Ranking der «Horror-Tiere»Hai, Hund oder Hornisse – welches Wesen ist am gefährlichsten?
Ist die Kuh für den Menschen bedrohlicher als die Schlange, das Krokodil harmloser als der Bandwurm? Die weltweite Datenlage ist unübersichtlich. Doch ein Wesen sticht mit 1,25 Millionen Tötungen pro Jahr hervor.

Haie
Ja, manchmal hat man schon den Eindruck, dass Haie die gefährlichsten Tiere der Welt sein könnten. Man denke an die fürchterlichen Videos, die einem so auf Social Media entgegenwehen. Oder an Tim Burtons aktuellen Kinofilm «Beetlejuice Beetlejuice», in dem ein kopfloser Hai-Toter eine tragende Rolle spielt. Und natürlich denkt man an Steven Spielbergs «Der Weisse Hai». Tatsächlich aber sterben laut den «Shark Attack»-Listen, die irgendwelche Fisch-Nerds im Internet führen, jährlich weltweit nur vier Menschen durch Hai-Attacken. Gleichzeitig aber sollen, vertraut man dem Deutschen Ärzteblatt, allein in Deutschland jährlich 20 Menschen an den Folgen von Bienen-, Wespen- und Hornissenstichen sterben sowie – laut Robert-Koch-Institut – zuletzt drei Menschen an den Folgen von Zeckenbissen. Haie wirken da vergleichsweise harmlos. «Biene Maja» hingegen sollte mal ganz neu betrachtet werden.
Elefanten und Co.
Auch Elefanten haben Angst vor Bienen. In einigen afrikanischen Dörfern schützen sich die Menschen daher mit Bienenzäunen vor ihnen. Laut dem World Wide Fund for Nature (WWF) sterben jährlich Dutzende Menschen durch Elefanten – in Indien sollen es etwa 100 Personen pro Jahr sein. Und was den afrikanischen Kontinent betrifft: Allein in Kenia kamen laut WWF in den vergangenen sieben Jahren 200 Personen durch Dickhäuter ums Leben. Damit dürften Elefanten, folgt man dem Team des «BBC Wildlife»-Magazins, ungefähr das Mordniveau von Nilpferden erreichen (500 Menschen pro Jahr) und – laut weiteren Quellen – noch gefährlicher als gehörnte Kaffernbüffel oder Löwen sein. Willkommen im Ranking der Horror-Tiere!

Krokodile
Die in der Schweiz nur selten anzutreffenden Grossreptilien kosten – laut der Worldwide Crocodilian Attack Database – jährlich etwa 1000 Menschen das Leben. Kräftige Kiefer, konische Verzahnung, das Ertränken und Zerreissen der Beute an einer zuvor perforierten Stelle durch das Drehen um die eigene Achse mit erheblicher Schwanzkraft – das sagt schon einiges über das Mordverhalten der gerne auch mal kannibalistisch agierenden Lauerjäger aus. Dann doch lieber die Begegnung mit einer Kuhherde auf einer einsamen Alp, oder? Man muss ja nicht gleich mit jedem Kalb ein Selfie machen.
Hunde
Laut BBC News sind Hunde weltweit verantwortlich für jährlich 25’000 menschliche Todesopfer. Das hat aber weniger mit der Kraft ihrer Bisse zu tun – mehr mit den Krankheiten, die sie übertragen. Dem guten alten Verwandten des Hundes, dem Wolf, sollen laut Norwegian Institute for Nature Research zwischen 2002 und 2020 übrigens weltweit nur 26 Menschen zum Opfer gefallen sein. Beim Urahn der Katze, dem Tiger, dürften es jährlich 50 bis 60 menschliche Opfer sein.
Fledermäuse, Schnecken und Spulwurm
Laut dem Wissenschaftsfachblatt «Nature Ecology & Evolution» gehen Forscher in manchen Gebieten Südamerikas von bis zu 960 durch Fledermäuse mitverursachte Krankheits-Todesfälle pro 100’000 Einwohner aus. Folgt man wiederum dem «World Journal of Emergency Medicine», so könnte es der Spulwurm auf jährlich bis zu 60’000 Todesfälle bei Menschen bringen. Zu erwähnen wären auch noch der infektionsmuntere Bandwurm, die Raubwanze als Überträger der Chagas-Krankheit mit jährlich etwa 12’000 Toten sowie die Tsetsefliege als Verbreiterin der auch nicht ungefährlichen Schlafkrankheit. Auch die Süsswasserschnecke kann zusammen mit dem Pärchenegel eine für den menschlichen Darm sehr unheilvolle Allianz bilden – darf also auf keiner Horror-Tier-Liste fehlen.
Schlangen
Mit je nach Quelle 50’000 bis 100’000 menschlichen Todesopfern pro Jahr sind auch Schlangen sehr erfolgreich. Besonders erwähnenswert: die Schwarze Mamba (ohne Gegengift tritt der Tod laut dem African Snakebite Institute in zwischen 3 und 16 Stunden ein) und die in Asien beheimatete Gemeine Sandrasselotter, die Brillenschlange, die Kettenviper und der Gewöhnliche Krait.

Kühe
Die Milchkuh bringt es auf 600 Kilogramm – ein kleiner Stupser, und schon gerät man aus dem Tritt. Hinzu kommt, dass Kühe über einen recht kompakten Kopf, zugleich aber über einen überraschend breiten Rumpf verfügen, der da und dort womöglich aneckt. Zudem sind Kühe Herdentiere. Rennt also eine los, folgen ihr andere nach. Daher sollte der Mensch auf Spaziergängen immer auf der Hut vor ihnen sein. Allein durch Kühe starben in Deutschland laut Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau im Jahr 2019 neun Personen.
Stechmücken
Mit bis zu einer Million Todesopfern jährlich stellen sie für den Menschen die grösste tierische Gefahr dar. Leider merkt man es meist viel zu spät, wenn sie einem mit ihrem Speichel einen Malaria-Erreger oder ein Chikungunyavirus in die Blutbahn gesetzt haben. Dank starker Regenfälle und steigender Temperaturen vergrössert sich zudem ihr Lebensraum. Die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Buschmücke wurden bereits in der Schweiz gesichtet, am Gardasee treiben Kriebelmücken, die Fadenwürmer im Gepäck haben, ihr Unwesen. Immerhin: Von den etwa 3800 Culicidae-Arten überträgt nur eine kleine Anzahl tödliche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber, Denguefieber oder das Zikavirus. Vielleicht sollte man dennoch mehr über Mücken sprechen als über Haie und Wölfe. Mehr über die Auswirkungen des Klimawandels.
Der Mensch
Mit den 475’000 durch Mord verursachten Todesfällen im Jahr 2019 (erfasst durch die WHO in ihren Mitgliedsländern) ist der Homo sapiens zwar weit von der Mücke entfernt. Addiert man allerdings noch alle weiteren «gewaltbedingten» Todesfälle, also auch Verkehrsunfälle und Selbsttötungen und so weiter, hinzu, so bringt es der Mensch als Nummer eins der gefährlichsten Landsäuger laut WHO auf 1,25 Millionen Tötungen im Jahr. Noch ärger wird es für ihn, wenn man die (auch klimatischen) Auswirkungen seiner permanenten Gewinn- und Geltungssucht einrechnet. Denn der Mensch beschäftigt sich ja meist vor allem mit sich selbst, also mit Geld und Macht und derlei. Weniger damit, welche Auswirkungen sein Tun oder Nichttun auf alle hat. So gesehen kann, so die abschliessende Bilanz unseres kleinen Horror-Tier-Rankings, wirklich jede andere Art gegen ihn einpacken.
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