Geldblog: GebührenvergleichPersönliche Beratung hat ihren Preis
Wer eine Vermögensverwaltung mit Beratung wünscht, muss tief in die Tasche greifen – günstiger sind rein digitale Vermögensverwalter.
Ich bin voll berufstätig, verheiratet und 62 Jahre alt. Ich plane mit 64 Jahren mein PK-Kapital zu beziehen und erst von meinem Ersparten und danach vom PK-Kapital zu leben. Eigentlich hätte ich das PK-Geld gerne beim VZ «BVG-orientiert» angelegt. Die Kosten finde ich allerdings happig. Die belaufen sich in meinem Fall auf rund 6000 Franken jährlich. Kennen Sie eine günstigere Alternative? Leserfrage von S.M.
Sie würden das aus der Pensionskasse bezogene Geld professionell verwalten lassen. Dies hat immer einen Preis. Die Kosten variieren je nach Art der Bank, der Methode und der Strategie zwischen rund 0,75 bis 1,5 Prozent pro Jahr. Zu prüfen ist, inwieweit in dieser Vermögensverwaltungsgebühr der einzelnen Anbieter auch die weiteren Kosten etwa für die Depotführung sowie Transaktionskosten und Produktkosten bereits inkludiert sind oder diese noch dazukommen. Je nach Art der genutzten Produkte kann dies Zusatzkosten von 0,1 bis 1 Prozent oder mehr ausmachen, auch wenn diese Kosten den Produkten direkt verrechnet werden, geht dies von Ihrer Rendite weg.
Ein Vergleich der Vermögensverwaltungsgebühren der verschiedenen Anbieter ist komplex, da man nicht nur die reinen Gebühren vergleichen sollte, sondern auch versteckte Gebühren mitberücksichtigen muss. Im Fall des von Ihnen erwähnten Vermögenszentrums VZ ist es so, dass dieser Anbieter bei seinen Vermögensverwaltungsmandaten praktisch ausschliesslich günstige, meist passiv verwaltete Produkte einsetzt. Bei der von Ihnen favorisierten Vermögensverwaltungs-Variante «BVG-orientiert» wird das Kapital in verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Obligationen und Immobilien ähnlich angelegt wie beim Durchschnitt der Schweizer Pensionskassen.
Im Kernportfolio werden die Märkte durch günstige Indexfonds abgebildet, die sich nach den BVG-Indizes von Pictet richten. Gleichzeitig sichert das VZ die laufende Überwachung und das Rebalancing sicher, damit die gewählte Strategie jederzeit eingehalten wird. Inbegriffen ist eine persönliche Beratung, die immer ihren Preis hat.
Da es für Sie um viel Geld geht, würde ich vor einem Entscheid mit mehreren Anbietern sprechen und deren Ansätze vergleichen.
Wenn Ihnen die Kosten dafür zu hoch sind, könnten Sie als Alternative die Anlagelösungen der Avadis prüfen. Dabei handelt es sich um einen Vermögensverwalter, der hauptsächlich für institutionelle Vermögensverwalter wie Pensionskassen und Versicherungen Kapital verwaltet, zusätzlich aber auch Privatanlegern standardisiert sieben Anlagelösungen zu einem jeweiligen Pauschalpreis anbietet. Diese entsprechen einem unterschiedlichen Risikoprofil. Man kann von einer stockkonservativen Variante mit 100 Prozent Geldmarkt oder einer Basis Variante mit 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Obligationen, einer Variante Wachstum mit 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Obligationen bis zu einer Variante mit 100 Prozent Aktien wählen.
Die Gebühren sind pauschal und umfassen auch Produktkosten, Transaktionskosten und Depotgebühren. Die billigste Variante startet bei 0,15 Prozent pro Jahr und steigt je nach Variante von 0,55 Prozent auf maximal 0,63 Prozent pro Jahr bei der reinen Aktienvariante. Je nach Risikoprofil kann man auch verschiedene Konten mit unterschiedlichen Strategien eröffnen. Auch da wird Ihr Geld professionell und breit diversifiziert investiert und überwacht. Sie erhalten aber keine persönliche Beratung – weder bei der Gewichtung der einzelnen Strategien, noch bei der Festlegung Ihrer Risikofähigkeit.
Alternativen bieten auch reine digitale Vermögensverwalter wie True Wealth, CleverCircles oder Findependent. Diese erstellen aufgrund der digital ermittelten Risikofähigkeit des Kunden eine Strategie und bieten ebenfalls eine Überwachung, ein Rebalancing und tiefe Pauschalgebühren von rund 0,5 Prozent pro Jahr sowie sehr tiefe Produktkosten. Allerdings bekommen Sie auch da keine persönliche Beratung und sind auf sich selbst gestellt. Wenn Sie hingegen Wert auf eine persönliche Beratung legen, müssen Sie bereit sein, höhere Gebühren für eine professionelle Vermögensverwaltung zu bezahlen. Auch bei den Anbietern einer klassischen Vermögensverwaltung mit persönlicher Beratung gibt es punkto Gebühren und Expertise grosse Unterschiede. Da es für Sie um viel Geld geht, würde ich vor einem Entscheid mit mehreren Anbietern sprechen und deren Ansätze vergleichen. Egal, ob Sie eine klassische Vermögensverwaltung oder eine günstige rein digitale Variante ohne Beratung wählen: Das Anlagerisiko tragen Sie immer allein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.