Ausgangslage

Einige Dutzend Abgeordnete sind schon gewählt: 76 insgesamt, vor allem linke und rechtsextreme. Sie haben bereits im ersten Wahlgang über 50 Prozent der Stimmen erreicht, unter anderem Marine Le Pen. Es bleiben also noch 501 Sitze zu vergeben, das französische Parlament zählt total 577 Sitze. Sie werden nach dem Mehrheitswahlrecht in ebenso vielen Wahlkreisen ausgemacht.

Den ersten Wahlgang gewonnen hat der rechtsextreme Rassemblement National von Le Pen, kurz RN. Er hat das beste Ergebnis seiner gesamten Parteigeschichte erreicht (29,2 Prozent). Das linke Bündnis Nouveau Front populaire oder NFP lag mehr als fünf Prozentpunkte dahinter. Ensemble pour la République, Macrons zentristisches Lager, wurde nur Dritter.

Le Pens Partei wird so viele Sitze erreichen wie nie zuvor. Gemäss jüngsten Umfragen dürften es mehr als 200 werden, bisher waren es 89. Dass es nicht noch mehr werden, liegt an der Wahltaktik der Gegner. Die Linke hat nach dem ersten Wahlgang alle ihre Drittplatzierten aus dem Rennen gezogen, damit andere gemässigte Kandidaten, die besser platziert waren, ihr Duell gegen die extreme Rechte gewinnen können – also Macronisten und Republikaner. Auch die Macronisten haben die meisten ihrer Drittplatzierten für andere aufgegeben.

Für den Rassemblement National dürfte es damit nicht mehr zur absoluten Mehrheit reichen. Welche Szenarien es dann gibt und wie Präsident Macron mit einem fragmentierten Parlament weiterregieren kann, lesen Sie hier: Heute schaut ganz Europa auf Frankreich – was kann alles passieren? (Oliver Meiler)