DNA-Analyse zu HauseDank Speicheltest könnte künftig jeder testen, wie hoch sein Prostatakrebs-Risiko ist
Forschende vermelden einen Erfolg bei der Erkennung einer der häufigsten Krebsarten. Ein Test für zu Hause soll mittels DNA-Analyse bereits früh Risikofaktoren erkennen.

- Ein neuer DNA-Speicheltest soll potenzielle Prostatakrebserkrankungen präziser erkennen als herkömmliche Bluttests.
- Bei 187 von 745 Studienteilnehmern wurde durch zusätzliche Untersuchungen Prostatakrebs diagnostiziert. Fachleute bewerten den Test als vielversprechend.
- Der Teilnehmer Dheeresh Turnbull entdeckte dank der Studie rechtzeitig seine Krebserkrankung.
Wie hoch ist das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken? Ein neuer Test, der DNA aus Speichel analysiert, soll das künftig jedem zeigen können. Durchführen kann man den Test zu Hause. Er soll gar bei der Vorhersage des Prostatakrebs-Risikos genauer sein als der bisher verwendete Bluttest (PSA). Dies geht aus einer im «New England Journal of Medicine» veröffentlichten Studie hervor.
Der Speicheltest sucht nicht direkt nach Anzeichen von Prostatakrebs im Körper, sondern analysiert stattdessen 130 DNA-Mutationen bei Männern, die das Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs erhöhen können.
Von 745 Getesteten hatten 187 Prostatakrebs
Die Forschenden führten die Studie an einer Gruppe von Männern im Alter von 55 bis 69 Jahren durch. Dabei berechneten sie das individuelle Risiko der Teilnehmer, an Prostatakrebs zu erkranken. Die Männer, deren Risiko in die höchsten 10 Prozent fiel, erhielten weitere, detaillierte Untersuchungen. Diese umfassten sowohl eine Biopsie als auch einen MRT-Scan.
Von den 745 Männern, die eine hohe Risikowertung hatten, erklärten sich 468 bereit, zusätzliche Untersuchungen durchführen zu lassen. Bei 187 der Männer wurde Prostatakrebs diagnostiziert. 103 der entdeckten Tumore wurden als behandlungsbedürftig eingestuft – und 74 Tumore wären mit den derzeit verfügbaren Tests in diesem Stadium nicht entdeckt worden.
So ordnen Fachleute die Studie ein
Professorin Ros Eeles vom Institute of Cancer Research in London kommentierte die Ergebnisse laut BBC optimistisch: «Mit diesem Test könnte es möglich sein, das Blatt bei Prostatakrebs zu wenden.» Der Test helfe dabei, «Männer mit einem hohen Risiko für aggressiven Krebs zu identifizieren, die weitere Tests benötigen, und den Männern mit einem geringeren Risiko unnötige Behandlungen zu ersparen».
Professor Dusko Ilic vom King’s College London hat eine etwas nüchternere Einschätzung. Er findet die Studie zwar «vielversprechend», weist aber darauf hin, dass der Speicheltest den Prostatakrebs nur «moderat» besser erkennt, wenn man ihn zusammen mit bereits bestehenden Faktoren wie Alter oder MRT-Scans betrachtet. Professor Ilic betont, dass noch weitere Forschung nötig ist. Der Speicheltest ist derzeit noch nicht so weit, dass er an Patienten genutzt wird.
Dheeresh Turnbull erkannte Krebs durch die Studie
Die Studie hat aber mutmasslich einige Leben gerettet: Dheeresh Turnbull, ein 71-Jähriger aus Brighton, nahm an der Studie teil. Er erfuhr, dass er zur Gruppe mit dem höchsten Risiko gehört, obwohl es in seiner Familie keine Vorgeschichte von Prostatakrebs gibt. Nach weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass Dheeresh Turnbull Krebs hatte.
«Ich war völlig schockiert. Ohne die Teilnahme an der Studie wäre ich in diesem Stadium niemals diagnostiziert worden», sagte er. Auch sein jüngerer Bruder nahm an der Studie teil und erfuhr, dass er einen aggressiven Tumor hatte. «Es ist unglaublich, zu denken, dass durch diese Studie jetzt zwei Leben in meiner Familie gerettet wurden», so Dheeresh Turnbull.
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