Lara Gut-Behrami in Crans-MontanaSie kann kaum laufen, aber rast aufs Podest
Lara Gut-Behrami zwickt es im Rücken. Sie humpelt – und wird in Crans dennoch nur von Seriensiegerin Sofia Goggia geschlagen. Ob sie am Sonntag starten kann? Ungewiss.
Auf diese beiden ist Verlass. Auf Sofia Goggia natürlich, die nur noch eines macht: gewinnen. Und auf Lara Gut-Behrami, die vieles ist, nur eines nicht: langweilig. Und permanent für Unterhaltung sorgt.
Goggia war auch im zweiten Rennen in Crans-Montana die Schnellste, vier Abfahrten in Serie hat sie nun für sich entschieden. Und fast beeindruckender noch als ihr kompromissloser Fahrstil, der den Zusatz «mit ständigen Risiken und Nebenwirkungen» verdienen würde, ist die Inbrunst, mit der sie an den Siegerehrungen Italiens Nationalhymne von sich gibt.
Knapp drei Zehntelssekunden lag Goggia vor Gut-Behrami, die mit Platz 2 eine starke Reaktion zeigte auf den «Abschiffer» vom Vortag. Ein Podestplatz im Heimrennen, Grund für Gefühlsüberschwang eigentlich, aber nein, das würde nicht zur Tessinerin und zu dieser verrückten Woche im Wallis passen. Erst lag sie im Zielraum hinter einem Zelt im Schnee, das Gesicht schmerzverzerrt, vier Betreuer um sich. Danach humpelte sie zur Reporterschar. Der Rücken sei das Problem, die Schmerzen würden bis ins Knie ausstrahlen. «Ich kann kaum laufen.»
Kritik von Urs Lehmann
Offenbar bestehen die Probleme seit Freitagmorgen. Sie sollen aus dem Nichts gekommen sein, und so hofft Gut-Behrami, sie mögen auf dem gleichen Weg entschwinden. Auf den Ski gehe es noch am besten, sagte die 29-Jährige. Der enorme Spannungsaufbau dürfte ihr dabei zupasskommen; es ist nicht selten, dass angeschlagene Spitzensportler während der Wettkämpfe am wenigsten Schmerzen spüren.
«Es ist alles blockiert», meinte Gut-Behrami, «begonnen hat es mit Krämpfen.» Der Podestplatz sei schön, «aber Skifahren ist in diesem Moment Nebensache». Ob sie pausieren muss? Sie müsse mit dem Physiotherapeuten Lösungen suchen, die Probleme zu beheben, sagte sie nur.
Über die Piste verlor Gut-Behrami diesmal kein schlechtes Wort. Im Gegenteil, diese sei in gutem Zustand gewesen. Vieles hatte sie ausgelöst, nachdem sie die Strecke am Mittwoch als desaströs bezeichnet hatte. OK-Chef Marius Robyr dachte gar über eine Rennabsage nach, was völlig übertrieben war und ebenfalls nicht von Souveränität zeugte.
Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann bezeichnete Gut-Behramis Verhalten dennoch als ungeschickt. «Man muss sich bewusst sein, in welcher Situation wir stehen mit dem Sport. Wir sind privilegiert. In der Nacht schneite es, ab vier Uhr in der Früh standen 180 Leute auf der Piste, um ein Rennen zu ermöglichen. Da muss man dem Organisator auch mal Respekt zollen und Danke sagen. Und nicht dreinschlagen.»
Suter wirkt ratlos
Fast sicher ist, dass Gut-Behrami auch am Sonntag das grosse Thema sein wird. Ist sie halbwegs fit, gehört sie im Super-G zum engsten Favoritenkreis. Gleiches gilt für Sofia Goggia. Sie schwebe auf einer Wolke, meinte diese im italienischen Fernsehen.
In mentaler Hinsicht habe sie zuletzt einiges angepasst: «Ist ein Rennen vorbei, tue ich einfach so, als sei es ein Trainingslauf gewesen. So kann ich abschalten – und verliere keine Energie.»
Im Abfahrtsweltcup liegt die Olympiasiegerin von 2018 drei Rennen vor Schluss fast uneinholbar in Führung. Titelverteidigerin Corinne Suter hat als Dritte 210 Punkte Rückstand. Die Innerschweizerin wirkte geknickt, wenngleich sie den 8. Rang nach Platz 14 am Freitag als Schritt in die richtige Richtung bezeichnete. Noch Mitte Woche hatte Suter locker und gelöst gewirkt, nun schien sie etwas ratlos zu sein.
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