Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Polen und Europa
Die EU ist nicht wehrlos, aber hilflos

Participants wave EU flags as they take part in a pro-EU demonstration following a ruling of the Constitutional Court against the primacy of EU law in Poland, in front of the Royal Castle at the central square in Warsaw on October 10, 2021. Tens of thousands of Poles rallied on October 10 in defence of their country's EU membership, after Poland's top court last week issued a landmark ruling against the primacy of EU law. The pro-EU demonstrations were called by former EU chief Donald Tusk, now leader of the country's main opposition grouping, Civic Platform, who has warned of the prospect of a "Polexit". (Photo by Wojtek Radwanski / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Von dem grossen amerikanischen Philosophen Julius Henry Marx, genannt Groucho, stammt das Diktum, er wolle keinem Verein angehören, der bereit wäre, ihn als Mitglied aufzunehmen. Die Europäische Union hat das gegenteilige Problem: Sie hat Länder aufgenommen, die sie vielleicht lieber wieder loswerden würde, die aber partout nicht gehen wollen, sondern bleiben und sich schlecht benehmen.

Die EU ist in solchen Fällen zwar nicht wehrlos. Brüssel kann einem Regelverletzer, der sich nicht bessert, Zuschüsse aus dem EU-Haushalt sperren. Dieses finanzielle Druckmittel wendet die EU derzeit bei Ungarn an, und sie hat es bis vor kurzem auch bei Polen getan.

Doch an diesen beiden Ländern lässt sich eben auch hervorragend ablesen, wo der Einfluss der EU seine Grenzen hat. Wenn eine Regierung fest entschlossen ist, Dinge zu tun, die mit europäischen Normen nicht zu vereinbaren sind, etwa die Justiz der Politik zu unterwerfen oder die freie Presse einzuschränken, dann kann «die EU» oder «Brüssel» in der Praxis dagegen wenig unternehmen.

Das Strafverfahren gegen Polen wurde von der EU-Kommission nun zwar beendet, weil Warschau die Forderungen aus Brüssel weitgehend erfüllt hat. Allerdings kam dieser Erfolg nicht dadurch zustande, dass die rechte PiS-Regierung sich dem Druck der EU gebeugt hätte, sondern indem die polnischen Wähler eine andere Regierung ins Amt gestimmt haben. Nicht Brüssel hat das Problem gelöst, die polnischen Bürgerinnen und Bürger haben das getan.

Vielleicht kann man daraus eine optimistische Lehre ziehen: So verlockend der Ruf sein mag, Länder aus der EU zu werfen, die sich nicht an die Regeln halten, so falsch ist er womöglich auch. Solange die Menschen dem Verein EU angehören wollen, übersteht die Union auch ein paar zweifelhafte Mitglieder.