Leichtathletik innovativ gedachtNun doch «Weltklasse Zürich» – in neuer Form
30 Topstars kämpfen bereits am 9. Juli in 8 Disziplinen und 7 Stadien ums TV-Publikum.
Die Welt-Leichtathletik ist gerade dabei, sich neu zu erfinden. Sie muss, wenn sie und ihre Stars nicht ganz in Vergessenheit geraten wollen: Olympia auf 2021 verschoben, die EM ebenfalls, die Diamond-League-Meetings bis mindestens Ende Juni wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Und «Weltklasse Zürich», das weltweit renommierteste Meeting, hat früh bekannt gegeben, dass das dreitägige Finalmeeting der höchsten Wettkampfserie im September nicht stattfinden wird. Weil die Reisebestimmungen unklar sind, weil in der Zeit bis dahin nicht alle Athletinnen und Athleten die gleichen Trainingsmöglichkeiten haben, kurz: weil nicht Weltklasse garantiert werden kann.
Nun präsentieren die Zürcher Meetingdirektoren Christoph Joho und Andreas Hediger mit den «Inspiration Games» schon am 9. Juli dennoch ein Meeting auf Weltklasseniveau – in völlig neuer Form. Man habe nach kreativen Wegen und neuen Ideen gesucht, sagt Joho. Und ist auf eine Formel gekommen, die es kaum einmal gegeben hat: Die (ausländischen) Athleten kommen nicht nach Zürich, das Meeting kommt zu ihnen. In acht Disziplinen treten je drei Athleten gegeneinander an – einer aus den Vereinigten Staaten, einer aus Europa, einer aus dem Rest der Welt, alle in einem Stadion in ihrer Nähe. Trotz räumlicher Distanz soll dank dem Fernsehen ein virtuell spannungsvoller Teamwettkampf entstehen.
Dreigeteilter TV-Bildschirm
Das TV-Format wird von der SRG SSR produziert, die Bilder entstehen in sieben verschiedenen Stadien, der Event wird weltweit live übertragen, in der Schweiz zwischen 20 und 21.30 Uhr abends. Konkret heisst das beispielsweise: WM-Bronzegewinnerin Mujinga Kambundji startet im Letzigrund über 150 m – Zuschauer werden auch dann erst im kleineren Rahmen zugelassen sein. Ihre Gegnerinnen sind die bahamaische 400-m-Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo und die sechsfache US-Olympiasiegerin Allyson Felix. Miller-Uibo startet in Florida, Felix in Kalifornien, der Startschuss fällt in Zürich, und der Bildschirm zu Hause ist dreigeteilt.
Geplant sind acht erstklassig besetzte Dreikämpfe, je vier bei Männern und Frauen. Neben einem Staffelrennen mit den Schweizerinnen erhält auch Europameisterin Lea Sprunger eine Startgelegenheit über 300 m Hürden, bei den Männern trifft Alex Wilson über 200 m auf den letztjährigen Jahresschnellsten Noah Lyles (USA). Noch sind nicht alle Starterinnen und Starter bekannt, und bei den Männern fehlt neben den 100 Yards, eine in den USA gelaufene Distanz (rund 91 m), den 200 m und dem Dreisprung noch die vierte Disziplin. Unschwer zu erraten, um welche es geht: den Stabhochsprung. Jeder Veranstalter hätte diese Disziplin mit dem US-schwedischen Überflieger Armand «Mondo» Duplantis gerne in seinem Programm. Doch noch wird verhandelt.
Doch was ist, wenn in Kalifornien Rücken- und in Florida Gegenwind herrscht und es in Zürich regnet? Es sei allen bewusst, dass die direkte Vergleichbarkeit der Leistung nicht gegeben sei, sagen die Organisatoren. Neben dem Live-Feeling gehe es vor allem um die Inspiration, der Wert der Unterhaltung sei ebenso wichtig wie die sportliche Leistung. Neben einem minimalen Antrittsgeld erhalten die Trios ein kleines Preisgeld, auf die Sieger warten immerhin 8000 Franken.
Oslo versus Nairobi
In einem ähnlichen Meeting, den «Impossible Games», treten in Oslo bereits morgen Lea Sprunger und Selina Büchel (über 600 m) an. Die eigentlichen Bislett Games, ebenfalls Teil der Diamond League, haben sich ebenfalls neue Formen der Rennen einfallen lassen. So treten beispielsweise die drei Ingebrigtsen-Brüder gegen ein kenianisches Trio über 2000 m an. Die Norweger starten in Oslo, die Kenianer in Nairobi.
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