Park über Bahneinschnitt in Zürich Neuer Anlauf für Zürcher Seebahnpark – in verkleinerter Form
Die SBB-Gleise zwischen Aussersihl und Wiedikon sollen überdeckt werden – allerdings nicht in einem Stück, sondern etappenweise. Doch die Hürden bleiben hoch.
Ein grünes Dach über dem Bahneinschnitt zwischen der Hohlstrasse und dem Bahnhof Wiedikon: Diese städtebauliche Vision hat der Verein Seebahn-Park vor rund sechs Jahren lanciert. Der fast einen Kilometer lange Gleisgraben, der die Stadtkreise 3 und 4 seit fast einem Jahrhundert voneinander trennt, soll auf der Höhe der bestehenden Strassen überdeckt werden, damit ein öffentlicher Park – der Seebahnpark – darauf entstehen kann.
Nach Ansicht des Vereins kann es sich Zürich nicht mehr leisten, dieses rund 40’000 Quadratmeter grosses Gelände brachliegen zu lassen. Zudem trage ein solcher Grünraum viel zur Hitzeminderung und einem besseren Stadtklima bei.
Neue Machbarkeitsstudie liegt vor
In den vergangenen Jahren ist es allerdings ruhiger geworden um das ambitionierte Seebahnparkprojekt, dessen Baukosten auf 300 bis 400 Millionen Franken geschätzt wurden.
Immerhin machte sich 2020 im Zürcher Kantonsrat eine breite Allianz für eine Überdeckung des Seebahngrabens stark. Und die Idee für einen solchen Freiraum floss 2021 auch in den kommunalen Richtplan ein. Laut den Promotoren kamen auch von den SBB keine grundsätzlichen Einwände gegen das Projekt, solange der Bahnbetrieb nicht beeinträchtigt werde.
Jetzt kommt nach langer Funkstille wieder Bewegung in die Sache. Am Donnerstag präsentierte der Verein Seebahn-Park an einer Medienkonferenz eine neue Machbarkeitsstudie. Demnach soll der Bahneinschnitt nicht wie ursprünglich geplant gleich auf der ganzen Fläche überdeckt werden, sondern in Teilstücken. Zwischen den Strassenbrücken sollen etappenweise einzelne kleinere Parks über den Gleisen entstehen.
Solche Parksegmente liessen sich mit deutlich geringerem Aufwand realisieren und würden viel weniger kosten, sagte Martin Hofer, Präsident des Vereins Seebahn-Park. Ein einzelner Teilpark wie jener im Bereich des Locherguts würde laut Schätzungen lediglich rund 30 Millionen Franken kosten.
Die Machbarkeitsstudie des Zürcher Ingenieurbüros WaltGalmarini kommt zum Schluss, dass solche Bauwerke über den Gleisen an diesem Ort technisch durchaus machbar wären. Auf dem Deckel könnten sogar Bäume wachsen, und daneben bliebe Platz für einen Veloweg entlang der Böschung.
«Natürlich wäre es schön, den Bahneinschnitt gleich auf seiner ganzen Länge zu begrünen», sagte Hofer. Aber der Verein sei «happy mit jedem einzelnen Teilstück, das realisiert werden kann».
Negativer Bescheid der Stadt
Doch die Hürden bleiben hoch. Nicht zuletzt wegen der ungeklärten Finanzierung. Die SBB haben eine Kostenbeteiligung ausgeschlossen, und auch die Stadt zeigt bisher wenig Begeisterung, wie Martin Hofer sagte.
Bei einer Sitzung im vergangenen Jahr hätten ihm Vertreter der Stadt zu verstehen gegeben, dass sie das Projekt trotz Richtplaneintrag derzeit nicht weiter verfolgen würden. Zu riskant, zu teuer, zu wenig Vorteile, lautete das Fazit. Allenfalls könnte die Gleisüberdeckung beim Bau eines zusätzlichen SBB-Gleises im Bahnheinschnitt wieder aktuell werden – in einigen Jahrzehnten.
Im Inventar schützenswerter Objekte
Ein weiteres Hindernis könnte die potenzielle Schutzwürdigkeit des Seebahngrabens ein. Er gehört zu jenen SBB-Bauwerken in Zürich, die im Inventar schützenswerter Objekte aufgeführt sind, weil er als städtebaulich und bahnhistorisch bedeutsam gilt. Vorbehalte gibt es zudem auf linker Seite wegen einer drohenden Gentrifizierung in der Umgebung des neuen Parks.
Doch von solchen Bedenken lässt sich Vereinspräsident Hofer nicht entmutigen. Der Eintrag im Inventar bedeute noch lange nicht, dass ein Bau gänzlich verunmöglicht würdem, wie er am Donnerstag sagte. Und auch die Ängste vor Gentrifizierung hält er für ¨übertrieben, immerhin bleibe ja die stark befahrene Seebahnstrasse weiter bestehen.
Jetzt will der Verein erneut beim Stadtrat vorstellig werden und ihm seine Machbarkeitsstudie präsentieren. Hofer hofft, dass man diesmal auf mehr Gehör stösst und die Stadt ihre Position noch einmal überdenkt. Allenfalls werde man auch über politische Vorstösse versuchen, Druck zu machen. Denkbar sei schliesslich auch eine Volksinitiative, ähnlich wie jene der IG Seepärke, die einen Teil des Mythenquais in eine Grünfläche umwandeln will. Diese kommt am 3. März vors Volk.
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