagen. Seit 1992 gibt es das Klimarahmenabkommen der UNO. Seit 2015 will uns das Pariser Klimaabkommen auf den Pfad von null Emissionen bringen. Die grossen Treibhausgas-Emittenten China, die USA und die EU bekennen sich zu langfristigen Zielen und ehrgeizigen Plänen im Klimaschutz. Auch die Schweiz visiert den richtigen Weg bis 2050 an. Junge Menschen machen Druck auf die Politik und die Wirtschaft, nicht mehr mit dem Feuer zu spielen.
Doch auch wenn die Nachfrage nach Solar- und Windstrom steigt, die Autoindustrie nun den Schritt zur Elektromobilität glaubwürdig macht und die Forschung intensiv nach alternativen Treib- und Brennstoffen sucht – es erreichen uns auch andere Nachrichten: Milliarden fliessen nach wie vor in die Verbilligung fossiler Energie, Regierungen setzen gemäss der Internationalen Energieagentur nur wenige Prozent der Corona-Finanzhilfen für die Energiewende ein, und der Verbund der Wirtschaftsmächte G-20 sträubt sich gegen verbindliche starke Klimaziele. Auch die Schweiz, so scheint es, hat nach dem Nein zum CO2-Gesetz, den bequemen Bekenntnismodus noch nicht richtig verlassen.
Global wie national fehlt noch die letzte Konsequenz und die griffigen Massnahmen, die zu einer deutlichen Trendumkehr der CO2-Emissionen führen. In unserem Land wird sich in den nächsten Jahren zeigen, ob wir den Kurs zu einer fossilfreien Energieversorgung rechtzeitig schaffen werden. International wird die nächste Klimakonferenz in Glasgow eine weitere Wegmarke sein, wie verbindlich die einzelnen Staaten ihre angekündigten Klimaversprechen sehen.
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