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Gesundheitsampel für Lebensmittel
Was der umstrittene Nutri-Score bringt: Eine Lesehilfe

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Das Bewertungssystem für Lebensmittel Nutri-Score ist umstritten. Manche halten es für komplett unnütz, andere für zu verwirrend. Die Gesundheitsbehörden von Frankreich, Deutschland, Spanien und den Beneluxländern sind dennoch vom Konzept überzeugt und fördern es gezielt.

Immerhin die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer findet den Nutri-Score laut einer Umfrage der Zeitschrift «Beobachter» hilfreich. Und während die Detailhändlerin Migros die Gesundheitsampel neuerdings infrage stellt, hofft der Schweizer Nahrungsmittelmulti Nestlé, dass die Gesundheitsampel in den Lebensmittelgeschäften präsenter wird.

Komplett nutzlos ist der Nutri-Score jedenfalls nicht. Wer innerhalb einer Produktkategorie – etwa Schokocerealien, Fruchtsäfte, Schokoladen, Fertigsaucen oder Trockenfrüchte – nach einem gesünderen Produkt sucht, wird dank dem Nutri-Score rascher fündig.

Mit dem wie eine Ampel aussehnden Bewertungssystem auf der Packung kann man sich meistens den Blick auf die oft in winzigen Buchstaben gedruckten Nährwerttabellen ersparen, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Schokocerealien: Kellogg vs. Nestlé

Ähnliche Aufmachung und ähnlicher Inhalt, unterschiedliche Bewertung: Schokocerealien mit Nutri-Score D und B.

Sie sehen sich ähnlich und enthalten Schokolade und Zucker. Das eine Produkt rühmt sich, keine «künstlichen Farben oder Aromen» zu enthalten (Kellogg), das andere, «natürlichen Ursprungs» zu sein (Nestlé). Und dennoch wird das Produkt namens «Trésor» von Kellogg nur mit dem Nutri-Score-Wert D, «Nat Schoko-Haselnuss-Kissen» von Nestlé dagegen mit Bbeurteilt.

Woher kommt der Unterschied? Ein Blick auf die Nährwerttabellen macht klar: Das Nestlé-Produkt enthält weniger Zucker (17,5 gegenüber 26 Prozent), weniger Salz (nur ein Viertel der Menge des Konkurrenzprodukts) und fast 40 Prozent weniger «schlechte», also gesättigte Fette.

Allgemein gilt: Produkte, bei denen der Hersteller den Gehalt an Zucker, Salz und Fett reduziert, können mit einem besseren Nutri-Score rechnen. Die Konsumentinnen und Konsumenten wiederum können nach einem Blick auf die Bewertung einschätzen, welches Produkt die besseren Nährwerte aufweist – auch wenn das nicht bedeutet, dass die Schokokissen von Nestlé per se gesund sind. Denn hier kommt es auf die Menge an – wie immer bei der Ernährung.

Fruchtsäfte: Grapefruit gegen Cranberry

Die Migros lässt ihre gesamte Convenience-Linie «Anna’s Best» von Nutri-Score bewerten, darunter die frischen Säfte «Pink Grapefruit» und «Cranberry», die mit «100% Juice» beziehungsweise «Juicy» beschriftet sind.

Hinter diesen Bezeichnungen steckt auch der Grund für die unterschiedlichen Nutri-Score-Werte: Beim Grapefruitsaft ist dies ein B, beim Cranberrygetränk ein E. Das eine ist ein reiner, direkt gepresster Saft, das andere ein Nektar mit nur 30 Prozent Saft aus Beeren.

Zwei Fruchtsäfte, eine Marke, zwei ganz unterschiedliche Nutri-Scores: Der Zucker macht hier den Unterschied.

Bei Fruchtsäften gibt es einen Bestandteil, der die Nutri-Score-Note entscheidend beeinflusst: der Zucker. Während der reine Grapefruitsaft lediglich 7,5 Gramm pro 100 Milliliter enthält, sind es beim Cranberry-Nektar aufgrund der zugefügten Zuckermenge 11 Gramm. Die Differenz von 3,5 Gramm (rund ein Drittel) begründet bei Letzterem deshalb die Note E.

Hier ergibt der Nutri-Score Sinn: Wer vor dem Kühlregal mit Fruchtsäften steht, erkennt in der Migros mit einem Blick, dass die Grapefruit-Variante gesünder ist. Wer die ganze Flasche auf einmal trinkt (was hier nicht empfohlen werden soll), nimmt mit dem Cranberry-Nektar über 26 Gramm Zucker mehr ein als beim Alternativprodukt – also rund sieben Zuckerwürfel.

Schokoladen: Mit Milch und ohne Milch

Nestlé hat ihr ganzes Schweizer Sortiment gemäss dem Nutri-Score bewerten lassen – auch die hauseigene Schokolade von Cailler. Erhalten hat die Marke durchwegs E-Bewertungen.

Wie aber steht es im Vergleich zu veganer Schokolade? Auch diese erreicht zumeist E-Werte, wie das vegane Sortiment der Migros-Marke V-Love erkennen lässt.

Ob mit oder ohne Milch: Schokolade erhält maximal den Nutri-Score D.

Eine Ausnahme ist die V-Love-Schokolade «Cocoa Nibs» mit einer D-Note. Der Grund ist nicht sofort ersichtlich: Sie enthält sogar mit 25 Gramm pro 100 Gramm zwei Drittel mehr gesättigte, also «schlechte» Fettsäuren. Dafür ist ihr Zuckergehalt rund ein Viertel niedriger als jener der nicht veganen Nestlé-Schokolade.

Auch hier gibt es für die Konsumentinnen und Konsumenten ein klares Fazit: Aus gesundheitlicher Warte spielt es keine grosse Rolle, ob ich Schokolade esse, die mit oder ohne Milch gefertigt wird. Wenn ich mir eine Tafel gönne, kann ich zu der Sorte greifen, auf die ich gerade am meisten Lust habe.

Fertigsaucen: Rahm gegen Béarnaise

Die fixfertige Rahmsauce erhält auf der Lebensmittelampel mit C eine leicht bessere Bewertung als die Béarnaise-Sauce mit D.

Gleiche Verpackung, ähnliche Inhalte, unterschiedlicher Nutri-Score. Bei den Fertigsaucen von Thomy der Geschmacksrichtungen «Rahm» und «Béarnaise» werden die Unterschiede nur bei genauem Hinsehen klar.

Dann sieht man: Dass die Rahmsauce ein C und die Béarnaise ein D erhält, ist berechtigt. Letztere enthält rund ein Viertel mehr Kalorien, 50 Prozent mehr Fett und fast 25 Prozent mehr Salz. Was man zudem beim Vergleichen am Regal erkennt: Fertigsaucen mit Rahm erhalten nie eine A- oder B-Bewertung. Damit ist klar: Täglich sollte man sie nicht konsumieren.

Trockenfrüchte sind entweder ganz okay oder Kalorienbomben

Man sollte meinen, getrocknete Früchte sind getrocknete Früchte. Der Nutri-Score belehrt uns eines Besseren. Die Migros lässt die Produkte ihrer Marke Sun Queen bewerten, und heraus gekommen sind Ergebnisse zwischen B und D.

Die Trockenfrüchte der Migros-Marke Sun Queen tragen je nach Inhalt Nutri-Score-Werte zwischen B und D.

Auf den ersten Blick mag das überraschen, doch ein Blick auf die Nährwerttabelle verrät: Der «Fruit Mix Exotic» enthält fast doppelt so viele Kalorien wie die getrockneten und «sauren» Aprikosen. Zwar steckt in beiden Produkten gleich viel Zucker, nämlich 44 Gramm auf 100 Gramm.

Jedoch weisen die exotischen Früchte weitere Kohlenhydrate und sogar Fette auf. Die Aprikosen wiederum enthalten mehr als doppelt so viele (gute) Ballaststoffe und sechsmal mehr Eiweiss (in kleiner Menge). Der Mix an Nährstoffen macht auch hier den Unterschied.

Wer also die Finger nicht von Trockenfrüchten lassen kann – zum Beispiel im Büro, wo sie gern als Energiespender konsumiert werden –, kann mit dem Nutri-Score auf einfache Weise von einer Kalorienbombe zu einer einigermassen gesunden Alternative wechseln.