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Psychologie der Emotionen
Wer wütend ist, erreicht seine Ziele besser

Photo of young carpenter measuring in workshop.
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Die giftige Selbstbeschimpfung ist eine Bedingung für die Erledigung mittel- bis schwerer Heimwerkertätigkeiten. Die Inzidenz dieser Ausbrüche liegt zum Beispiel im Bereich «Aufbau von Möbeln» erschreckend hoch. Den Bausätzen sind gern Anleitungen beigelegt, deren Zweck nur darin liegen kann, Menschen in die Raserei zu treiben. Doch immerhin, es könnte im Dienst der Sache stehen, wenn der Zorn mal wieder Blasen wirft: Ein wütender Heimwerker ist womöglich auch ein erfolgreicher Heimwerker.

Gerade haben nämlich Psychologen um Heather Lench eine Studie publiziert, welche die hilfreiche Wirkung des Ärgers in diesem Fall nahelegt. Wie die Forscher der Texas A&M University im «Journal of Personality and Social Psychology: Attitudes and Social Cognition» berichten, könnte Wut helfen, Aufgaben mit mehr Erfolg und Hartnäckigkeit zu erledigen. Zumindest galt das in den Experimenten mit mehr als tausend Teilnehmern, wenn diese Herausforderungen einen gewissen Schwierigkeitsgrad überschritten hatten.

Die Evolution hätte negative Emotionen infolge permanenter Updates irgendwann gelöscht.

So gelang es zornigen Probanden etwas besser als neutral gestimmten Teilnehmern, Rätsel zu lösen oder Punkte in einem Computerspiel zu erzielen, in dem es um Geschicklichkeit ging. Ausserdem zeigten sie in weiteren Tests schnellere Reaktionen und grösseren Ehrgeiz als die ruhig gestimmten Mitprobanden. Wut versetzte die Teilnehmer also in einen Zustand, in dem sie leichter ihre Ziele erreichten.

Die Ergebnisse, so die Psychologen, legten nahe, dass negative Emotionen nützlich sein könnten. Die Evolution hätte sie sonst infolge permanenter Updates irgendwann gelöscht. Furcht zum Beispiel signalisiert dem Menschen, potenziell gefährliche Situation zu meiden oder zu fliehen. Langeweile ist ein Signal, um etwas an der gegenwärtigen Situation zu ändern, wie vielleicht auch Traurigkeit.

Werkzeuge und Wut

Wobei es sinnlos sei, einzelnen Emotionen einzelne Funktionen zuzuordnen, wie der Psychiater und Evolutionsbiologe Randolph Neese in seinem Buch «Good Reasons for Bad Feelings» argumentiert. Es sei sinnvoller, Emotionen als besondere operationale Komponenten zu begreifen, die den Umgang mit Situationen erleichterten. Da sei der menschliche Gefühlshaushalt wie ein Schweizer Taschenmesser, schreiben die Psychologen um Lench: Für jede Situation halte er ein paar passende Emotionen bereit.

Sind andere Menschen beteiligt, kann Wut wirksam sein. In Verhandlungen zum Beispiel wirkt Zorn als Bedrohung – und die anderen Beteiligten geben vielleicht eher klein bei. Dass Zorn aber auch bei der Bewältigung von Problemen unterstützend wirken kann, die in stiller, einsamer Wut bearbeitet werden, dafür haben nun also die Forscher um Heather Lench einen Hinweis geliefert. Werkzeuge und Wut – das sind die Dinge, die ein erfolgreicher Heimwerker braucht.