Neues aus der Raiffeisen-AffärePierin Vincenz’ Ex-Ehefrau wegen Geheimnisverrat verurteilt
Nadja Ceregato hat vertrauliche Dokumente an ihren Ex-Mann weitergeleitet. Nun muss sie wegen Geschäftsgeheimnisverletzung 37’000 Franken zahlen.
Die Affäre Vincenz ist um ein Kapitel reicher: Nadja Ceregato, die frühere Rechtschefin der Raiffeisenbank, ist wegen Geschäftsgeheimnisverletzung verurteilt worden. Sie hat ihrem früheren Ehemann Pierin Vincenz ein geheimes Strategiepapier weitergegeben. Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag gegenüber der Agentur Keystone-SDA einen Bericht von Radio SRF.
Radio SRF berichtete, dass Ceregato das Papier aus mehreren Gründen nicht hätte weitergeben dürfen. Zum einen war Vincenz zum fraglichen Zeitpunkt im Jahr 2018 nicht mehr Raiffeisen-Chef. Er hätte vom Inhalt des Papiers nichts erfahren dürfen. Zum anderen hätte Ceregato gar keinen Zugang zum E-Mail-Konto haben dürfen, wo das Strategiedokument abgelegt war.
Whatsapp-Chat verrät Ceregato
Dass diese Vorgänge dennoch stattgefunden haben, beweisen Whatsapp-Nachrichten, die Ceregato und Vincenz in einem Chat ausgetauscht hatten. Diese haben der Zürcher Staatsanwaltschaft als Beweise gedient.
Ceregato ist nun per Strafbefehl rechtskräftig wegen Verletzung des Geschäftsgeheimnisses verurteilt worden. Laut SRF erhält sie eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen à 90 Franken, total 16’200 Franken, und eine Busse von 2700 Franken. Bezahlen muss sie mitsamt Verfahrenskosten rund 37’000 Franken.
Die Angelegenheit um dieses Strategiepapier ist seit mehr als zwei Jahren ein Thema. Im vertraulichen Dokument geht es um die Beteiligung am Private-Equity-Unternehmen Investnet, die Raiffeisen im Juni 2015 aufgrund des Reputationsrisikos im Zusammenhang mit den Vorwürfen an Pierin Vincenz auflösen wollte.
An dieser Gesellschaft war Raiffeisen mit 60 Prozent beteiligt, Vincenz privat mit 15 Prozent. Die Anwaltskanzlei Prager Dreifuss arbeitete im Auftrag von Raiffeisen Strategien aus, inwiefern man Vincenz Millionen für eine Einigung auszahlen oder einen Gerichtsprozess riskieren sollte.
Kurz nach dem Geheimnisverrat verkaufte Raiffeisen ihre Beteiligung
Raiffeisen verkaufte ihren Investnet-Anteil wenige Monate nach dem Geheimnisverrat an die Minderheitsaktionäre – unter anderem an Vincenz. Kurz darauf wurde Vincenz festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, sich bei Firmenübernahmen durch seinen Arbeitgeber privat bereichert zu haben.
Der Gerichtsprozess gegen Pierin Vincenz findet Ende Januar statt. Es wird unter anderem um die Frage gehen, ob der ehemalige Raiffeisen-Chef nochmals ins Gefängnis muss und wie viel er wird zahlen müssen.
Zu den neuesten Entwicklungen um Nadja Ceregato will Raiffeisen nichts sagen. Ceregatos Anwalt reagierte laut SRF nicht auf eine Anfrage. Auch Vincenz’ Anwalt wollte keine Stellung zum Strafbefehl nehmen. Für Vincenz und die anderen an der Affäre Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Nadja Ceregato arbeitet derzeit als Rechtsexpertin bei der Firma Aebi Schmidt in Zürich. Unternehmer Peter Spuhler ist Mehrheitsaktionär dieser Firma. (eh)
Fehler gefunden?Jetzt melden.