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Propalästinensische Kundgebung
Wut und Angst auf Londoner Strassen

People gather with placards to take part in a 'March For Palestine', part of a pro-Palestinian national demonstration, in London on October 14, 2023, organised by Palestine Solidarity Campaign, Friends of Al-Aqsa, Stop the War Coalition, Muslim Association of Britain, Palestinian Forum in Britain and CND. British Prime Minister Rishi Sunak called on Israel Friday to take "every possible precaution to protect civilians" in its response to last weekend's deadly attack by Hamas. (Photo by JUSTIN TALLIS / AFP)
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Während am Wochenende in britischen Städten Zehntausende von Demonstranten aus Protest gegen «Israels Krieg in Gaza» auf die Strassen zogen, hat Premierminister Rishi Sunak versichert, dass er «für alle Zeiten» auf Israels Seite stehe. Israel, meinte Sunak, habe jedes Recht zur Selbstverteidigung – auch wenn die israelische Regierung natürlich alle mögliche Vorsorge treffen sollte, um Zivilisten zu schützen bei ihren Militäraktionen.

Am Samstag hatte Sunak noch erklärt, London stehe vorbehaltlos hinter Israel: «Nicht nur heute, nicht nur morgen, sondern für alle Zeiten.» Einen etwas vorsichtigeren Ton suchte tags darauf Aussenminister James Cleverly anzuschlagen. Cleverly mahnte die Israelis, bei ihrem geplanten Einmarsch in Gaza Zurückhaltung und Disziplin zu üben. Er habe Israel freilich nicht gebeten, den Einmarsch aufzuschieben, fügte er an.

Innenministerin gegen Palästinenser-Fahnen

Zu zornigen Protesten waren am Samstag Zehntausende von Demonstranten, vor allem in London, aber auch in anderen britischen Städten, auf die Strassen gezogen. Unter Tausenden von Fahnen und Bannern wandten sie sich gegen «Israels Krieg in Gaza». «Was sich in Gaza abspielt, scheint in Downing Street niemanden zu kümmern», war auf vielen der Kundgebungen zu hören.

LONDON, ENGLAND - OCTOBER 14: Police scuffle with demonstrators as people protest in support of Palestine on October 14, 2023 in London, United Kingdom. Groups supporting Palestine protest at Israel's retaliation to Hamas attacks across the UK this weekend despite the Home Secretary, Suella Braverman, suggesting that waving Palestinian flags and using popular pro-Palestine slogans could be illegal under the Public Order Act in a letter she sent to police chiefs in England and Wales on Tuesday. (Photo by Carl Court/Getty Images)

Besonderen Unmut hatte ausgelöst, dass Innenministerin Suella Braverman im Vorfeld der Kundgebungen Englands Polizeichefs schriftlich aufgefordert hatte, hart gegen alle Demonstranten vorzugehen, die Palästinenser-Fahnen schwenkten oder propalästinensische Lieder sängen. «Nicht nur spezielle Pro-Hamas-Symbole und -Gesänge geben Anlass zur Besorgnis», hatte die Ministerin verkündet. Alles Fahnenschwenken sei unter den gegenwärtigen Umständen suspekt.

Zahlreiche Polizisten sind jetzt jedoch zum Schutz jüdischer Stadtviertel, jüdischer Schulen und der Synagogen im Lande abgestellt worden.

Die Polizei befand aber, man könne Demonstranten nicht daran hindern, Palästina-Fahnen zu Kundgebungen mitzubringen, solange dies nicht in einem bedrohlichen Kontext geschehe wie zum Beispiel zur Einschüchterung einer jüdischen Nachbarschaft.

LONDON, ENGLAND - OCTOBER 10: Orthodox Jewish men pass police officers as they patrol around Stamford Hill, an area of London with a large Jewish community, on October 10, 2023 in London, England. Fearing a rise in antisemitism after the attacks on Israel by Hamas last weekend, police have increased their presence on the streets of London's Jewish communities. (Photo by Carl Court/Getty Images)

Bei der Londoner Kundgebung gab es insgesamt fünfzehn Festnahmen, die meisten im Zusammenhang mit Attacken gegen die Polizei. Zahlreiche Polizisten sind jetzt jedoch zum Schutz jüdischer Stadtviertel, jüdischer Schulen und der Synagogen im Lande abgestellt worden. Mehrere jüdische Schulen in London wurden schon am Freitag vorsorglich – und auf unbestimmte Zeit – geschlossen. Andere Schulen forderten ihre Schüler auf, nicht in Schuluniform zum Unterricht zu kommen, sondern in Zivil.

Besorgt registriert wird vielerorts ein erneuter drastischer Anstieg antisemitischer Zwischenfälle und Übergriffe. Von 14 derartigen Vorfällen in der ersten Oktoberhälfte des Vorjahres in London ist deren Zahl laut Metropolitan Police in den letzten zwei Wochen, also dem vergleichbaren Zeitraum, auf 105 emporgeschnellt. Jüdische Mitbürger sind unter anderem als «dreckige Juden» beschimpft worden. «Israel den Tod» wünschten andere Antisemiten. Einem koscheren Restaurant in Nord-London schlugen Unbekannte die Fenster ein.

BBC erklärt, warum sie Hamas nicht «Terroristen» nennt

Gleich von mehreren Seiten angegriffen fand sich in den letzten Tagen die BBC, Grossbritanniens öffentlich-rechtlicher Sender. Propalästinensische Demonstranten bespritzten das Eingangsportal des BBC-Gebäudes in London zu Beginn ihrer Kundgebung mit roter Farbe.

Andererseits suchen Sunaks Minister und die einflussreiche Rechtspresse des Landes die BBC mit aller Macht dazu zu zwingen, Angehörige der Hamas durchweg – wie die Regierung – als «Terroristen» zu bezeichnen. Die Anstalt besteht darauf, dass sie bei ihrer Berichterstattung «nicht Partei ergreifen» dürfe. In der Tat sehen das, auch für andere Sender, die strikten britischen Rundfunkregeln vor.

Bittere Kritik handelte sich auch der Fussballverband des Landes ein mit seiner Entscheidung, bei einem Länderspiel Englands gegen Australien den berühmten Wembley-Bogen nicht in den Farben Israels erleuchten zu lassen, sondern nur eine Gedenkminute für die Opfer des Konflikts zu Beginn des Spiels anzuordnen. Während einzelne Tory-Abgeordnete von einer «schändlichen Entscheidung» sprachen, drückte Sportministerin Lucy Frazer dem Verband gegenüber ihre «extreme Enttäuschung» aus.