Besorgniserregende LuftverschmutzungNirgendwo ist die Luft so dreckig wie in der indonesischen Hauptstadt
Jakarta ist die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt. Die Einwohner Indonesiens sorgen sich um ihre Gesundheit, die Regierung will Massnahmen ergreifen.
Die indonesische Hauptstadt Jakarta gehört seit Mai dieses Jahres durchgehend zu den Top 10 der am stärksten verschmutzten Städte weltweit. Vergangene Woche stand sie gar an der Spitze der Rangliste, die vom Schweizer Luftqualitätstechnologieunternehmen IQAir erstellt wurde.
Der indonesische Präsident Joko Widodo machte während einer Kabinettssitzung am Montag insbesondere den «übermässigen Strassenverkehr, die lange Trockenzeit und die Industrie» für das Problem verantwortlich, wie örtliche Medien berichten. Der Präsident selbst habe seit bald vier Wochen mit einem hartnäckigen Husten zu kämpfen, den ein Beamter auf die hohe Luftverschmutzung zurückführte.
Die Regierung kündigte jetzt Massnahmen an: So würden künftig stichprobenartige Fahrzeugkontrollen durchgeführt und alle Fahrer dazu gezwungen, ihr Auto einem Abgastest zu unterziehen. Man werde Geldstrafen für all diejenigen erwägen, welche die Tests nicht bestehen, und Wiederholungstätern den Führerschein entziehen.
Stadtverwaltung schickt Beamte ins Homeoffice
Die Stadtverwaltung von Jakarta überlegt sich zudem, die Hälfte ihrer Mitarbeitenden ins Homeoffice zu schicken, wie Reuters schreibt. Präsident Widodo riet den Unternehmen zudem, Hybridarbeit einzuführen, und drängt auf eine Wetteränderung. Um das zu erreichen, wird in Indonesien bereits während der Trockenzeit die Technik des sogenannten Cloud Seeding durchgeführt. Dabei werden Salzfackeln in die Wolken geschossen, um künstlichen Regen auszulösen.
Umweltorganisationen sehen die Ursache für die schlechte Luft seit langem in den Kohlekraftwerken des Landes. Die weit über 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Jakartas sorgen sich seit Jahren um ihre Gesundheit. Bereits 2021 hatten einige von ihnen erfolgreich eine Zivilklage eingereicht und die Regierung dazu aufgefordert, Massnahmen zur Kontrolle der Luftverschmutzung zu ergreifen. Sie bekamen vor Gericht recht und Präsident Widodo musste daraufhin nationale Luftqualitätsstandards festlegen.
«Ich finde die Situation sehr besorgniserregend», wird eine junge Frau in der Innenstadt von der «South China Morning Post» zitiert. «So viele Kinder sind krank und haben dieselben Beschwerden und Symptome wie Husten und Schnupfen», sagt sie.
Die Hauptstadt des Inselstaats kämpft auch mit anderen Problemen wie Verkehrskollaps und dem steigenden Meeresspiegel. Längerfristig hat die Regierung deshalb grosse Pläne: Auf der Insel Borneo wird eine komplett neue Hauptstadt errichtet. Der Umzug soll bereits nächstes Jahr beginnen. Bis dahin muss viel gerodet und gebaut werden.
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