Corona und der SportPlötzlich wird Katar 2022 zum Glücksfall
Nach der Absage von Fussball-EM und Olympia ist klar: Auch 2021 müssen Anlässe verschoben werden. Leidtragende sind zum Beispiel die Frauen.
Angekündigt war 2020 als erstklassiges Sportjahr. Fussball-EM, Olympische Spiele oder Heim-WM im Eishockey – für den Fan hätte ein Höhepunkt den nächsten jagen können. Doch längst ist klar: Nichts wird wie geplant. Fussball-EM, Olympia und Hockey-WM gibt es erst nächstes Jahr wieder, vieles andere fällt aus, aber immerhin: So wird wenigstens 2021 ein erstklassiges Sportjahr.
Aber was ist eigentlich mit den Events, die 2021 ohnehin geplant waren? In der Leichtathletik oder im Schwimmen stehen immer in ungeraden Jahren Weltmeisterschaften an und im Fussball die Endrunden der Frauen und U-21-Junioren. Sie alle sind jetzt genauso Leidtragende der Corona-Krise: Wie diesen Frühling und Sommer müssen auch 2021 eine Vielzahl von Anlässen verschoben werden.
Zwei Finals im Wembley?
Besonders der Terminkonflikt zwischen Fussball-EM der Männer und Frauen ist delikat. Die Uefa als Ausrichterin beider Endrunden hat sich zur Förderung des Frauenfussballs bekannt, auch sind die Erträge durch die TV-Rechte für die Frauen-EM zuletzt deutlich angestiegen. Die Männer-EM würde eine gleichzeitig stattfindenden Frauen-EM in England trotzdem locker in den Schatten stellen. Hinzu kommt, dass mit dem Londoner Wembley das Finalstadion bei beiden Events das gleiche ist.
Noch problematischer ist die Kollision mit Olympia. Im Gegensatz zu den Männern ist das Frauenturnier bei Olympischen Spielen sehr wichtig, ein Sieg noch prestigeträchtiger als der WM-Titel. Das Internationale Olympische Komitee hat sich auf einen Ersatztermin geeinigt: Tokio 2020 findet nun vom 23. Juli bis 8. August 2021 statt. Gleichzeitig wie die Frauen-EM also.
Prominente Exponenten des Frauenfussballs fordern deshalb eine Verlegung der Endrunde um ebenfalls ein Jahr. «Wenn wir unsere EM verschieben, wäre das für das Turnier gut. So haben auch wir Aufmerksamkeit», erklärt Martina Voss-Tecklenburg gegenüber des ZDF. Die deutsche Nationaltrainerin, viele Jahre in der Schweiz tätig, fügt an: «Man muss schauen, dass man die Grossereignisse nacheinander schaltet.»
Der Schweizerische Fussballverband (SFV) teilt diese Ansicht. Noch hat die Uefa die Verbände zwar nicht um ihre Meinung gebeten, doch für den SFV ist klar, «dass wir für eine Lösung plädieren, bei der auch die EM der Frauen den Stellenwert erhält, den sie verdient», lässt ein Sprecher ausrichten. 2021 wäre das nicht der Fall, 2022 hingegen schon – ausserdem: Erste Qualifikationsspiele für die EM 2021 wurden bereits verschoben (unter anderem das Spitzenspiel Belgien – Schweiz). Gut möglich, dass die Juni-Termine auch bald gestrichen werden. So könnte die Qualifikation ohnehin erst Anfang 2021 zu Ende gespielt werden.
Und so wird plötzlich zum Glücksfall, dass die Fussball-WM der Männer 2022 nach Katar vergeben wurde. Aus klimatischen Gründen wurde die WM 2015 vom Hochsommer in die Adventszeit verlegt, wenn sogar im Persischen Golf angenehme und nicht mehr brütend heisse Temperaturen vorherrschen. Dafür hat es nun im Sommer 2022 viel Platz und Luft für ein Ersatzturnier.
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