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Auferstehung einer Rivalität
«Das Coole ist: Die Klotener haben uns richtig aufgeregt»

Yannick Weber von den ZSC Lions blockiert Daniel Audette von EHC Kloten an der Bande während des Playoff-Viertelfinalspiels am 21.03.2025 in Zürich.
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In Kürze:
  • Der EHC Kloten verabschiedet sich nach starker Playoff-Serie gegen die ZSC Lions, die das Viertelfinal-Duell mit 4:1 für sich entscheiden.
  • Trainer Lauri Marjamäki betont die Wichtigkeit der Verbesserung beim Powerplay für Klotens Zukunft.
  • Sportchef Schödler und Besitzer Schibli werden für ihre wichtigen Beiträge gelobt.

Als im Playoff-Derby der letzte Check ausgeteilt und der letzte Schuss abgegeben war, begegneten sich die Spieler der Zürcher Clubs mit ausgesuchter Höflichkeit. Beim Handshake, der jede Serie beschliesst, plauderten viele Kontrahenten angeregt miteinander.

Die ZSC-Spieler zollten insbesondere dem Klotener Goalie Ludovic Waeber Respekt, der sie mit seinen Paraden fast zur Verzweiflung getrieben hatte. Waeber wäre nach der Rückkehr aus Übersee ja noch vertraglich an die ZSC Lions gebunden gewesen, doch diese liessen ihn zum Kantonsrivalen ziehen. Und dort wurde er zu einem wichtigen Teil im Erfolgspuzzle.

Die Gespräche der Spieler beider Lager wurden später in den Katakomben fortgesetzt. Man kennt sich. Justin Sigrist und Axel Simic bewohnten sogar einmal eine WG zusammen. Santtu Kinnunen plauderte mit Niko Ojamäki, Chris Baltisberger tauschte sich mit seinem langjährigen Teamkollegen Reto Schäppi aus. «Viel Glück», rief ihm ein Klotener beim Herausgehen zu, die Tasche geschultert und den Pappteller mit dem Essen in einer Hand.

Als Kloten im Playoff ums Überleben kämpfte

«Nach dem 0:3 kämpften die Klotener ums Überleben und warfen alles rein», sagte Baltisberger. «Und prompt wurde es nochmals spannend. Das Coole ist: Die Klotener haben uns richtig aufgeregt. Es war wieder Derbycharakter zu spüren, auch auf den Rängen. Die Stimmung war grossartig. Man muss Kloten hoch anrechnen, was da geleistet wird. Mit Ricardo (Schödler) als Sportchef. Du merkst richtig: Da sind wieder starke Werte dahinter. Man spürt nun wieder eine DNA.»

Natürlich ist es auch der Verdienst von Coach Lauri Marjamäki. «Ich habe in Kloten meine Freude wiedergefunden», sagte der 47-Jährige, der mit Kärpät Oulu (2014,15) zweimal finnischer Meister wurde, das finnische Nationalteam coachte und Jokerit Helsinki in der KHL betreute.

Titel zu gewinnen, sei immer sein Fokus gewesen, sagt er. «Hier ist es ein bisschen anders. Man muss herausfinden, was Erfolg für den Club bedeutet. Ich habe viel Arbeit investiert, und man muss sich bewusst sein, dass es hier nicht immer um Meisterschaften geht. Vielmehr muss man die individuelle Entwicklung im Verein sehen.»

Trainer Lauri Marjamaeki vom EHC Kloten bedankt sich bei den Fans nach dem Playoff-Viertelfinalspiel gegen die ZSC Lions in Zürich.

Er sei unglaublich stolz auf seine Spieler, sagte Marjamäki über sein Team, das sich innert einer Saison von Rang 13 auf 7 steigerte. «Nach Weihnachten hatten wir eine schwierige Phase, viele Verletzungen, den Fall Aaltonen. Es gab Momente, in denen ich dachte: Jetzt ist die ganze Saison verdammt noch mal gelaufen. Doch wir haben immer wieder zurückgefunden. Wie das möglich war? Das müssen Sie die Spieler fragen. Sie haben stets an sich geglaubt. Es ist so schön, diese Jungs zu trainieren. Es war alles neu für mich, die Kultur, die Liga.» 

Und was braucht Kloten, um den nächsten Schritt zu machen? Marjamäki weiss genau, wo ansetzen: «Wir hatten grosse Probleme mit den Special Teams, verfügten über das schlechteste Powerplay und Boxplay der Liga. Dagegen müssen wir etwas tun. Es war überraschend, dass wir trotz dieser Schwäche den siebten Platz erreicht haben.» Über die gesamte Saison verzeichneten die Klotener eine Bilanz in den Special Teams von minus 24 Toren.

Der EHC Kloten hat einen Besitzer mit einem Herzen aus Gold

Da das Budget gleich bleiben werde, müsse man in der Spielersichtung besonders sorgfältig arbeiten, betont Marjamäki. «Nationalspieler können wir uns nicht leisten, also müssen wir Talente wie Noah Delémont und starke Importspieler finden. Aber Kloten entwickelt sich genau in die richtige Richtung. Sportchef Ricardo Schödler spielt dabei eine zentrale Rolle – er kümmert sich um alles und lebt vor, was uns stark macht. Doch all das wäre ohne Besitzer Jan Schibli nicht möglich. Er hat ein Herz aus Gold.»

Axel Simic, der das fünfte Spiel mit seinen beiden Toren spannend machte, lobte den Teamgeist: «Um den siebten Platz zu erreichen, mussten wir jeden Abend alles geben. Wir haben nicht die besten Spieler, aber echte Kollegen, coole Jungs, die füreinander kämpfen. Die Ausländer, die den Club nun verlassen, wären gerne geblieben – das sagt alles über Kloten. Wir sind eine Familie. Einen solchen Teamgeist habe ich zuletzt in meiner Juniorenzeit erlebt. Oder vielleicht noch in Davos, als wir vor drei Jahren mit einem jungen Team im Viertelfinal gegen die Lakers ein 0:3 gedreht haben.»

Die ZSC Lions Eishockeymannschaft jubelt vor begeisterten Fans nach dem Sieg gegen EHC Kloten in den Playoff-Viertelfinals in Zürich.

Während die Saison für Kloten mit 11 Spielen innert 23 Tagen zu Ende ging, verdienten sich die ZSC Lions nun wieder eine einwöchige Spielpause. Zum Halbfinalstart am nächsten Samstag wird dann auch Verteidiger Christian Marti wieder mit dabei sein.

Coach Marco Bayer gab den Spielern das Wochenende frei: «Es war ein Fight, wir haben ein paar blaue Flecken davongetragen. Wichtig ist, dass wir nun einmal zwei Tage wegbleiben von der Eishalle. Dann starten wir am Montag in die Vorbereitung auf Samstag. Jetzt sollen es die Spieler geniessen, mit ihren Familien sein, herunterfahren.»

Bayer ging All-in – die ZSC Lions wurden belohnt

Für Bayer war es die erste Serie als Headcoach in der National League. Der 52-Jährige meisterte seine Aufgabe gut und behielt in heiklen Phasen die Übersicht. Auch im fünften Spiel, als sein Team zwischendurch völlig den Faden verlor. «Im Mitteldrittel haben wir Glück gehabt», sagte Bayer. «Aber diese Mannschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie immer wieder einen Weg findet.»

Bayer unterstützte sie dabei mit aktivem Coaching. Schon früh reduzierte er im Schlussdrittel auf drei Linien, die er neu zusammenstellte. «Ich ging All-in, und heute ging es auf», sagt er schmunzelnd. «Ich bin happy.»