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Lockdown-Lockerungen in Grossbritannien
Pub auf? Pub zu? Was darfs denn nun sein?

Seit Montag wieder möglich: Frauengruppe in einem Pub in London.
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Seit Montag darf man in England sein Bier wieder drinnen im Pub trinken. Glückliche Mienen allerorten danken der Regierung diesen Schritt zur «neuen Freiheit» nach harten Wintermonaten der Pandemie. Für die durstige Kundschaft all der Pubs, die die Krise überlebt haben, ist das Öffnen der Türen ein Segen – zumal in den Hagelstürmen und Wolkenbrüchen dieses Mai.

Die Frage ist nur: Wie lange wird es bei dieser Öffnung bleiben? Noch zu Ostern hatte Premierminister Boris Johnson ja feierlich versprochen, dass es im schrittweisen Prozess der Aufhebung des Lockdown «kein Zurück» mehr geben wird. Nun fürchten viele seiner Landsleute, dass das Vergnügen feucht-fröhlicher Geselligkeit ein kurzes sein könnte.

Experten warnen vor enormer Corona-Welle

In manchen Gegenden des Vereinigten Königreichs «könnten Pubs schon wenige Tage nach der Wiedereröffnung erneut zum Schliessen gezwungen werden», meldete die Londoner «Times». Der Grund für diese Befürchtung ist natürlich die neue indische Variante, die so nicht eingeplant war – und die sich offenbar in rasendem Tempo ausbreitet. Binnen Tagen dürfte B.1.617.2 bereits die dominierende Variante auf der Insel sein. (Lesen Sie dazu den Artikel «Wie gefährlich ist die neue indische Doppelmutation?»)

Wenn dieser Ausbreitung nicht rechtzeitig gewehrt werde, müssten die Briten im Juli oder August mit einer enormen neuen Welle von Covid-Patienten rechnen, prophezeien immer mehr Experten. Diese Skeptiker finden, dass die Regierung das Öffnen der Pub-Türen und andere Lockerungen dieser Woche vorsichtshalber hätte aufschieben sollen, statt sich zu sonnen im Lob der Boulevardpresse für ihren «Bürgersinn».

Ins Ausland zu reisen, ist nicht mehr verboten. Aber Downing Street rät von Auslandsreisen dringend ab.

In der Tat scheint der Premier selbst der gegenwärtigen Lage ratlos gegenüberzustehen. Mit einem Mal ist vieles wieder erlaubt. Aber man soll es lieber nicht tun. Statt drinnen zu sitzen, was man nun darf, soll man besser draussen bleiben. Während Enkelkinder nun nicht mehr gegen das Gesetz verstossen, wenn sie Grossmutter und Grossvater umarmen, ist es nach Ansicht der Regierung vernünftiger, sich nicht zu nahe zu kommen.

Ins Ausland zu reisen, ist neuerdings nicht mehr verboten. Aber Downing Street rät von Auslandsreisen dringend ab. Kein Wunder, dass viele Briten verwirrt sind von so unterschiedlichen Signalen. Sollen sie nun? Oder sollen sie nicht? Die Leute müssten jetzt halt selbst Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, hat die Regierung erklärt. Anders als nach dem ersten Lockdown, im letzten Sommer, hat sich Premier Johnson diesmal auch nirgends an einer Pub-Theke, mit triumphierend erhobenem Daumen, sehen lassen.

Lokale Lockdowns stehen zur Diskussion

Der Regierungschef fürchtet wohl, dass er binnen kurzem neue Restriktionen wird erlassen müssen. «Örtliche Lockdowns» sind schon im Gespräch. Ein Teil seiner Hinterbänkler und die Rechtspresse haben Johnson allerdings zornig gewarnt vor «erneuter Freiheitsberaubung». B.1.617.2 hin oder her – sie wollen jetzt den versprochenen «Sommer der Freiheit» sehen.

Eine boshafte kleine Karikatur hat die Lage perfekt aufgespiesst zu Beginn dieser Woche. Sie zeigte ein Pub mit dem Schild: «Happy Hour 5 Uhr bis 6 Uhr. 6 Uhr tritt neuer Lockdown in Kraft.»