Tests in den ArztpraxenNicht alle Hausärzte wollen Schnelltests anbieten
Hausärzte sind geteilter Meinung, was Corona-Schnelltests angeht. Die einen finden ihn zu wenig verlässlich und zu aufwendig. Die anderen sehen darin eine wichtige Ergänzung.
Es klingt verlockend: Mit dem Schnelltest soll man innerhalb von 15 bis 20 Minuten wissen, ob man sich mit dem Coronavirus infiziert hat oder nicht. Während man beim schon länger etablierten PCR-Test am einen Tag den Abstrich machen lässt und frühestens am nächsten Tag das Resultat erfährt.
Doch so einfach ist es nicht. Andreas Steiner aus Küsnacht ist Meilens Bezirksarzt. Er rechnet vor, dass ein Schnelltest nicht eine Viertelstunde, sondern mindestens 40 Minuten in Anspruch nimmt. Zuerst brauche es ein Beratungsgespräch mit dem Patienten, dann nehme man den Abstrich vor. Anschliessend wird der eigentliche Test durchgeführt. Nach der Wartezeit muss der Arzt mit dem Patienten das Ergebnis besprechen.
PCR-Test hat Vorrang
Der Aufwand für einen Hausarzt ist gross, den neuen Test durchzuführen. Es werde ein separates Zimmer benötigt, und eine Angestellte sei mit den Tests beschäftigt, erklärt Steiner. Kommt hinzu, dass die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) seinen Mitglieder empfiehlt, auf eine Durchführung des Schnelltests zu verzichten. Der Grund: Der Test sei zu wenig verlässlich.
Unter den Hausärzten in der Region ist die Lage nicht einheitlich. Steiner sagt: «Jeder kann selber entscheiden, welchen Test er anbietet. Zu mir können alle kommen, die einen PCR-Test brauchen.» Der Küsnachter Arzt bietet den Schnelltest nicht an.
Steiner hat die Erfahrung gemacht, dass Personen, die ins Ausland reisen möchten und dafür einen negativen Test benötigen, nicht auf den Schnelltest setzen könnten: «Auf dem entsprechenden Formular einer Patientin wurde ausdrücklich das Ergebnis des PCR-Tests verlangt», erklärt er.
«Wertvolle Ergänzung»
Hannes Frick aus Oberrieden, der Bezirksarzt von Horgen, sieht es anders. Er bietet Schnelltests an für Patienten aus seiner Kartei. «Wir haben bislang gute Erfahrungen damit gemacht.» Frick testet jedoch nur Personen, die den Kriterien des Bundes für einen Test entsprechen: «Nur wenn sie weniger als vier Tage lang Symptome haben, nicht schwer krank sind, keiner Risikogruppe angehören oder nicht im Gesundheitswesen arbeiten, testen wir sie.» Weder Frick noch Steiner können aber angeben, wie viele Hausärzte in ihrem Bezirk die Schnelltests anbieten. Diese Angabe wird nicht erfasst.
In seiner Oberriedner Praxis ist der November ein strenger Monat, es gibt jeden Tag viel zu tun. «Zusätzlich führen wir die Schnelltests als Dienstleistung durch», sagt er. An manchen Tagen gelangten er und sein Team dadurch an die Kapazitätsgrenze. Doch Frick betont: «Schnelltests sind eine wertvolle Ergänzung zum Gesamtkonzept zur Eindämmung der Pandemie.»
Zwar sei davon auszugehen, dass die Schnelltests rund 10 Prozent der Infizierten nicht feststellen, sagt Frick und ergänzt: «Bei Patienten ohne Symptome ist die Fehlerquote höher.» Dennoch sei es wichtig, dass sich mehr Menschen testen liessen. Auch dann – und gerade dann –, wenn sie nur leichte Symptome hätten.
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