Ein boomendes GenreSpotify-Podcaster verdient mit Rauschen 17’000 Franken im Monat
Wer die ständige Flut an Informationen satthat oder einfach nicht einschlafen kann, greift oft zu «White Noise»-Podcasts. Für die Produzenten ein lukratives Geschäft.
Podcasts erleben einen anhaltenden Hype. Laut Angaben von Spotify befanden sich 2021 auf der Plattform über 3,2 Millionen Podcasts, eine Verdopplung zum Vorjahr. Der schwedische Audio-Streamingdienst beheimatet zahlreiche Krimi-, News- oder Wissenschaftspodcasts. Die Plattform ist gefüllt mit Informationen. Wer für einmal den Lärm der Welt ausschalten möchte, greift oft zu sogenannten «White Noise»-Podcasts. Sie liefern stundenlange Geräusche von fallendem Regen oder einfach nur weissem Rauschen. Die Produzenten dieser beruhigenden Podcasts verdienen damit gutes Geld, wie ein Bericht von Bloomberg zeigt.
An der Spitze der Spotify-Podcast-Charts stehen immer noch Persönlichkeiten wie Joe Rogan oder Urgesteine wie die «New York Times», wie ein Ranking von Chartable zeigt. Doch im Nacken der Podcast-Giganten, genauer gesagt auf Platz sechs, soll sich der Marktführer von beruhigenden Geräuschen «Relaxing White Noise» befinden. Laut eigenen Angaben haben sie seit ihrer Einführung 2012 schon hundert Millionen Menschen erreicht. Dies nicht nur auf Spotify, sondern auch auf anderen Plattformen wie Youtube. Auf der Videoplattform allein haben sie über 2,5 Millionen Abonnenten. Monatlich hören auf Spotify über sechs Millionen Menschen die digitalen Klänge der Natur. Ihr Ziel ist es, «das Leben ihrer Hörer zu verbessern».
Top 25 Prozent aller Podcasts
Laut Bloomberg weiss man oft nicht, wer hinter diesen beliebten Angeboten steckt. Auf Interviewanfragen des amerikanischen Medienunternehmens antworten die meisten Produzenten nicht. Doch diejenigen, die es taten, berichteten von einer guten Einnahmequelle durch die Podcasts und von steigender Nachfrage.
Der Amerikaner Todd Moore kündigte 2009 seinen Job im Bereich Cybersicherheit. Er wollte sich ausschliesslich auf eine App konzentrieren, die er «White Noise» nannte. Zusammen mit Anchor, die kostenlose Podcast-Hosting-Plattform von Spotify, startete er dann einen Podcast namens «Tmsoft’s White Noise Sleep Sounds». In einem Interview mit Bloomberg sagt Moore, dass die Naturgeräusche von rund 50’000 Personen pro Tag gehört würden. Damit gehöre er laut dem Vorsitzenden der Podcast-Werbeagentur Ad Results Media, Marshall Williams, zu den oberen 25 Prozent aller Podcasts.
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Moore hat bereits ein Team von fünf Personen. Damit das Zirpen von Grillen nicht durch lästige Werbung unterbrochen wird, lässt er einzig zu Beginn der Show eine Pre-Roll-Werbung laufen. Anchor zahlt dem Amerikaner pro tausend Klicks 12,25 US-Dollar. Bei 50’000 Klicks pro Tag bedeutet dies einen Tagesverdienst von 612,50 US-Dollar. So macht Moor im Monat über 18’000 Dollar mit seinen achtstündigen Podcasts.
Moore selbst ist vom Erfolg seiner Show überrascht. «Ich hätte nie gedacht, dass das Schreiben einer kleinen App am Wochenende zu einer Vollzeitbeschäftigung werden würde.» Die App mache mittlerweile den kleineren Teil seines Umsatzes aus. Den Grossteil verdient er mit Streaming.
«Es ist peinlich, zu sagen, wie viel Geld ich verdienen würde.»
Todd Moore ist nicht der Einzige, der auf der Erfolgswelle von Konzentrations- und Einschlaf-Podcasts reitet. Brandon Reed arbeitet bei Walt Disney und hat einen Sohn, der Probleme beim Einschlafen hatte. Damit die schlaflosen Nächte aufhören, hat er 2019, auch mit Anchor, stundenlanges Rauschen gestreamt. Drei Jahre später spielen täglich 100’000 Zuhörer seine Podcasts auf Spotify ab. Dort bietet er mit «12 Hour Sound Machines (no loops or fades)» drei kostenlose Folgen mit braunem, weissem und rosa Rauschen an. Weisses Rauschen kann in weitere Klangfarben aufgeteilt werden. Das braune Rauschen ist noch stärker und tiefer im niedrigen Bereich. Es soll helfen, zu entspannen, sich zu konzentrieren oder den Schlaf verbessern. Das rosa Rauschen ist identisch mit weissem Rauschen, aber mit weniger hohen Frequenzen. Im niedrigfrequenten Bereich ist es lauter und im hochfrequenten leiser. Es soll das Erinnerungsvermögen verbessern.
Die restlichen Episoden, wie zum Beispiel «Airplane Cabine Sound Machine», können mit einem Abo freigeschaltet werden. Dieses kostet 2,99 US-Dollar. Mit den Abos soll er bereits über 10’000 US-Dollar verdient haben.
Sein Podcast hat es letztes Jahr in vier verschiedenen Ländern in die Topcharts geschafft. Damit genossen seine beruhigenden Klänge dieselbe Beliebtheit wie der News-Podcast der «New York Times». «Dieses alberne Geräusch, das 12 Stunden lang gespielt wird, in den Top 100 zu haben, ist verrückt», sagt Reed. Auch in der Podcast-App von Apple landete er in den Charts und soll über 26,6 Millionen Hörer erreicht haben. Reed spielt bewusst keine Werbung, er möchte den erholsamen Schlaf seiner Hörer nicht durch den «Lärm des Handels» stören. Jedoch sei ihm bewusst, was ihm entgeht. «Es ist peinlich, zu sagen, wie viel Geld ich verdienen würde.»
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