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Meinung

Kolumne Ombudsmann
Medien-Konsumentenschutz in Zahlen

Online-Kommentatorin Erika.
Foto: Moritz Hager
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Er könne nicht verstehen, schrieb der französische Poet Charles Baudelaire (1821–1867), «wie ein Ehrenmann eine Zeitung in die Hände nehmen kann, ohne vor Ekel zu erschaudern». Ähnlich wie Baudelaire erging es einmal einer Leserin, die dem Ombudsmann mitteilte, den «Tages-Anzeiger» morgens nicht mehr zu lesen, ohne ihn vorher zu desinfizieren. 

Es steht ausser Frage, dass die Titel der Tamedia nicht immer und nicht überall auf Gegenliebe stossen und deshalb Beschwerden auslösen – gelegentlich heftige, öfter aber sachliche und in seltenen Fällen betroffene. So sind denn im vergangenen Jahr bei der Ombudsstelle rund 240 Reaktionen eingetroffen, unter denen 180 redaktionelle Inhalte und 60 administrative Belange betrafen. 

Häufigster Stein des Anstosses war die Moderation von Online-Kommentaren, deren Begründung auf Unverständnis stiess. Derweil blieb die Zahl der Gesuche um Löschung von missliebigen Artikeln, Bildern oder Daten gering. Inzwischen sind bis Ende Juni dieses Jahres rund 120 Rückmeldungen seitens der Leserschaft eingegangen. 

Nach wie vor bleibt frustrierten, verärgerten oder unzufriedenen Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, sich auch an den Schweizer Presserat (www.presserat.ch) zu wenden. Hatten Ende 2022 7 von 53 erledigten Beschwerden des Gremiums Titel der Tamedia Deutschschweiz betroffen, so waren es 2023 7 von 49 publizierten Stellungnahmen.  Dabei hiess der Presserat 2 Beschwerden teilweise gut und lehnte alle übrigen ab. 

Insgesamt gingen beim unabhängigen Gremium im vergangenen Jahr 104 Beschwerden ein, wobei sich nach den Rekordjahren 2020 und 2021 die Zahl der Reaktionen laut Jahresbericht mit steigender Tendenz «wieder am langjährigen Durchschnitt auf hohem Niveau» eingependelt hat. Dabei hiess der Presserat 23 Beschwerden ganz oder teilweise gut. 

Wenig überraschend löste die Berichterstattung über Israels Krieg in Gaza nach dem Massaker der Hamas und die Demonstrationen und antisemitischen Übergriffe in Europa und in der Schweiz am meisten Beanstandungen aus.  Auch die Klimakrise blieb ein kontroverses Thema. Bis Mitte Jahr hat der Presserat 14 Stellungnahmen publiziert, unter denen 2 Entscheide Titel der Tamedia Deutschschweiz betreffen.  

Währenddessen hatten die beiden Ombudsleute der SRG.D letztes Jahr 835 Beanstandungen zu verzeichnen – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 214 Reaktionen. Hier gingen innert zwei Monaten über 80 Beanstandungen zur Berichterstattung über den Nahost-Krieg ein: «Auch wenn die Ohnmacht gegenüber dem aussichtslos scheinenden Krieg und die persönliche Betroffenheit gewisse emotionale Ausbrüche nachvollziehbar machen: Die Ombudsleute waren immer wieder sprachlos ob der heftigen Äusserungen und gewählten Begriffe in den Beanstandungen.»

Gleichzeitig erledigte die der SRG.D übergeordnete Übergeordnete Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) 2023 an ihren öffentlichen Sitzungen 31 Verfahren, wobei sie in 3 Fällen eine Rechtsverletzung feststellte. Eine neue Verfahrenskategorie der UBI widmet sich derweil Beschwerden wegen nicht aufgeschalteter Kommentare im Online-Bereich der SRG.