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Meinung

Best of Papablog: Snacks in der Schule
«Znünipolizei, bitte das Böxli aufmachen!»

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Unsere Bloggerinnen und Blogger machen Pause. In den nächsten Tagen lesen Sie hier eine Auswahl der meistgelesenen Beiträge dieses Jahres. Dieser Artikel erschien erstmals am 30. November 2023.

Kleine Pausenkomödie: Alles Banane? – Mal schauen, was wohl heute im Sandwich steckt.

Früher zog das Kind einen Zettel aus dem Rucksack, der aussah, als hätte es ihn jeder Kuh entlang des Schulweges einmal zum Wiederkäuen angeboten. Heute kommt die Botschaft per App. «Pling!» Ah, ein Brief von der Schulleitung: «Liebe Eltern, leider mussten wir feststellen…».

Himmel, was ist denn jetzt passiert? «… dass einige Kinder Essen mitbringen, die nicht unseren Standards von gesundem Znüni entsprechen.» Ach so. Ein Appell an die Moral. Die Nachricht ist nicht unfreundlich oder drohend formuliert. Aber sie ist vielsagend lang und kommt unterjährig – zusätzlich zum üblichen Znüni-Gospel zu Beginn des Schuljahrs. Im Lehrerzimmer müssen also Sätze gefallen sein wie: «So nicht!» Und die Botschaft an uns Eltern lautet, wenn auch blumiger formuliert: «Do better!»

Chipshände über den Kopf, das ist eine Razzia

Ich jaule auf wie eine angeschossene Hyäne. Genau heute habe ich dem Brecht nämlich Pombären mitgegeben. Nun ist es unwahrscheinlich, dass die Schulleitung so unmittelbar auf die skandalöse Verpflegung des Tschannen-Kindes reagiert. Sehr viel eher hatte Maximilian-Jason schon am Montag ein 5-Kilo-Fass Nutella dabei und Lea-Marihuana stopfte sich am Dienstag derart mit sauren Zungen voll, dass sie im Werkunterricht der 5b getrieben vom Zuckerflash Joël und Jennifer-Shakira mit der Dekupiersäge eine neue Frisur zimmerte.

Der gesündeste Apfel zaubert kein Vitamin ins Blut, wenn er unbeleckt bleibt.

Alles Mutmassungen. Tatsache ist: Ich fühle mich ertappt und reagiere darauf, wie man es in der Schweiz traditionell tut. Mit innerlicher Empörung. Klassisches Pfüschtli im Sack. Es ist löblich, dass die Schule Verantwortung für den Vitaminhaushalt unserer Kinder übernimmt, aber gleichzeitig gibt es gute Gründe für Sünden im Znüniböxli

Ein gutes Znüni ist ein gegessenes Znüni

Nicht alle Kinder sind wie Loïc, der seine Pastinakenstängeli immer genüsslich wegknäbberlet und sich danach eine Handvoll Baumnüsse hinters Fressbrett drückt. Eltern mit heiklen Essern kennen den Kampf. Wir sind einfach froh, isst unser Kind überhaupt etwas. Manche Kinder sind ohnehin schon untergewichtig oder müssen Medikamente nehmen, die als Nebenwirkung den Appetit abschiessen. Grad beim Znüni – fernab des wachsamen Elternauges – soll das Kind etwas aus dem Böxli ziehen, das es auch sicher wegsnackt.

Der gesündeste Apfel zaubert kein Vitamin ins Blut, wenn er unbeleckt bleibt. Es sind die Mahlzeiten zu Hause, bei denen wir den Kampf um jedes Spurenelement und jeden Ballaststoff führen – unbeobachtet von der Znünipoli… äh Schulleitung. Da wird mit allen taktischen Tricks der Erziehungskunst gearbeitet. Auch mit dreckigen Deals und subtilen Hinweisen: «Schau mal, ein Röselichöli. Möchtest du den essen? Es wäre doch schade, wenn den Smarties im Znüniböxli etwas zustossen würde.»

Wir gehen in den Untergrund

Statt im Böxli rumzuschnüffeln, könnte die Schule das Znüni grad selbst zur Verfügung stellen. Verbunden mit der Auflage, dass kein Kind Gewicht verliert und nichts weggeworfen wird. Viel Erfolg!

Aber der Grundsatz «wähle deine Gefechte mit Bedacht» gilt für die Ernährung heikler Kinder genauso wie für die Kommunikation mit der Schule. Ich verzichte darauf, jeden Tag um 9.50 Uhr als Znünitreichler auf dem Pausenplatz rumzubimmeln. Stattdessen verstecke ich die Pombären unter einer Schicht Spielzeugrüebli aus dem Krämerladen und sage zum Brecht: «Wo kein Kläger da auch kein Richter. Iss das Znüni hinter der Turnhalle und schau, dass Maximilian-Jason Schmiere steht.»