Papablog: Kommentare unerwünschtTeenagerliebe – Eltern, bitte Klappe halten
Ertappen Sie sich manchmal dabei, die Beziehung ihrer jugendlichen Kinder zu kommentieren? Zeit für einen Blick darauf, warum das keine gute Idee ist.
Zum Einstieg dieses Textes ein kurzes Mantra, und dann geht es auch gleich los. Bitte sprechen Sie mir nach:
An Teenagerbeziehungen ist nichts lächerlich.
Ich kommentiere Teenagerbeziehungen nicht ungefragt.
Und jetzt zu den Gründen, warum ich Ihnen das hier aufnötige. Als jemand, der immer noch mit seiner Teenagerliebe liiert ist und dessen Teenagerbeziehung natürlich oftmals hochgradig lächerlich war, fühle ich mich ausreichend qualifiziert, um nicht zu sagen berufen, hier deutlich festzuhalten: Erwachsene und insbesondere Eltern sollten mit Blick auf die Liebesbeziehungen von Teenagern grossflächig die Klappe halten. Nicht kommentieren. Nicht bewerten. Nicht ungefragt ihre eigenen Herzeleiderfahrungen auspacken von damals, als die Dinosaurier noch durchs Tal zogen. Und vor allem nichts und niemanden kleinreden. Aber das scheint uns Eltern doch eher schwerzufallen. Ich ertappe mich selbst leider viel zu oft dabei, wie ich dazu ansetze, diesen oder jenen Unfug über die Beziehungen meiner Teenagerkinder zu verbreiten, und schaffe es dann gerade noch so, mir das zu verbeissen.
Eltern als Regisseure
Aber der Impuls, mich in den Beziehungen meiner Kinder viel zu wichtig zu nehmen, ist auf jeden Fall da. Er wird glücklicherweise von meinen eigenen Erfahrungen mit übergriffigen Erwachsenenkommentaren und unangebrachten Elternfragen im Zaum gehalten. Von Erinnerungen an Freunde meiner Eltern, die mein sechzehnjähriges Ich nach einer Auseinandersetzung mit meiner Lebenskomplizin lauernd fragten, ob es bei uns «Ärger im Paradies» gebe. Davon, wie mein Vater, Lehrkräfte, Supermarktverkäuferinnen, einfach irgendwer permanent ungefragt seinen Senf zu unserer Beziehung dazugab. Hier eine kleine Senfauswahl: schon süss, zu jung, anstrengend, na, immer noch zusammen?, frisch verliebt? Wir seien nichts Ernstes, echt schon lange zusammen, viel zu verkrampft, und natürlich meine Lieblingsboomersenfsorte: Na, ihr Turteltäubchen? Damals dachte ich vor allem eines: Was ist mit denen?! Haben die alle Langeweile? Was wollen die eigentlich von uns? Ich meine, ja gut, wir sind das grossartigste Paar aller Zeiten, aber was geht die das an?
Heute weiss ich: schon auch Langeweile. Erwachsenenleben ist voller öder bis anstrengender Momente und das eigene Langzeitmuttivatikasperletheater womöglich auch nicht mehr so interessant. Aber Langeweile gemischt mit anderen Dingen. Ernsthafter Neugier und Wohlwollen zum Beispiel. Ungläubigkeit. Unwohlsein angesichts des Teenageralters. Und eine massive Angst vor Kontrollverlust. Was verliebte Teenager denken, sagen und tun, entzieht sich weitestgehend den Blicken der Erwachsenen. Deshalb tun diese bei dem, was sie mitkriegen oder vermuten, auch so, als stünden die Teenies auf einer Theaterbühne und würden ihre Beziehung performen: Wie viele Aufführungen wird es nach der Premiere noch geben? Wird die Hauptdarstellerin angemessen bekleidet sein? Wie unterirdisch werden die Liebesmonologe?
Sicher sind Liebesbeziehungen auch Performance. Aber bei Teenagerbeziehungen sitzen Leute im Publikum, an die sich das Stück oft gar nicht richtet und die sich trotzdem so aufführen, als seien sie als Ehrengäste zur Premiere geladen. Sie essen Popcorn, rufen ins Stück rein, fragen, wann Pause ist, und kritisieren Kostüme, Spielweise, Kussszenen und Besetzung. Einige meinen tatsächlich, sie würden bei dem Ganzen Regie führen. Und weil das wirklich unter gar keinen Umständen eine gute Idee ist und ich mich hier nicht auf weiteren 600 Zeilen darüber auslassen sollte, wie absurd das alles ist, sprechen Sie mir bitte einfach noch einmal nach:
An Teenagerbeziehungen ist nichts lächerlich.
Ich kommentiere Teenagerbeziehungen nicht ungefragt.
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