Novartis hat nur noch Angst vor Trump
Rohstoffhändler befürchten wegen des Coronavirus Engpässe in den nächsten Monaten. Novartis gibt erst mal Entwarnung.
Das Coronavirus könnte die Lieferketten der Pharmaindustrie beeinträchtigen. Denn rund 60Prozent der Wirkstoffe kommen aus China. Vor allem die Hersteller von günstigen Generika dürften davon betroffen sein.
«Wir erwarten keine Engpässe», sagt Richard Saynor, Chef der Novartis-Generikatochter Sandoz. Er fügte jedoch an, dass es um eine «dynamische Situation» gehe. Momentan gibt es keine Lieferschwierigkeiten, aber 85 Prozent der Rohstoffhändler befürchten sie für die nächsten Monate und vereinzelte Produkte. Das zeigt eine Umfrage von Kemiex, der Schweizer Handels- und Informationsplattform für Medikamentenrohstoffe.
Der Grund sind Zwangsverlängerungen der Neujahrsfestferien, die die Produktion, Lieferung und saisonalen Sicherheitsinspektionen der Chemiefabriken verzögern könnten. Kurzfristig dürften nicht Lieferschwierigkeiten das Problem sein, sondern Preisvolatilität. Mehrere Fabriken für gängige Wirkstoffe, Aminosäuren und Vitamine liegen in den vom Coronavirus besonders betroffenen Gebieten.
«Die Strategie wirkt»
Bei Novartis selbst läuft dagegen alles nach Plan. «Wir sind dabei, unsere Strategie umzusetzen, und die Strategie wirkt», sagte CEO Vas Narasimhan. Nach der Ausgliederung von Alcon sei Novartis jetzt «zu 100 Prozent auf Arzneimittel fokussiert». Das hat vor allem zur Folge, dass die Marge steigt. Die operative Kerngewinnmarge erreichte vergangenes Jahr 29,7 Prozent, was für einen Pharmakonzern eher niedrig ist. Sie soll jedoch 2020 weiter zulegen und auch in den nächsten Jahren stetig steigen, so Narasimhans Vorgabe.
Das ist nur mit der Lancierung bahnbrechender neuer Medikamente möglich, für die Krankenkassen nicht umhinkommen, hohe Preise zu zahlen. Deshalb will sich Novartis genau auf diese neuartigen Therapien konzentrieren. Die Voraussetzungen dafür sind gut: Der Konzern ist der einzige, der etwa bei der Krebsbehandlung bei sämtlichen neuen Ansätzen mit vertreten ist – personalisierte Medizin, Immuntherapie, Gentherapie sowie die Radioligand-Therapie.
Derzeit sind die Hauptumsatzmittel von Novartis Cosentyx (gegen Schuppenflechte) und Gilenya (multiple Sklerose) mit einem Umsatz von 2019 von über 3 Milliarden Dollar sowie Lucentis (Augenkrankheit AMD) mit gut zwei Milliarden Dollar. Aktuell verfügt Novartis über insgesamt 15 innovative Medikamente, die über eine Milliarde Dollar jährlich an Umsatz einbringen.
Donald Trump ist das grösste Risiko
Insgesamt konnte Novartis 2019 seinen Umsatz in den fortgeführten Bereichen um 6 Prozent auf 47,4 Milliarden Dollar steigern. Auch im laufenden Jahr will der Konzern weiter wachsen. So peilt das Management für 2020 wiederum ein Umsatzplus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an. Als grösstes Risiko nennt Narasimhan jedoch eine Reform des US-Gesundheitssystems. «Wenn dies kommen sollte, sind wir jedoch die Firma mit der geringsten Anfälligkeit.»
Die USA sind der weltweit grösste Pharmamarkt, nicht nurwas den Umsatz, sondern auch was die Gewinnspanne betrifft. Denn noch können Pharmakonzerne die Listenpreise selbst festsetzen und auch erhöhen. US-Präsident Donald Trump droht jedoch immer wieder damit, dies zu ändern.
Novartis machte 2019 bei patentgeschützten Therapien 37 Prozent und damit den grössten Teil seiner Verkäufe in den USA, bei patentabgelaufenen aus der Sandoz-Sparte waren es 26 Prozent, hier ist Europa mit 53 Prozent deutlich stärker. Zum ersten Mal veröffentlichte Novartis Umsatzzahlen zum aufstrebenden Pharmamarkt China: Im vierten Quartal setzte er dort insgesamt 544 Millionen Dollar um. In den USA waren es 4,3 Milliarden Dollar.
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