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Tanz oder Sport?
B-Girls und Down Rock: So funktioniert die neue Olympia-Sportart Breaking

Logistix (L) of the USA competes against India (background) of the Netheralands during the Red Bull BC One World Final at the Hammerstein Ballrom in New York, USA on November 12, 2022
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Was ist Breaking?

In aller Kürze: das, was gemeinhin als Breakdance bekannt ist. Aber dieser Begriff ist in der Szene verpönt. Die Athletinnen und Athleten würden sich niemals als Breakdancer bezeichnen. Sie werden B-Girls und B-Boys genannt.

Entstanden als Jugendbewegung im New York der Siebzigerjahre, wurde Breaking früh als Wettkampf verstanden. Dieser lief schon da ähnlich ab wie heute die olympische Version: im Duell. Breaking war für die afroamerikanische Jugend eine Möglichkeit, den Frust über die Lebensumstände im Ghetto des heruntergekommenen Stadtteils Bronx rauszulassen.

Nun also hat es der Sport oder Tanz auf die olympische Bühne geschafft. Am Freitag findet der Wettkampf der B-Girls statt, am Samstag jener der B-Boys. Austragungsort ist die Place de la Concorde.

Wie läuft der Wettkampf ab?

17 B-Girls und 16 B-Boys haben sich für die Olympia-Premiere qualifiziert. Sie treten zuerst in einer Round Robin mit vier Gruppen an, danach folgen Viertelfinal, Halbfinal und ab 20 Uhr die Finals um Gold und Bronze (live im SRF-Stream).

Ein Battle besteht aus zwei Serien, in denen beide Breaker je eine Minute Zeit haben, ihr Programm zu zeigen. Auf die Musik haben sie keinen Einfluss, sie wird vom MC gespielt, dem Master of Ceremonies. Wichtig ist, wie auf diese reagiert wird. Nach 60 Sekunden ist der Gegner oder die Gegnerin an der Reihe.

Ein Kampfgericht bewertet die Auftritte nach Kriterien wie Technik, Schwierigkeitsgrad, Choreografie, Ausdruck und Style. Der Eindruck ist subjektiv gefärbt.

Welche Moves gibt es?

Der Fantasie setzt nur die Physik Grenzen. Es gibt drei Grundarten von Moves: Top Rock, Down Rock und Freeze. Top Rock sind Tanzschritte mit den Füssen, üblicherweise beginnen die Breaker damit den Battle. Down Rock findet am Boden statt, es kommt zu Drehungen auf dem Rücken, den Schultern oder dem Kopf. Auch die Hände werden eingesetzt. Typisch dafür sind Beinscheren, wie man sie vom Kunstturnen kennt. Beim Freeze halten die Breaker eine Position.

Was ist verboten?

Beim Breaking wird faires Verhalten verlangt, Feindseligkeiten und Aggressionen gibt es nicht. Der gerade nicht tanzende Sportler befindet sich ebenfalls auf der Wettkampffläche, Berührungen sind aber verboten. Auch sollen Moves nicht wiederholt werden. Ungeschriebenes Gesetz ist, dass der Stil anderer Breaker nicht kopiert wird. Wer es trotzdem tut, gilt als «Biter».

Wie wurde der Sport olympisch?

2018 wurde Breaking erstmals an den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires ausgetragen, erhielt ein sehr positives Echo und verzeichnete hohe Einschaltquoten. Weil Frankreich bekannt ist für eine lebhafte Szene, wurde Breaking vor fünf Jahren als neue Sportart für Paris 2024 bestätigt.

Allerdings: Die Premiere ist auch gleich die Derniere. 2028 in Los Angeles figuriert Breaking bereits nicht mehr im Programm. Die Amerikaner bevorzugen Lacrosse, Baseball und Flag Football. In der Breaking-Szene wird das bedauert.

Breakting geht es damit wie Karate, das 2021 in Tokio ins olympische Programm aufgenommen, danach aber wieder gestrichen wurde.

Wie kommt die Aufnahme bei den Traditionalisten an?

Grundsätzlich positiv. Die Diskussion über die Kommerzialisierung des Sports verläuft viel weniger hitzig als einst beim Snowboarden oder aktuell dem Parkour. Grund: Im Gegensatz zu diesen wurde Breaking auch in der Selbstwahrnehmung schon immer als Sport und Wettkampf verstanden.

«Das Wichtigste ist, dass jeder und jede tanzt, wo und wie es sich richtig anfühlt, auf die eigene Art und Weise», erklärt der Schweizer Breaking-Pionier Walter Petrongolo dem «Blick».

Es gibt trotzdem kritische Stimmen. «Die Lifestyle-Kultur des Breaking mit den Anforderungen des organisierten Sports zu verbinden, ist ein grosser Spagat», sagt ein deutscher Breaking-Experte.

Wer sind die grössten Stars?

Führende Nationen sind die USA und Japan – und dies vorweg: Die B-Girls und B-Boys treten mit Künstlernamen oder ihrem Vornamen an.

Bei den Männern gelten der aktuelle Weltmeister Victor Montalvo aus den USA, der dreifache Weltmeister Philip Kim («Phil Wizard») aus Kanada und der Japaner Shigeyuki Nakarai («Shigekix») als Topfavoriten. Auf Lokalmatador Danis Civil («Dany Dann») wartet das französische Publikum.

Canada's Philip Kim, known as b-boy Phil Wizard, practices during a breaking training session for the Paris 2024 Olympic Games at the Pablo Neruda sport centre in Saint-Ouen on August 6, 2024. (Photo by JEFF PACHOUD / AFP)

Bei den Frauen zählen die litauische Weltmeisterin Dominika Banevic («Nicka»), die US-Amerikanerin Logan Elanna Edra («Logistx») und die Japanerin Ami Yuasa zu den grossen Figuren. Bemerkenswert der Auftritt von Ayumi Fukushima, die im Juni 41 wurde. Sie ist die Älteste im Feld der Teilnehmerinnen. Mit Manizha Talash startet eine Afghanin aus dem Refugee Olympic Team.

Die Schweiz ist im Breaking nicht vertreten. Das beste B-Girl der Schweiz, Rebecca Annies alias «Becca», belegt in der Weltrangliste der World Dance Sports Federation (WDSF) Rang 67. B-Boy Moa Yamin ist 63. Auch aus Deutschland oder Österreich haben es keine B-Girls oder B-Boys nach Paris geschafft.