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Reaktionen auf Interview bei Oprah
Rassismusvorwurf gegen britische Medien

Das Interview, das Meghan und Harry der US-Moderatorin Oprah Winfrey gegeben haben, schlug in den britischen Medien grosse Wellen. 
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Nicht nur das britische Königshaus sieht sich vom «abtrünnigen» Teil der Familie Anschuldigungen ausgesetzt. Seit Harrys und Meghans Oprah-Winfrey-Interview findet sich vor allem die britische Presse mit dem Vorwurf von rassistischen Tendenzen konfrontiert. Immerhin hatte Meghan in Winfreys Programm erklärt, schon von Beginn ihrer Beziehung mit Harry an habe die Boulevardpresse der Insel «so viel Rassismus aufgerührt», dass sie Morddrohungen erhielt und um ihre Sicherheit fürchten musste.

Harry hatte dem hinzugefügt, es seien nicht zuletzt die pausenlosen, rassistisch gefärbten Angriffe der Tabloids gewesen, die das Paar zur Flucht über den Atlantik getrieben hätten – und natürlich, dass seine Familie Meghan und ihn nicht in Schutz genommen habe in dieser Situation.

Und dann war der Chefredaktor sein Amt los

Am Tag nach der Ausstrahlung der Sendung in Grossbritannien fand der Direktor der Gesellschaft britischer Chefreaktoren, Ian Murray, solche Kritik prompt «inakzeptabel». Die britischen Medien könnten «stolz» sein auf ihre Ablehnung aller Art von Rassismus, war Murray überzeugt. Kaum hatte er das verkündet, brach ein Sturm der Entrüstung über ihn herein. «Lachhaft» sei «ein solches Leugnen der Realitäten», empörten sich vor allem schwarze Journalisten.

Gesellschaftskritische Blätter wie der «Londoner Guardian», die «Financial Times» und der «Independent» verlangten ein neues, ehrlicheres Statement vom Verband. Offene Briefe wurden verbreitet. Am Donnerstag war Murray sein Amt los.

Dem Journalisten platzte der Kragen

In einer neuen Erklärung bekundeten Britanniens Redaktionsleiter, man müsse sich zu den Problemen bekennen, «um die wir alle wissen». So viel angestaunter Zorn über eigene bittere Erfahrungen brach sich überall Bahn, dass Redaktoren, die aus ethnischen Minderheiten stammten, sich mit einem Mal aus der Deckung wagten – wie der «Wetterfrosch» der ITV-Frühstückssendung «Good Morning Britain», Alex Beresford. Er fuhr diese Woche dem berühmten (weissen) Moderator Piers Morgan live in die Parade. Morgan erging sich nach der Winfrey-Chat-Show in endlosen Beschimpfungen über Meghan. Bis Beresford der Kragen platzte: Er habe nicht mehr mit anhören können, wie ernste Rassismusvorwürfe hier einfach abgetan würden, erklärte er. Wutentbrannt stürmte Morgan aus dem Studio. Mittlerweile haben er und ITV sich getrennt.

Warnungen, Harrys und Meghans Klagen betreffend, hat es natürlich auch gegeben. Manche Beobachter des royalen Dramas hätten zum Beispiel gern gewusst, wer genau was sagte über die Hautfarbe des «Sussex»-Sprösslings Archie – und ob das wirklich abfällig gemeint war. Dass Meghan allerdings einer permanenten Herabsetzung in der Boulevardpresse ausgeliefert war, wie sie keins der weissen Mitglieder der Royals je zu gewärtigen hatte, bezweifeln selbst die Kritiker des «Oprah-Spektakels» kaum.

Über «exotische Gene» sinniert

Die meisten Anwürfe waren kaschiert, einige aber auch direkt. So brachte die «Daily Mail» die Bemerkungen eines zwielichtigen «Glamour-Models» (in Anführungszeichen gesetzt) als Schlagzeile: «Meghans Saat wird unsere königliche Familie besudeln.» Die Frage, ob sich eine gemischtrassige Amerikanerin für Grossbritanniens königliche Familie eigne, war schon früh vor der Hochzeit gestellt worden. Eine Zeitung sinnierte einmal über die «exotischen» Gene von Harrys Braut. Aus einem Viertel reinster (schwarzer) Gang-Kultur in Los Angeles stamme Meghan, hiess es anderswo.

Unterdessen möchte eine wachsende Zahl britischer Parlamentarierinnen den betreffenden Zeitungen Grenzen setzen. Schon vor zwei Jahren hatten 72 weibliche Abgeordnete sich in einem Aufruf gegen die «üble Behandlung» Meghans durch die Presse gewandt. Es sei höchste Zeit, dass man den «neokolonialen Untertönen» solcher Berichterstattung ein Ende setze, meinte jetzt die Labour-Abgeordnete Holly Lynch, die den Aufruf damals verfasst hatte. Zusammen mit Parlamentskolleginnen aller Parteien ruft Lynch nun nach einer Unterhaus-Debatte, in welcher der «Rassismus in den Medien» zum Thema werden soll.