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Dritte Corona-Impfung
Warum die Impfkommission noch keinen Boost empfiehlt

US-Präsident Joe Biden erhielt am 27. September im Weissen Haus die dritte Covid-Impfung.
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Joe Biden krempelte seinen Ärmel hoch und hielt den Oberarm medienwirksam in die Kameras, als eine Pflegefachfrau dem US-Präsidenten am Montag die dritte Covid-Impfdosis verabreichte. Erst Mitte letzter Woche hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA grünes Licht für solche Booster-Impfungen mit dem mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech gegeben. Frühestens sechs Monate nach der zweiten Impfung können sich alle über 65-Jährigen sowie jüngere Personen, die ein hohes Risiko für eine schwere Erkrankung oder beruflich ein hohes Ansteckungsrisiko haben – zum Beispiel Lehrpersonen, Pflegende oder Verkaufspersonal –, eine dritte Spritze geben lassen.

Auch in anderen Ländern wird bereits ein drittes Mal geimpft, allen voran in Israel. In dem schon als «Impfweltmeister» bezeichneten Land waren Anfang Juli aber erst knapp 60 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft, als die Fallzahlen plötzlich wieder in die Höhe schossen. Die Regierung entschied daher, ab Anfang August allen über 60-Jährigen eine dritte Impfung anzubieten, später dann auch allen über 40-Jährigen. Seit gut zwei Wochen sinken die Fallzahlen in Israel nun wieder deutlich. Auch in Deutschland haben bereits Zehntausende von älteren und vorerkrankten Menschen eine Booster-Impfung erhalten, allerdings ohne dass die Ständige Impfkommission eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen hatte.

«Wir sehen bis jetzt keine klare Zunahme von schweren Fällen bei den Ältesten sechs bis acht Monate nach der zweiten Impfung.»

Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen

Und in der Schweiz? Hierzulande können sich derzeit nur immungeschwächte Personen – zum Beispiel Organtransplantierte oder Krebspatienten – ein drittes Mal gegen Covid-19 impfen lassen. Noch immer würden die Vakzine sehr gut vor schweren Verläufen schützen, sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif). «Wir schauen die Daten genau an und sehen bis jetzt keine klare Zunahme von schweren Fällen bei den Ältesten sechs bis acht Monate nach der zweiten Impfung.» Auch die am Wochenende von der «NZZ am Sonntag» publik gemachten Fälle von Impfdurchbrüchen in Pflegeeinrichtungen würden sich im Rahmen des Normalen bewegen. «Solche Meldungen von Impfdurchbrüchen in Pflegeheimen haben wir seit Beginn der Impfkampagne.»

Etwas hat sich allerdings seither geändert. Ab etwa Anfang Juli dominiert in der Schweiz die hoch ansteckende Delta-Variante von Sars-CoV-2. Diese hat zur Folge, dass sich vermehrt auch geimpfte Personen mit dem Virus anstecken können – allerdings immer noch deutlich seltener als Ungeimpfte. Zudem verlaufen die Infektionen bei Geimpften in aller Regel mild. Die häufigeren Ansteckungen könnten aber gerade in Pflegeeinrichtungen zu einem Problem werden, wie Gabriela Bieri, Chefärztin der Pflegezentren der Stadt Zürich, in einem Interview mit dieser Zeitung sagt.

Pfizer/Biontech schützt lange sehr gut

Generell ist die Datenlage zur Frage, wie lange und wie gut die Schutzwirkung der Impfstoffe anhält, noch relativ dünn. Eine aktuelle, noch nicht von Experten begutachtete Studie aus Grossbritannien ist wohl diesbezüglich mit am aussagekräftigsten. Forscher der staatlichen Gesundheitsbehörde Public Health England analysierten dabei die Schutzwirkung der beiden Impfstoffe von Pfizer/Biontech und AstraZeneca (der in der Schweiz nicht zugelassen ist) in den Monaten nach der zweiten Impfung.

Demnach schützt der mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech auch fünf Monate und länger fast alle Altersgruppen sehr gut (mindestens zu 90 Prozent) vor einem schweren Verlauf respektive einer Hospitalisierung. Einzig bei den über 80-Jährigen und bei den zu einer Risikogruppe gehörenden über 65-Jährigen geht der Schutz nach fünf Monaten auf rund 70 Prozent runter. Diese beiden Gruppen könnten daher sehr wohl von einer Booster-Impfung profitieren, schreibt der Datenspezialist John Burn-Murdoch von der «Financial Times» auf Twitter. Für alle anderen Personengruppen reiche der Schutz einer doppelten Impfung nach wie vor gut aus.

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Das sieht Christoph Berger ähnlich. Es sei gut möglich, dass geimpfte betagte Menschen die ersten seien, die wieder eine schwere Infektion bekommen. Der Ekif-Präsident nennt dafür drei Gründe: «Erstens wird das Immunsystem nicht besser mit dem Alter, zweitens liegt bei ihnen die Impfung schon am längsten zurück, und drittens haben sie das grösste Covid-Risiko.»

In der britischen Impfschutzstudie schnitt der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca etwas weniger gut ab (aber immer noch ausreichend) als derjenige von Pfizer/Biontech. Zur Vakzine von Moderna gibt es keine entsprechenden Daten aus England. Eine US-Studie aus dem «New England Journal of Medicine» deutet dafür darauf hin, dass der Impfstoff von Moderna möglicherweise sogar noch ein wenig besser schützt als derjenige von Pfizer.

Keine Empfehlung vor Zulassungsentscheid von Swissmedic

Trotz der nach wie vor hervorragenden Schutzwirkung ihrer Vakzine haben sowohl Moderna als auch Pfizer/Biontech Mitte September beim Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic einen Antrag auf Zulassungserweiterung für eine dritte Dosis ihrer Covid-19-Impfstoffe eingereicht. Beide Anträge sind derzeit hängig. Swissmedic beschleunige die Prozesse aller Covid-19-Gesuche maximal, «ohne die üblichen wissenschaftlichen Standards und Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit aufzuweichen», heisst es auf Anfrage.

Bis zu einem Entscheid von Swissmedic, der wohl kaum vor Mitte Oktober zu erwarten ist, wird auch die Ekif keine weitergehenden Beschlüsse zur Booster-Impfung fassen. «Solange die allgemeine Lage nicht aus dem Ruder läuft, werden wir vor einer Zulassung keine neuen Empfehlungen abgeben», sagt Berger. «Wir sind aber total darauf vorbereitet, sodass wir schnell mit einer Empfehlung reagieren können, wenn wir wissen, wer wann eine Auffrischimpfung bekommen soll.»

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