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Aktivisten «kapern» Gebäude von Russen
Oligarchen-Villen für Geflüchtete

Die stattliche Villa «Altamira» an der französischen Atlantikküste gehört angeblich Kirill Schamalow, der von 2013 bis 2018 mit Putins jüngerer Tochter verheiratet war.
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Es ist eine besondere Hausbesetzer-Aktion, die das am Wochenende hochgeladene Youtube-Video bezeugen soll: Auf einem herrschaftlichen Balkon flattert eine blau-gelbe Flagge, im Hintergrund der Atlantik. Gepostet hat das Video der ehemalige französische Gelbwesten-Aktivist und Blogger Pierre Haffner. Nach eigenen Angaben hat er zusammen mit dem belarussischen Aktivisten Sergej Saweljew die Villa von Putins ehemaligem Schwiegersohn in Biarritz besetzt. Sie hätten das Gebäude eingenommen, um dort ukrainische Geflüchtete aufzunehmen, schreibt Haffner auf Facebook.

In dem Video, das als Beweis für die Aktion dienen soll, sind Fotos und Videoschnipsel aus der Villa zusammengeschnitten. Immer wieder ist ein Mann, vermutlich Saweljew, zu sehen, der eine ukrainische Flagge schwenkt – mal vor dem stattlichen Haus, mal in einem Schlafzimmer, mal auf dem Balkon.

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Die Villa, in der sich all das abspielt, soll Kirill Schamalow gehören. Der russische Oligarch ist der frühere Ehemann von Putins jüngerer Tochter Katerina Tichonowa. Dem unabhängigen russischen Onlinemagazin The Insider erklärte Haffner, er habe in der Villa eine Kopie von Schamalows Pass und eine Übersetzung einer Moskauer Stromrechnung gefunden.

Der Bürgermeister von London nennt die Oligarchen-Wohnungen «goldene Backsteine»

Mit ihrer Jagd auf die Oligarchen-Villa sind die Aktivisten in Biarritz nicht allein. In London besetzten mehrere proukrainische Aktivisten eine Immobilie in der Nähe des Botschaftsviertels in London, die dem Putin-Vertrauten Oleg Deripaska gehören soll. Auf Fotos sind mehrere Personen auf einem Balkon mit Bannern zu sehen, unter anderem mit der Aufschrift: «Diese Immobilie wurde befreit.»

Sogar die britische Politik scheint nicht abgeneigt zu sein, ukrainische Flüchtlinge in Immobilien russischer Oligarchen unterzubringen. Das sei ein Akt der «poetischen Gerechtigkeit», sagte der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan dem Sender Times Radio. Ein Grossteil der Wohnungen in London stünde ohnehin leer. Der Labour-Politiker geht davon aus, dass viele Immobilien russischer Superreicher eher zur Geldwäsche gekauft wurden und nicht, um tatsächlich darin zu wohnen. Es handle sich nicht um Wohnungen, sondern um «goldene Backsteine», so Khan. «Ich finde, die Regierung sollte sie beschlagnahmen, und bevor sie verkauft werden, sollten sie dazu verwendet werden, Ukrainer unterzubringen.» Einem Sprecher von Premierminister Boris Johnson zufolge prüft die britische Regierung tatsächlich solche Pläne.

Die Aktivisten in Biarritz wiederum mussten die Villa wieder räumen, ehe ihre Aktion so richtig starten konnte. Auf seiner Facebook-Seite postete Haffner ein Selfie, das ihn vor einer Polizeistation zeigt. Er sei festgenommen werden, schreibt er dazu. Die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigt der «Süddeutschen Zeitung», dass am Montag drei Personen festgenommen worden sind und Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs eingeleitet wurden. Inzwischen seien die Aktivisten aber aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Weil es sich nur um Hausfriedensbruch handle, würden sie nicht weiter strafrechtlich verfolgt, sondern lediglich belehrt.