Enttäuschung an OlympiaZu fehlerhaft: Ausnahmetalent Kambundji verpasst Final
Die Hürdensprinterin wollte in Paris in die Top 8 laufen, nun ist schon im Halbfinal Schluss. Warum sie ihre Bestleistung nicht abrufen konnte – und auf was sie sich trotzdem noch freut.
Aus und vorbei. Als Ditaji Kambundji den Blick auf die Anzeigetafel schwenkt, weiss sie bereits, was es geschlagen hat. In 12,68 Sekunden wird sie in ihrer Halbfinalserie Fünfte. Das reicht nicht, um über 100 m Hürden in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. Was überaus bitter ist, denn: Europameisterin Cyréna Samba-Mayela aus Frankreich qualifiziert sich in 12,52 als Letzte für den Final am Samstagabend – Kambundjis Bestzeit liegt bei 12,40.
Und genau diesen Final wollte die Bernerin bestreiten. Deshalb spricht sie nach dem Out von gemischten Gefühlen. «Ich bin ziemlich enttäuscht, hat es nicht geklappt. Es hätte ein top, top, top Rennen gebraucht, das habe ich heute nicht gezeigt.» Wobei die Probleme schon beim Start begannen. «Ich hatte den Eindruck, einen komischen Schritt gemacht zu haben. Dann waren die anderen schon ein wenig weg. So gerätst du von Anfang an unter Druck, und es ist schwierig, dann noch aggressiv und doch locker zu laufen», hält sie fest.
So oft hat das Ausnahmetalent schon abgeliefert, wenn es gezählt hat. Warum ihr das ausgerechnet in Paris nicht gelingen will? Die Erklärungen dafür finden sich in den letzten Wochen.
Kambundji fehlen die schnellen Rennen
Am 8. Juni läuft die 22-Jährige im Stadio Olimpico von Rom zu EM-Silber. Und das mit Landesrekord, der gleichzeitig einen europäischen U-23-Bestwert bedeutet. Schon da bekundet sie Probleme mit der hinteren Oberschenkelmuskulatur, aber sie sind nicht so gravierend, dass sie diese behindern würden. Das ändert sich.
Ende Juni an der Schweizer Meisterschaft lässt Kambundji den Final aus. Reine Vorsichtsmassnahme, heisst es – weil sie beim Aufwärmen leichte Beschwerden hatte. Ihren letzten Wettkampf vor Olympia bestreitet sie am 14. Juli, wobei sie am Meeting in La Chaux-de-Fonds den Vorlauf nicht durchzieht und anschliessend auf den Final verzichtet. Wieder eine Vorsichtsmassnahme.
Körperlich sei alles in Ordnung, sagt Kambundji nun nach dem Out im Halbfinal. «Ich bin megafroh, hat es diesbezüglich auf Olympia hin gepasst. Ich konnte mich ganz auf die Rennen konzentrieren, hatte keine Probleme.» Sie brauche einfach noch länger, um jeweils warm zu werden.
Und doch hat die Vorbereitung Spuren hinterlassen. Kambundji zieht den Vergleich zur EM: «Vor Rom konnte ich ein paar gute Rennen absolvieren und mich so perfekt vorbereiten. Aber der EM-Final war nun mein letzter schneller Wettkampf», sagt sie. Will heissen: Es fehlten ihr ein paar gute Testläufe, um für Olympia richtig in Form zu kommen. Doch will sie das nicht als Ausrede verstehen. Denn das Wichtigste sei, dass sie in Paris gesund habe antreten können.
Was ihr Gefühl sagt
Voraussichtlich am Montag wird sie die Heimreise antreten. Sie ist eine jener Athletinnen, die am längsten in Paris bleiben, reiste sie doch schon am 30. Juli an, um mit der Trainingsgruppe, zu der auch ihre Schwester Mujinga gehört, trainieren zu können. Kambundji sass im Stadion, als diese in den 100-m-Final sprintete. Sie wollte die Spiele in den ersten Tagen bewusst auf sich wirken lassen, nachdem ihre Olympiapremiere vor drei Jahren wegen Corona vor leeren Rängen stattgefunden hatte. Erst danach begab sie sich in den «Vorbereitungstunnel».
Abgeschlossen ist die Saison für Kambundji übrigens noch lange nicht. Mit Athletissima (22. August) und Weltklasse Zürich (5. September) stehen weitere Highlights an. Es sei ein Privileg, dürfe sie nun noch vor Schweizer Publikum laufen, sagt sie. «Darauf freue ich mich.» Zumal sie das Gefühl hat, dass es besser – und vor allem schneller – geht, als sie das in Paris gezeigt hat.
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