Angriff auf Demonstranten in BelgradVucic müsste eigentlich zurücktreten
Der serbische Präsident hat geleugnet, dass sein Land Schallwaffen besitzt. Dabei kamen diese vermutlich gegen Demonstrierende zum Einsatz.

Mässe der serbische Präsident Aleksandar Vucic seinen eigenen Worten Gewicht bei, er müsste jetzt zurücktreten. Schliesslich schwor der Präsident vor wenigen Tagen Stein und Bein, dass keine Schallkanone eingesetzt worden sei am vergangenen Samstag gegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dem grössten Protest in der Geschichte des Landes. Die Begründung des Präsidenten, so einfach wie vordergründig einleuchtend: Eine derartige Waffe gebe es gar nicht in Serbien.
Doch schon am 19. März stellte sich heraus, dass Serbiens Sicherheitskräfte bereits seit Jahren über gleich 16 der hochumstrittenen Schallkanonen, die schmerzhaft laute Töne aussenden, verfügen. Dass eine davon am Samstag eingesetzt wurde, ist entgegen offiziellen Dementis durchaus möglich: Zu zahlreich und übereinstimmend sind die Berichte von Opfern und sie stützende Videos. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte sich aus dem zunächst ungeklärten Zwischenfall eine tödliche Massenpanik entwickelt. Ein Szenario bis zum Ausrufen des Ausnahmezustandes und einem Verbot weiterer Proteste wäre möglich gewesen.
Mit Aufklärung ist nicht zu rechnen
Monate nach dem Einsturz des Bahnhofsvordachs von Novi Sad am 1. November 2024 – dem Anlass für die Proteste – fehlt jede echte Aufklärung. Ähnlich dürfte es beim möglichen Einsatz der Schallkanone verlaufen.
Die Regierung will die US-Bundespolizei FBI und den russischen Geheimdienst FSB um eine Untersuchung gebeten haben. Selbst wenn dies zuträfe, wäre davon wohl kaum wirkliche Aufklärung zu erwarten: Das FBI steht nun unter Kontrolle eines Trump-Gefolgsmanns, und der FSB ist nun einmal der Geheimdienst des russischen Diktators Wladimir Putin. Nicht von ungefähr pflegen sowohl Moskau wie Belgrad ihre Ammenmärchen von angeblich westlich organisierten «Farbenrevolutionen», wenn sie es im eigenen Land mit überfälligem Protest zu tun bekommen.
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