Kommentar zur WettbewerbskommissionPost-Entscheid bringt viele Verlierer und einen unbekannten Gewinner
Die Wettbewerbshüter untersagen der Post einen wichtigen Firmenkauf. Der Fall bringt einen Machtkampf ans Licht.

Die Wettbewerbskommission (Weko) liess am Freitagmorgen eine kleine Bombe platzen: Die Behörde untersagt der Post, die angeschlagene Quickmail-Gruppe mit den Tochterunternehmen Quickmail und Quickpac zu kaufen. Beide Firmen stellen Briefe, Flyer, Zeitungen, Magazine und Pakete zu. Die Übernahme würde nach Ansicht der Wettbewerbshüter eine «marktbeherrschende Stellung» der Post begründen und ein «faktisches Monopol» schaffen.
Schon lange sorgt der Staatsbetrieb mit seinen regelmässigen Zukäufen von Unternehmen für Kritik aus Politik und Wirtschaft. Die Kritiker haben nun Grund zum Jubeln: Endlich bremsen die Wettbewerbshüter die offensive Expansionsstrategie der Post.
Hinter dem Entscheid der Weko steht aber noch mehr: Um Quickmail ist ein Bieterwettbewerb entbrannt. Wie die Behörde publik machte, gibt es einen zweiten Interessenten für die Gruppe. Um die Übernahmeverhandlungen nicht zu gefährden, hält diese Firma ihren Namen bewusst aus der Öffentlichkeit heraus. Aus der Weko ist zu hören, dass das Kaufangebot jenem der Post ebenbürtig sei und nach wie vor gelte. Der Beschluss der Behörde ist nachvollziehbar, sie kommt ihrer Rolle als Schiedsrichterin bei Wettbewerbsfragen nach.
Quickmail wiederum sah sich aufgrund des Weko-Urteils gezwungen, die Existenz eines zweiten Kaufinteressenten am Freitag zu bestätigen. Dessen Angebot weist Quickmail jedoch zurück und bringt unverhohlen einen Stellenabbau ins Spiel: Nur im Schoss der Post könne die Gruppe die bestehenden 3000 Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Die Absicht ist durchschaubar: Quickmail lenkt von eigenen Versäumnissen ab und stempelt die Weko zum Sündenbock.
Der Weko-Entscheid verheisst für die Angestellten von Quickmail wenig Gutes. Auch die Post gehört zu den Verlierern. Einen Gewinner gibt es jedoch: den diskreten Kaufinteressenten. Seine Chancen sind gestiegen, Quickmail doch noch übernehmen zu können.
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